Voyager 018 - Seven of Nine
gehen wir«, sagte Janeway und zog unbewusst den Kopf
ein, als fiele es ihr dadurch leichter, sich einen Weg durch die
Menge zu bahnen. Sie überlegte, ob es irgendwo im riesigen
Lhiaarianischen Reich einen leeren Wüstenplaneten gab – auf
allen Welten, die sie bisher besucht hatten, herrschte lärmendes
Durcheinander.
Sie dachte an Skeda, spürte dabei sowohl Kummer als auch
Empörung. Mord war natürlich nicht die richtige Antwort, was
auch immer Tamaak glaubte. Aber angesichts eines solchen
Verbrechens durfte man nicht die Hände in den Schoß legen.
Janeway hoffte inständig, dass sie etwas bewirken konnte. Wenn
sie den Imperator zur Rede stellte, verurteilte sie die Voyager vielleicht dazu, das Lhiaarianische Reich umfliegen zu müssen.
Die Konsequenzen mochten sogar noch schlimmer sein. Aber
dann dachte Janeway an Priana und die skedanischen Kinder,
die noch in den Beuteln ihrer Mütter schliefen. Nein, eigentlich
blieb ihr gar keine Wahl.
Der Weg durch das Gedränge auf den Straßen schien eine
Ewigkeit in Anspruch zu nehmen, aber schließlich erreichten sie
den Treffpunkt. Das Südöstliche Tor erwies sich als sehr groß
und glänzte in einem hellen Blau. Angesichts der sichtbaren
Verwitterung schätzte Janeway das Alter des Portals auf
mehrere Jahrhunderte.
»Zwar sind die Lhiaari stolz auf ihre hoch entwickelte
Technik«, sagte Neelix im Tonfall eines Reiseführers, »aber das
Zentrale Oktogon, wo praktisch alle Zeremonien stattfinden, ist
seit fast sechshundert Jahren unverändert geblieben. Natürlich
werden routinemäßige Instandsetzungsarbeiten durchgeführt,
und… «
»Neelix«, seufzte Janeway. Weitere Hinweise erübrigten sich.
Sie warteten. Jede verstreichende Sekunde gab Janeway
Gelegenheit, darüber nachzudenken, welche Folgen sich aus
ihrer persönlichen Begegnung mit dem Imperator ergeben
mochten. Wenn sie eine Entscheidung getroffen hatte, wollte sie
sie sofort in die Tat umsetzen, und das Warten belastete sie.
»Captain Janeway«, ertönte eine weiche, kultiviert klingende
Stimme.
Die Kommandantin der Voyager drehte sich um und sah ein
vertrautes lhiaarianisches Gesicht: blaue Schuppen, eine
schwarze Zunge, große Augen.
»Ich bin Xanarit. Wir haben bereits miteinander gesprochen.
Bitte entschuldigen Sie die Verspätung. Angesichts der vielen
Besucher, die an den Feierlichkeiten des Tributs teilnehmen,
kommt man auf den Straßen kaum mehr voran. Haben Sie lange
gewartet?«
»Nicht sehr lange«, erwiderte Janeway. »Wann findet die
private Audienz statt?«
Xanarit verzog das Gesicht. »Leider nicht so bald, wie ich es
Ihnen in Aussicht gestellt habe.« Er blickte auf das Display
eines kleinen Geräts. »Sie sind die fünfte Gruppe, die Imperator
Beytek empfangen wird. Vor Ihnen kommen die Repräsentanten
des Mondes Shamrik sowie Antragsteller von Orlis Zwei, Vier
und Acht an die Reihe. Da es sich insgesamt um
siebenunddreißig Personen handelt und die Erläuterung der
Anträge vermutlich bis morgen früh dauern wird, ist Ihre
Position eigentlich gar nicht zu schlecht.«
»Da können wir von Glück sagen«, entgegnete Janeway und
rang sich ein Lächeln ab.
»Ich lasse einen meiner Leibgardisten bei Ihnen und kehre
zurück, sobald der Imperator bereit ist, Sie zu empfangen.
Unglücklicherweise sind Sie während des Tributs eingetroffen,
der einen großen Teil von Beyteks Aufmerksamkeit erfordert.
Nach der Tradition kann er das Zentrale Oktogon erst verlassen,
wenn alle Anträge gestellt sind.«
»Ich habe um ein privates Gespräch gebeten«, sagte Janeway.
»Und es wird privat sein. Ihre Begegnung mit dem Imperator
wird in einem nichtöffentlichen Bereich stattfinden. Mehr kann
ich nicht für Sie arrangieren, es sei denn, Sie wollen sich noch
einige Tage lang in Geduld fassen.«
Janeway schüttelte den Kopf. »Ein abgetrennter Bereich
genügt, wenn ich frei sprechen kann und gewährleistet ist, dass
nur der Imperator und die Mitglieder der Iora mich hören.«
Xanarits schwarze Zunge tanzte, und er neigte kurz den Kopf.
Dann verschwand er in der Menge.
»Eine lange Wartezeit liegt vor uns«, sagte Janeway und
seufzte. »Ich hoffe, Sie haben vor unserem Transfer daran
gedacht, zur Toilette zu gehen.«
Seven of Nine betrachtete das Ergebnis einer weiteren
Sondierung der fremden Waffe. Nichts.
Sie starrte die glühende Kugel so an, als könnte sie das Objekt
allein mit ihrem Ärger dazu bringen, alle
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