Voyager 008 - Cybersong
wir davon ausgehen, daß sie uns ein
zuverlässiges Bild von der Realität liefert. Sie haben wirklich
großartige Arbeit geleistet.«
»Danke, Captain«, entgegnete Harry und errötete. Er war nicht
daran gewöhnt, auf diese Weise gelobt zu werden. Janeway hielt
nicht mit Lob hinterm Berg, aber sie ging mit anerkennenden
Worten keineswegs verschwenderisch um.
»Ich gebe sofort der Einsatzgruppe Bescheid«, sagte die
Kommandantin und schritt zur Tür. »Ich schlage vor, Sie ruhen
sich aus, Mr. Kim. Sie haben es sich verdient.«
Mit diesen Worten verließ Janeway die Krankenstation.
»Sie sollten sich das zu Herzen nehmen«, ertönte eine andere,
ironisch klingende Stimme. »Es geschieht eher selten, daß
Captain Janeway medizinischen Rat erteilt, und ich bin ziemlich
sicher, daß sich dieses Phänomen heute nicht wiederholen
wird.«
Harry Kim seufzte. Er hatte den Doktor gar nicht bemerkt.
Kein Wunder: Das Hologramm des Arztes konnte jederzeit
erscheinen. Und es hörte praktisch alles.
Er fügte sich widerstrebend und kehrte erneut ins Bett zurück.
18
Die Angehörigen der Einsatzgruppe hörten zu, als Captain
Janeway von Harry Kims Entdeckungen berichtete.
»Eine KI?« fragte Torres erstaunt. »Aber warum versucht sie
nicht, der Crew zu helfen, anstatt sie umzubringen?«
»Sie ist ein Kind«, erwiderte Kes. »Vielleicht begreift sie gar
nicht, daß sie keine Hilfe leistet.«
»Wie kommen Sie darauf, daß es ein Kind ist?« fragte Mandel.
»Wenn es sich wirklich um eine künstliche Intelligenz handelt,
so verfügt sie über keine Persönlichkeit, ob reif oder unreif.
Nun, ich bezweifle, ob wir es wirklich mit einer KI zu tun
haben. Es wäre mir bestimmt längst aufgefallen.«
Chakotay hielt es für besser, sofort einzugreifen. »Ich weiß,
daß es ein Kind ist«, sagte er. »Ich habe mit ihm gesprochen.«
»Wie denn?« entgegnete Daphne Mandel sofort. »Wieso sollte
die KI mit Ihnen reden und nicht mit mir?«
»Sie hat einen telepathischen Kontakt hergestellt«, erklärte
Kes. Die Ocampa zeigte der Programmiererin gegenüber nicht
die geringste Feindseligkeit, was Chakotay sehr beeindruckte.
Mandel mochte kein cardassianischer Agent sein, aber das
bedeutete nicht automatisch, daß sie einem sympathisch sein
mußte.
»Eine telepathische KI?« Sie schnaubte abfällig. »Das ist doch
absurd.«
»Nicht für ein Volk von Telepathen«, sagte Tom Paris, der an
den Navigationskontrollen des Shuttles saß. »Es ergäbe
durchaus einen Sinn.«
»Das meinen Sie nur, weil Sie von diesen Dingen nicht die
geringste Ahnung haben«, erwiderte Mandel.
Paris pfiff leise durch die Zähne, richtete seine volle
Aufmerksamkeit auf die Instrumententafel und schüttelte den
Kopf. Chakotay wünschte sich, ebenfalls dazu in der Lage zu
sein, Daphne Mandel einfach zu ignorieren.
»Es gibt gewisse Dinge, mit denen Sie sich abfinden müssen,
Fähnrich Mandel«, sagte der Erste Offizier. Seine Stimme klang
noch ruhiger als sonst – ein sicherer Hinweis darauf, daß Zorn in ihm brodelte. »Es nützt nichts, wenn Sie die Dinge so sehen
wollen, wie sie Ihnen gefallen. Sie sollen die KI untersuchen,
ihre Denkweise nachvollziehen und sie dazu bringen, uns
freizugeben. Wir haben ein Computervirus eliminiert, was
jedoch nicht bedeutet, daß wir noch einmal angegriffen werden
möchten, wenn wir diesen Raumbereich verlassen.«
Daphne Mandel schwieg, saß einfach nur da und starrte auf
ihre angeknabberten Fingernägel. Chakotay wandte sich von ihr
ab. »Kes… Welches Schiff hat die künstliche Intelligenz als
seinen Standort gewählt?« fragte er.
Die Ocampa blickte aus dem Fenster. Hunderte von Wracks
schwebten im All, bildeten einen gewaltigen Raumschiff-
Friedhof.
»Hier sieht’s aus wie an jenem Ort, wo wir Neelix
aufgenommen haben«, sagte Paris. »So viele Ersatzteile…
Wirklich schade, daß wir sie nicht nutzen können. Ich kenne da
einen Ersatzteilhändler, der…«
»Das Schiff dort«, sagte Kes und hob die Hand.
Chakotay nickte. Er gewann den gleichen Eindruck. Sie hatten
gleich beim erstenmal den richtigen Raumer gewählt: Aus
irgendeinem Grund bevorzugte die KI das Schiff mit dem Riß in
der einen Seite.
»O nein«, brachte Paris hervor. »Ich habe gehofft, wir könnten
diesmal auf Schutzanzüge verzichten.«
Er stöhnte so übertrieben, daß Kes und B’Elanna Torres
lachten.
»Ja, lachen Sie nur«, sagte Paris. »Sie brauchten beim ersten
Einsatz keine
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