Voyager 018 - Seven of Nine
bemerkte, so führte man
sein Empfinden bestimmt auf die besondere Aufregung am
Tributtag zurück. Wie dem auch sei: Bei solchen Gelegenheiten
bedauerte es Xanarit sehr, dass man Angehörigen seines Volkes
ihre Emotionen so einfach ansehen konnte.
Die Wächter nickten und winkten ihn weiter, bis er schließlich
das ›Allerheiligste‹ erreichte, jene Räume, die der Iora und dem
Imperator vorbehalten blieben. Dort seufzte er erleichtert und
stellte fest: Das Durcheinander auf den Straßen hatte ihn noch
unruhiger werden lassen.
Unter den gegenwärtigen Umständen war es nicht leicht, das
Imperiale Domizil zu erreichen, aber es hatten sich bereits alle
Mitglieder der Iora eingefunden. Der Imperator hingegen ließ
wie üblich auf sich warten. Nach einer Weile kündigten die
Musikanten sein Kommen an, und zusammen mit den anderen
Beratern verbeugte sich Xanarit, als der Herrscher die Stufen
emporstieg und seinen Platz auf der obersten einnahm.
Diesmal verzichtete er darauf, von den Delikatessen zu kosten,
die man für ihn bereitgelegt hatte. Er schenkte den Süßigkeiten
und dem Obst überhaupt keine Beachtung, richtete einen
wohlwollenden Blick auf die Anwesenden und musterte sie so
wie ein Vater seine Kinder.
»Sie haben mir gute Dienste geleistet, Mitglieder der Iora«,
sagte er und strahlte. Einige Berater rutschten auf ihren Kissen
hin und her, und fragende Blicke wurden gewechselt. Imperator
Beytek lobte sie nur bei sehr seltenen Gelegenheiten, wenn ihn
irgendetwas mit besonderer Zufriedenheit erfüllte. Ein solcher
Enthusiasmus war einmalig.
»Heute ist der Tag des Tributs, der wundervollste Feiertag im
ganzen Reich – alle bewohnten Welten zeigen ihre Dankbarkeit
dafür, zum Lhiaarianischen Reich zu gehören, dem größten
Imperium in der ganzen Galaxis. Sie, meine liebe, zuverlässige
Mintik, haben alle meine Pläne ausgeführt, und nun können wir
die Früchte dieser Arbeit ernten. Stehen Sie auf, stellvertretende Vorsitzende des Konzils, auf dass Ihnen Anerkennung zuteil
werde!«
Mintik kam der Aufforderung des Imperators nach und
verneigte sich tief.
»Ausgezeichnet. Aber!« Beytek hob mahnend einen
Krallenfinger. »Aber es geschehen auch Dinge, von denen Sie
nichts ahnen, von denen Sie gar nichts wissen können.«
Xanarit stand auf. »O Erhabener«, begann er, »wir sind Ihre
Iora, Ihr Beraterkonzil. Nach der Charta, die auf Ihren
glorreichen Vorfahren Beytek den Zweiten zurückgeht, sollen
wir über alle Aktivitäten unterrichtet und an ihrer Koordinierung
beteiligt werden.«
»Damals waren die Zeiten einfacher, und Beytek der Zweite
bewies große Weisheit, indem er einen zentralen Rat schuf, um
die Dinge zu organisieren und zu koordinieren«, sagte Beytek
glatt. Seine Gelassenheit ließ Xanarit noch nervöser werden.
»Aber heutzutage ist das Universum sehr viel komplexer.
Unsere Herrschaft beschränkt sich nicht mehr nur auf einen
Planeten. Inzwischen besteht das Reich aus sechsundneunzig
Welten! Wir stehen kurz davor, über den ganzen Quadranten zu
herrschen – noch während meiner Regierungszeit wird das
geschehen!«
Wohl kaum, dachte Xanarit, schwieg aber.
»Nun, heute ist alles so kompliziert geworden, dass die Iora
nicht alles wissen kann, oder? Stimmen Sie mir da zu, Xanarit?«
Das Oberhaupt des Konzils hörte die unausgesprochene
Drohung und neigte unterwürfig den Kopf. »Natürlich, Ihre
Höchst Exzellente Ehrenhaftigkeit.«
»Aber jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, das Wissen um jene
Ereignisse mit Ihnen zu teilen, so wie auch die vielen Welten
ihren Reichtum mit dem Imperator teilen, der ihnen den
Wohlstand brachte.« Beyteks Schwanz klopfte dreimal aufs
Kissen, und daraufhin öffnete sich die Tür.
Xanarit brauchte seine ganze Selbstbeherrschung, um keinen
entsetzten Schrei von sich zu geben. Rasch drehte er den Kopf,
damit Beytek nicht sehen konnte, wie sich die Farbe seiner
Augenbeutel veränderte.
Drei Wächter führten einen Gefangenen in den Saal. Es
handelte sich um ein zweibeiniges Geschöpf, das nur auf dem
Kopf Haare und zwei Augen hatte. Die Zähne waren kurz, und
die Finger wiesen keine Krallen auf. Am nackten Oberkörper
zeigten sich zahlreiche Striemen und Blutergüsse, die auf Folter
hinwiesen. Der Mann schien dem Tode näher zu sein als dem
Leben.
Xanarit kannte ihn. Der Gefangene hieß Elebon Boma und war
das gewählte Oberhaupt des von einer Dürre heimgesuchten
Planeten Tatori. Mit ihm hatte
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