Voyager 012 - Der Garten
ist eine gute Pilotin«, sagte der Mann. »Aber ich möchte in
einem Stück nach Hause zurückkehren.«
»Und wo ist Ihr Zuhause?« fragte Paris. Lautlos verfluchte er
sich selbst und beobachtete, wie Grauroses Schwingen zuckten.
Ich sollte mich von ihm nicht provozieren lassen, dachte er.
Hoffentlich habe ich nicht alles verdorben.
Doch zu seinem Erstaunen lachte Revek nur. »Eins zu null für
Sie. Nun, heutzutage halte ich die Zitadelle für mein Zuhause.
Um ganz ehrlich zu sein… Nach der Begegnung mit dem
Beschützer hätte ich nicht erwartet, irgendwann noch einmal ein
menschliches Gesicht zu sehen.«
»Sie haben also gar nicht versucht, zur Föderation
zurückzukehren«, sagte Paris.
»Doch, das habe ich«, antwortete Revek. »Obwohl es die
Mühe kaum lohnte. Ich meine, wenn kein Wunder geschieht –
und Wunder scheinen in letzter Zeit immer seltener zu werden –,
dauert die Reise zum Alpha-Quadranten selbst mit maximaler
Geschwindigkeit etwa siebzig Jahre. Ich träfe als Greis dort ein
– vorausgesetzt, ich lebe überhaupt so lange. Deshalb habe ich
nach angenehmen Orten Ausschau gehalten, noch bevor ich
diese Welt erreichte.« Revek bedachte Paris mit einem fast
spöttischen Blick. »Hindert die Starfleet-Ausbildung Sie
vielleicht daran, mit dem Gedanken zu spielen, sich irgendwo
niederzulassen? Vorausgesetzt natürlich, Sie finden den
richtigen Planeten…«
»Ich verstehe, was Sie meinen«, erwiderte Paris und sah aus
dem Fenster des Shuttles. Revek hatte einen wunden Punkt
berührt: Nein, die Starfleet-Ausbildung verhinderte nicht, daß
man über solche Dinge nachdachte, verschiedene Möglichkeiten
in Erwägung zog. Keine der bisher von der Voyager besuchten Welten hatte auf Paris solchen Reiz ausgeübt wie die
Vorstellung, zum Alpha-Quadranten zurückzukehren. Doch
andere Besatzungsmitglieder waren in Versuchung geraten –
mehrere seiner Freunde an Bord hatten Bedauern zum Ausdruck
gebracht, als sie die Brioni verließen. Paris lächelte bitter.
Eigentlich konnte er sogar von Glück sagen. Der Transfer zum
Delta-Quadranten bedeutete keinen Verlust für ihn. Den
Aufenthalt in der Strafanstalt von Neuseeland hatte er nicht als
sehr angenehm empfunden, und die Jahre davor waren kaum
besser gewesen. Die Rückkehr zum Alpha-Quadranten brachte
ihm keine Vorteile. Er hatte bereits die beste Position erreicht,
die für ihn in Frage kam – es gab nicht viele Kommandanten,
die jemandem mit seiner Vergangenheit ihr Schiff anvertrauten.
Durch eine Rückkehr in die Heimat mochte sich seine Situation
verschlechtern. Ja, ich verstehe Sie wirklich, Thilo Revek, dachte er und erlaubte sich ein weiteres bitteres Lächeln. Ich kann
zumindest Ihre Motive nachvollziehen. Was Chakotay über Sie
erzählt und was der Computer von Ihnen zu berichten weiß…
Alles deutet daraufhin, daß Sie beim Maquis ebenso unbeliebt
waren wie ich. Kein Wunder, daß Sie die Chance ergriffen, sich
hier niederzulassen. An Ihrer Stelle hätte ich vielleicht genauso gehandelt. Er verdrängte diesen Gedanken, angewidert vom
eigenen Selbstmitleid. Nein, das ist Unsinn. Ich habe Freunde
an Bord der Voyager. Und mehr noch: Ich kann dort jene Arbeit leisten, die mir gefällt, für einen Captain, den ich aufrichtig respektiere. Daran ändert sich nichts. Ich lasse nicht zu, daß
sich etwas daran ändert.
Der Rest des Fluges zur Zitadelle verlief ereignislos. Graurose
ließ das Shuttle so sanft aufsetzen, daß Paris kaum einen Ruck
spürte. Kim und seine Kirse – Harfe, erinnerte er sich – warteten
in einem gewölbten Zugang und näherten sich, als die kleine
Maschine ausrollte. Paris streifte die Gurte ab und stieg als
zweiter aus, dicht hinter Graurose. Kim winkte ihm zu und trat
vor.
»Wie lief es bei Ihnen?«
»Wie man’s nimmt«, erwiderte Paris. »Wir haben alle
benötigten Proben, aber leider griffen uns zwei sogenannte
Gärtner an.« Revek hat einen von ihnen getötet, fügte er in Gedanken hinzu. Nun, darauf kann ich auch später noch
hinweisen.
»Gärtner griffen Sie an?« wiederholte Kim schockiert.
»Ja«, sagte Paris. »Graurose meint, sie unterscheiden sich von
denen in diesem Bereich.«
»Das stimmt«, bestätigte Harfe. »Hier sind sie besser
adaptiert.«
Ich glaube, diesen Punkt sollten wir noch etwas eingehender
erörtern, dachte Paris. »Haben Sie Ihre Proben, Harry?«
»Ja.« Kim nickte sofort. »Und jede Menge Sondierungsdaten.«
»Na schön.« Paris sah
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