Voyager 012 - Der Garten
die Offiziere an, die sich erneut im
Bereitschaftsraum versammelt hatten. Sie erkannte den
Schmerz, der sich hinter Paris’ Lächeln verbarg, und sie
bemerkte auch die besorgten Blicke, mit denen Kim den
Navigator musterte, wenn er sich unbeobachtet fühlte. Tuvoks
Gesicht blieb völlig ausdruckslos, was die Kommandantin kaum
überraschte, doch in der Miene von B’Elanna Torres entdeckte
sie etwas, das ihr Unbehagen bereitete. Auf dem Planeten
scheint mehr geschehen zu sein, als es den Anschein hat,
überlegte sie und straffte ganz bewußt die Schultern. Sofort
hörten die leisen Gespräche auf, und die Blicke aller
Anwesenden richteten sich auf sie.
Eins nach dem anderen, dachte Janeway. »Mr. Chakotay, wie
ist der Status des Schiffes?«
Der Erste Offizier sah von dem vor ihm liegenden Datenblock
auf. »Eigentlich ist die Voyager in einem recht guten Zustand, Captain. Es kam nur zu minimalen Schäden an Bord, vor allem
an den externen Sensoren. Alle sind dem Maschinenraum
gemeldet worden, und nach einer ersten Schätzung dauert die
Reparatur etwa acht Stunden.«
»Ich hatte noch keine Gelegenheit, mich genauer mit der
Situation zu befassen«, sagte Torres. »Vielleicht lassen sich die
Reparaturen auch schneller durchführen.«
Sie klang bedrückt, fand Janeway, entschied jedoch, nicht
darauf einzugehen. »Verletzungen?«
»Ja, aber nur leichte«, erwiderte Chakotay.
Der auf dem Wandschirm sichtbare holographische Arzt
räusperte sich. Es war ein kalkuliertes, fast theatralisch
klingendes Geräusch. Janeway zweifelte kaum daran, daß der
Doktor es nach einer gründlichen Untersuchung der
entsprechenden physiologischen Mechanismen seinem
Repertoire hinzugefügt hatte.
»In den meisten Fällen handelt es sich um Hautabschürfungen
und blaue Flecken«, sagte der Holo-Arzt. »Hinzu kommt ein
verstauchter Knöchel, verursacht vom Sturz in einer
Jefferiesröhre. Allerdings gibt es da noch einen anderen Punkt.
Bei der Untersuchung einer toten Kirse, die Lieutenant Paris an
Bord brachte…«
»Graurose«, sagte Paris leise.
»… habe ich einige Anomalien gefunden«, sagte der Doktor.
Torres sah auf. »Die Kirse verwenden implantierte Technik«,
sagte sie.
Der Doktor schüttelte den Kopf. »Nein. Ich meine, ja, das
stimmt. Ich habe mehrere Implantate gefunden, unter ihnen auch
eins, das zum Tod der Kirse geführt hat.«
Paris preßte die Lippen aufeinander, doch der Doktor fuhr fort,
als hätte er diese Reaktion nicht bemerkt.
»Ich spreche von einem Interface, das eine direkte Verbindung
mit den Bordsystemen ermöglichte und es der Pilotin erlaubte,
das Shuttle mit ihren natürlichen Reflexen zu fliegen. Ich
vermute, ein direkter Treffer verursachte eine Rückkopplung,
die alle Sicherungen neutralisierte und einen tödlichen
Stromschlag bewirkte. Einzelheiten kann ich nur bei der
Durchführung einer Autopsie feststellen.«
»Wozu wir die Erlaubnis der Kirse brauchen«, sagte Janeway.
Sie sah zu Chakotay. »Sie haben Unnachgiebig mitgeteilt, daß
sich die Leiche an Bord unseres Schiffes befindet. Ist bereits
eine Antwort eingetroffen?«
Der Erste Offizier schüttelte den Kopf. »Nein, noch nicht,
Captain.«
»Es ist mir durchaus klar, daß ich ohne eine Genehmigung
nicht befugt bin, eine Autopsie vorzunehmen«, sagte der Doktor.
»Allerdings hielt ich es für angebracht, die Gelegenheit zu
nutzen und einige Gewebeproben zu untersuchen – um Daten
für die eventuelle Behandlung anderer Kirse zu gewinnen. Die
Ergebnisse meiner Analysen sind recht interessant.«
Das Bild auf dem Wandschirm teilte sich. Das Gesicht des
Doktors glitt zur einen Seite, und auf der anderen erschien ein
komplexes Muster aus bunten Symbolen vor einem schwarzen
Hintergrund. Janeway glaubte, eine DNS-Struktur zu erkennen,
aber sie enthielt zu viele rote Teile, zu viele ähnlich beschaffene Komponenten.
Paris beugte sich ein wenig vor und runzelte andeutungsweise
die Stirn. Kim neigte fast wie in Kirse-Art den Kopf zur Seite.
»Ist das ein DNS-Muster?« fragte er. Eine Sekunde später wurde
ihm klar, daß er laut gesprochen hatte. »Entschuldigung,
Captain.«
»Ja, es ist DNS«, bestätigte der Doktor. »Die DNS der Kirse,
um ganz genau zu sein. Allerdings: Ein Geschöpf mit dieser
DNS hätte nie geboren werden dürfen.«
»Bitte erklären Sie das«, sagte Janeway, obgleich sie ahnte,
was der holographische Arzt meinte.
»In diesem Strang gibt es einfach zu viele
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