Voyager 018 - Seven of Nine
Jetzt griff sie mit ihnen nach den Werkzeugen und
betrachtete den Stein.
»Ein Selbstporträt«, sagte sie und lauschte dem schnurrenden
Klang ihrer Stimme. »Ich habe lange genug gelebt. Also los,
Druana. Lass uns herausfinden, wie deine Falten aussehen.«
Sie trat an den Stein heran, berührte ihn und spürte sein
Verlangen, zu etwas anderem zu werden. Sie lachte gurgelnd und begann mit der Arbeit.
4
Chakotay betrat den Transporterraum, gefolgt von den beiden
Sicherheitswächtern Ramirez und Dawson. Hinter ihnen schloss
sich die Tür.
»Sir, Tamaak Vriis hat uns mitgeteilt, die Skedaner seien für
den Transfer bereit«, sagte Fähnrich Lyssa Campbell, die an der
Konsole stand.
»Dann schlage ich vor, wir holen sie an Bord und bereiten
ihnen einen angemessenen Starfleet-Empfang«, erwiderte der
Erste Offizier.
Lyssa lächelte und sah auf die Kontrollen hinab. Mit geübtem
Geschick huschten ihre Finger über die Schaltflächen.
Chakotay hatte Janeway um Erlaubnis gebeten, die Passagiere
selbst willkommen zu heißen. Durch das überschwängliche Lob
der Kommandantin in Hinsicht auf die Skedaner im
Allgemeinen und Tamaak Vriis im Besonderen war seine
Neugier geweckt worden. Gleichzeitig läutete irgendwo in
Chakotays Hinterkopf eine kleine Alarmglocke. Captain
Janeway äußerte sich oft positiv über Personen, die sie
respektierte und zu schätzen wusste, aber Chakotay wollte selbst
feststellen, wie ›intelligent, humorvoll, sanft und hilfreich‹ die Flüchtlinge waren.
Seine Skepsis ging vermutlich auf die Zeit beim Maquis
zurück, obwohl er inzwischen schon seit vier Jahren die
Starfleet-Uniform trug. Dieser Gedanke ernüchterte ihn. Der
Maquis existierte nicht mehr – die Cardassianer hatten ihn
ausgelöscht. Nur einige wenige Maquisarden waren mit dem
Leben davongekommen, als Gefangene der Föderation.
Das Summen des Transporters beendete seine Melancholie,
und er lächelte unwillkürlich, als die Skedaner materialisierten
und sich neugierig umsahen.
Mit ihren großen Augen, anmutigen Bewegungen und dem
weichen Pelz stimulierten sie jenes Empfinden, das Menschen
gewissen irdischen Geschöpfen entgegenbrachten, vor allem
Rehen und Känguruhs. Logisch war so etwas natürlich nicht.
Trotzdem spürte Chakotay, wie sich derartige Gefühle in ihm
regten, als ein Skedaner vortrat und ihn aus großen, glänzenden
Augen ansah.
»Sie sind Commander Chakotay?«
Das überraschte den Ersten Offizier. »Ja. Woher wissen Sie
das?«
Die Lider des Skedaners kamen halb herab – das Äquivalent
eines menschlichen Lächelns. »Ich habe gut geraten.« Er hob
einen Arm zum Kopf, auf dem sich ein schützender
Knochenwulst zeigte, klopfte sich über dem einen Auge an den
Pelz. »Ihr Zeichen, Commander.«
Die Tätowierung, natürlich, dachte Chakotay, und sofort
verflüchtigte sich sein Argwohn. Wahrscheinlich wurde sie
während eines Gesprächs über Ränge und persönliche
Besonderheiten erwähnt. Er erinnerte sich an den Namen des Skedaners, den Janeway als Oberhaupt der Gruppe bezeichnet
hatte. »Ich nehme an, Sie sind Tamaak Vriis.«
»Ja, das stimmt. Commander, wir sind überaus dankbar für
Ihre Hilfe.« Tamaak zögerte kurz und fuhr dann fort: »Nach all
den Jahren ist es schwer, auch weiterhin zu hoffen. Sie haben
unsere Hoffnung darauf erneuert, unser Ziel zu erreichen.
Unsere Jungen… « Er deutete auf einige kleine Skedaner, die
noch in den Bauchbeuteln ihrer Mütter steckten. »… brauchen
eine Heimat. Einen Ort, den sie ›Zuhause‹ nennen können, der
ihrer Existenz einen Sinn gibt.«
»Wir helfen Ihnen, so weit es uns möglich ist«, sagte
Chakotay. Das Bedürfnis, irgendwo Wurzeln zu schlagen,
konnte er gut verstehen. Seine eigene Kindheit und Jugend
waren recht turbulent gewesen, bestimmt von der Suche nach
einem Platz im Universum. Komischerweise hatte ihn das
Streben nach Individualität - seine ›Widerborstigkeit‹ – zu den
Lehren des Vaters zurückgeführt, obwohl er immer bestrebt
gewesen war, ihnen zu entkommen.
Er hätte sich gern noch länger mit den Skedanern unterhalten,
aber es gab ein Protokoll, das Respekt verlangte. »Wir müssen
bei Ihnen und Ihren Begleitern eine Sondierung nach Waffen
und anderen gefährlichen Gegenständen vornehmen. Da wir Ihre
Technik nicht kennen, ist außerdem eine Durchsuchung Ihres
Gepäcks notwendig. Bitte nehmen Sie keinen Anstoß daran.«
»Schon gut. Wir verstehen die Notwendigkeit
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