Voyager 018 - Seven of Nine
etwas Lebendiges in der Kugel befinden
könnte. Aber es ließ sich nichts entdecken.« Er wölbte eine
Braue und fügte hinzu: »Was aber keineswegs bedeutet, dass es
nichts zu entdecken gibt.«
»Ja«, sagte Janeway. »Ich fühle mich versucht, das Ding
einfach ins All zu beamen. Allerdings: Der Transporterstrahl
könnte eine Aktivierung der Waffe bewirken.« Sie klopfte auf
ihren Insignienkommunikator. »Wie steht es mit Ihrem
Sicherheitsdienst, Doktor? Irgendwelche Zwischenfälle?«
»Negativ«, entgegnete der holographische Arzt. Er klang noch
verdrießlicher als sonst. Seven und er waren die einzigen
Besatzungsmitglieder, die keine telepathische Manipulation
befürchten mussten. Deshalb hatte Janeway den Doktor in einen
Sicherheitswächter verwandelt und ihn vor der Tür des
Frachtraums Eins postiert: Er sollte dafür sorgen, dass die
Skedaner ihr Quartier nicht verließen.
»Hier ist alles friedlich. Captain, sind Sie sicher, dass ich
Ihnen in meiner normalen Funktion als Doktor keine besseren
Dienste leisten könnte?«
»Ganz sicher.« Janeway lächelte trotz der recht ernsten
Situation. »Nur Sie können gewährleisten, dass unsere Gäste
brav bleiben. Die Skedaner sind intelligent und einfallsreich.
Bestimmt fänden sie einen Weg, den einen oder anderen
Sicherheitswächter zur Deaktivierung des Kraftfelds zu
veranlassen. Bitte bringen Sie Tamaak Vriis zur Krankenstation.
Wir möchten ihm einige Fragen stellen.«
Janeways Blick verharrte noch einige Sekunden lang auf der
glühenden Kugel. »Sie ist schön, nicht wahr?«
»Schönheit ist irrelevant«, sagte Seven of Nine.
»Dem muss ich beipflichten«, ließ sich Tuvok vernehmen.
Janeway bedachte beide mit einem schiefen Lächeln.
»Miesmacher. Aber ganz abgesehen von den ästhetischen
Aspekten… Bestimmt finden Sie es ebenfalls erstaunlich, dass
die Skedaner allein mit der Kraft ihrer Gedanken ein Objekt in
ein Energiefeld hüllen können.«
»Es ist… faszinierend«, sagte Tuvok widerstrebend.
Es summte, und alle drehten sich um, als Tamaak in der
Krankenstation materialisierte. Seven reagierte zunächst mit
Überraschung, begriff dann aber, warum der Doktor den
Transporter benutzt hatte. Ein interner Transfer stellte sicher,
dass Tamaak seinen Bestimmungsort auch wirklich erreichte.
Der Skedaner wirkte sehr kummervoll. Seine Körpersprache
brachte die Niederlage zum Ausdruck. »Sie wollten mich
sprechen, Captain.«
»Ja.« Janeway deutete auf die Kugel. »Erzählen Sie mir von
der Waffe. Ich möchte wissen, wie sie funktioniert und welche
Wirkung sie hat.«
Tamaak hob eine schmale Hand zum langen Hals und richtete
einen gelassenen Blick auf die Kommandantin. »Dieser
Aufforderung kann ich leider nicht nachkommen, Captain. Es
war richtig, dass Priana und Shemaak Imraak daran hinderten,
Sie zu verletzen, Seven of Nine. Ich bedauere sehr, was er Ihnen
angetan hat. Bitte glauben Sie mir, dass ich nichts von Imraaks
Bemühungen wusste, Ihnen zu… schaden. Es freut mich, dass
Sie stark genug waren, um erfolgreich Widerstand zu leisten. Es
liegt mir fern, irgendein Mitglied Ihrer Crew zu verletzen oder
zu töten, Captain. Aber ich lehne es ab, Ihnen zu helfen. Wir
haben nur deshalb überlebt und all diese Mühen auf uns
genommen, um eine letzte Aufgabe zu erfüllen.«
Janeways Geduld ging ganz offensichtlich zur Neige. »Sie
wissen, dass ich Anteil nehme am Schicksal Ihres Volkes. Sie
wissen auch, dass ich das Verhalten des Imperators verurteile.
Ich werde mein Versprechen halten und das Verbrechen ans
Licht bringen, auf dass Beytek vor Gericht gestellt wird. Aber
ich kann nicht zulassen, dass Unschuldige ums Leben
kommen.«
Tamaaks Gesichtsausdruck blieb undeutbar. »Wir alle müssen
unserem Weg folgen, Captain.« Mehr wollte er offenbar nicht
dazu sagen.
»Ich kann Ihnen also nicht trauen, oder?«, fragte Janeway.
Tamaak Vriis, Oberhaupt eines sterbenden Volkes und Opfer
von Verrat, blickte Janeway tief in die Augen.
»Nein«, erwiderte er sanft. »Sie können mir tatsächlich nicht
trauen. In keiner Beziehung.«
19
Chaos herrschte im Imperialen Domizil. Der Tag des Tributs
hatte begonnen, und Xanarit bahnte sich einen Weg durch das
Gedränge aus Wächtern, Unterhaltern, Antragstellern und
anderen Besuchern. Tausende waren gekommen und ließen
keinen Platz mehr auf den Straßen.
Xanarits Nervosität wuchs, und seine Augenbeutel wiesen
deutlich darauf hin. Wenn dies jemand
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