Voyager 012 - Der Garten
imstande sein, den
Kirse das zu geben, was sie wollen – ohne dadurch unsere
Sicherheit zu gefährden. Ich warte nur darauf, daß Tuvok sie
analysiert.«
»Gut. Führen Sie die Analysen durch, Tuvok. Ich vereinbare
ein weiteres Treffen mit den Kirse.« Janeway stand auf, und die
anderen erhoben sich ebenfalls. Paris drehte kurz den Kopf und
sah, wie Ärger oder vielleicht auch Enttäuschung über
Chakotays Miene huschte. Dann hatte sich der Erste Offizier
wieder unter Kontrolle.
Janeway sah überrascht auf, als der Türmelder ihres Quartiers
summte. Sie hatte damit gerechnet, ein oder zwei Stunden für
sich zu haben, bevor sie zur Brücke zurückkehren mußte, um
mit den Kirse zu reden. »Wer ist da?«
»Chakotay.« Eine kurze Pause. »Könnte ich Sie sprechen,
Captain?«
»Natürlich.« Was ist denn diesmal nicht in Ordnung? fragte sie sich und öffnete. Gleichzeitig warf sie einen Blick aufs
Statusdisplay der Konsole. Alle Anzeigen leuchteten grün – die
Bordsysteme funktionierten also innerhalb der Parameter, die
nach dem Transfer in den Delta-Quadranten neu festgelegt
worden waren. Beim Flug durch den Alpha-Quadranten hätte
Janeway jetzt orangefarbene Lichter gesehen, da mehrere Werte
nicht den üblichen Starfleet-Standards entsprachen. Unter den
gegenwärtigen Umständen ließen sich Kompromisse nicht
vermeiden.
»Worum geht es?« fragte Janeway und bedeutete dem Ersten
Offizier, Platz zu nehmen.
Chakotay verzog kurz das Gesicht und setzte sich. »Es ist
nichts Ernstes«, sagte er. »Und es hat auch nichts mit dem Schiff
zu tun. Ich… mache mir Sorgen in Hinsicht auf die Kirse.«
Janeway nickte und nahm Chakotay gegenüber Platz. »Sie
kennen die Situation ebensogut wie ich. Wenn wir hier keinen
neuen Proviant bekommen, schaffen wir es nicht bis zum
nächsten Planeten der Klasse M.«
»Wobei wir von der Annahme ausgehen, daß entsprechende
Welten in diesem Raumbereich auch weiterhin so selten sind
wie zuvor«, erwiderte Chakotay.
»Wären Sie bereit, ein solches Risiko einzugehen?« fragte
Janeway.
Der Erste Offizier wandte den Blick ab. »Aussichtslose
Situationen haben mir nie gefallen«, antwortete er nach einigen
Sekunden.
Janeway lächelte schief, und Chakotay schmunzelte ebenfalls.
»Was die Kirse mit jenen Geschöpfen anstellen… Es verstößt
gegen alle Grundsätze, mit denen ich aufgewachsen bin«, sagte
er. »Niemand – kein Wesen – hat das Recht, andere
Lebensformen auf diese Weise zu benutzen.«
»Ihr Volk verwendete Zugtiere«, wandte Janeway ein. »Die
Traditionalisten verzichten selbst heute nicht darauf, obgleich
Maschinen zur Verfügung stehen.«
»Das ist etwas anderes.« Chakotay schüttelte den Kopf, und in
dieser Geste kam ein gewisser Ärger zum Ausdruck. »Wir
behandeln Tiere – alle lebenden Tiere – mit Respekt. Wir bitten
um Erlaubnis, sie benutzen zu dürfen, und anschließend danken
wir für die geleistete Arbeit.«
»Glauben Sie, daß sich dadurch für das betreffende Tier ein
praktischer Unterschied ergibt?«
Chakotay runzelte die Stirn. »Natürlich. Ein Tier kann zwar
nicht antworten oder verstehen, aber indem wir fragen, verhalten
wir uns menschlich…« Er unterbrach sich plötzlich und richtete
einen durchdringenden Blick auf die Kommandantin. »Das
brauche ich Ihnen gar nicht zu erklären. Sie wissen genau
darüber Bescheid.«
Janeway seufzte und gab ihre bisherige Taktik auf. Chakotays
Abstammung, seine Prinzipientreue, jene Dinge, an die er fest
glaubte… Sie konnte kaum hoffen, einen solchen Mann
umzustimmen. Und eigentlich bin ich auch froh darüber, daß
ich es nicht kann, dachte sie. Doch andererseits darf ich nicht das aufgeben, was ich für meine Pflicht erachte. »Chakotay…«, begann sie und suchte nach den richtigen Worten, um eine
Brücke zwischen ihnen zu bauen, um seine Überzeugungen
anzuerkennen, ohne ihre eigenen aufzugeben. »Ich finde es
ebenfalls falsch, Tiere auf eine derartige Weise zu behandeln.
Was die Kirse mit den sogenannten Gärtnern anstellen, erfüllt
mich mit einem Unbehagen, das die Hinweise von Paris nicht
aus mir vertreiben konnten. Aber ich weiß auch, daß wir
dringend frische Nahrungsmittel brauchen.«
Chakotay setzte zu einer Erwiderung an, und Janeway kam
ihm zuvor, indem sie die Hand hob. »Nein, lassen Sie mich
ausreden. Selbst wenn wir uns in einer anderen Situation
befänden und ein Dutzend Planeten zur Verfügung hätten, um
uns neuen Proviant
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