Voyager 019 - Tod eines Neutronensterns
um
nicht mehr imstande zu sein, seine Materie in der degenerierten
hoch verdichteten Form zu bewahren. In dem Fall kommt es zu
einer gravitationellen Destabilisierung, die schließlich zu einer Explosion führt, die man mit einer kleinen Supernova
vergleichen kann.«
»Wie viel Energie wird bei einer Supernova freigesetzt?«,
fragte Kim.
»Eine typische Supernova strahlt so hell wie Milliarden
Sonnen«, erwiderte Janeway. »Die Energiemenge ist so
unvorstellbar, dass selbst ein kleiner Teil davon – wie bei der
Explosion eines kleinen Neutronensterns – einem kosmischen
Kataklysmus gleichkäme.«
»Bedeutet das das Ende von Dr. Maalots und Lieutenant Tylas
Heimatsystem?«, fragte Paris.
Janeway sah zu Maalot, der den Kopf schüttelte.
»Nicht unbedingt«, sagte er. »So etwas ist nicht einmal
wahrscheinlich, wenn man dabei nur an die erste Explosion
denkt. Etwa ein Lichtjahr von der Mini-Supernova entfernte
Sonnensysteme wären in großer Gefahr. Die intensive,
hochenergetische Strahlung schädigt das Zellgewebe von Flora
und Fauna. Eventuell vorhandene technisch orientierte Kulturen
bekämen es mit starken elektromagnetischen Impulsen zu tun,
hervorgerufen von harter Gammastrahlung, die auf die
Atmosphäre trifft. Jene Impulse würden alle nicht
abgeschirmten elektronischen Anlagen lahm legen.«
Das stimmte, aber Janeway wusste, dass noch mehr geschehen
würde. »Hochenergetisches Plasma träfe ein Lichtjahr entfernte
Planeten und so etwas wäre im wahrsten Sinne des Wortes
verheerend.«
»Zum Glück ist unser Heimatsystem gut zehn Lichtjahre
entfernt«, sagte Maalot. »Wenn uns die Schockwelle der
Supernova erreicht, hat sie sich bereits abgeschwächt. Schäden
in unserem ökologischen System sind allerdings nicht
auszuschließen.«
»Die größte Gefahr für Ihre Heimat geht also von dem
fortgeschleuderten Neutronenstern aus«, vermutete Janeway.
»Da haben Sie völlig Recht, Captain. Die Wahrscheinlichkeit
dafür, dass der mit relativistischer Geschwindigkeit fliegende
Neutronenstern ein Sonnensystem im Umkreis von zehn
Lichtjahren trifft und zerstört, ist sehr gering.«
»Aber er braucht gar nicht mitten durch ein Sonnensystem zu
fliegen, um es zu zerstören«, sagte B’Elanna.
»Ein Vorbeiflug genügt«, erklärte Maalot. »Der massereiche
Neutronenstern würde die Umlaufbahnen der Planeten so sehr
verändern, dass das Sonnensystem praktisch unbewohnbar wird.
Doch selbst wenn man dies berücksichtigt: Die Chancen dafür,
dass unserem Heimatsystem eine Katastrophe droht, wäre
weniger als eins zu tausend.«
»Aber ich schätze, Ihr Volk ist trotzdem besorgt«, sagte Paris.
»Und ob«, bestätigte Tyla. Sie sprach damit zum ersten Mal
und streckte ihre langen Arme. »Doktor, wird es nicht Zeit, dass
Sie diesen Leuten das wahre Problem nennen? Sagen Sie ihnen,
warum wir nach Hause zurückkehren und unser Volk warnen
müssen.«
Janeway sah erst Tyla an und dann Maalot. Es erfüllte sie mit
einer gewissen Erleichterung, dass die junge Frau weniger als
ihr Begleiter zu Geheimniskrämerei neigte. Es wurde tatsächlich
Zeit, dass die beiden Gäste an Bord der Voyager ihre Karten offen auf den Tisch legten.
Maalot wirkte fast verlegen, als er auf seine Kaffeetasse
hinabblickte. Nach einigen Sekunden sprach er, ohne dabei
aufzusehen. »Wir haben von einem Plan gehört, der vorsieht,
den einen Neutronenstern zur Explosion zu bringen und den
anderen in Richtung unseres Sonnensystems fliegen zu lassen.«
»Was?«, entfuhr es Janeway.
»Unmöglich«, meinte B’Elanna.
»Da bin ich ganz Ihrer Meinung«, sagte Maalot. »Ich halte es
ebenfalls für unmöglich.«
»Aber das ist der Plan der Qavoks«, betonte Tyla.
Verblüfftes Schweigen folgte. Janeway suchte vergeblich nach
geeigneten Worten, um ihr Erstaunen zum Ausdruck zu bringen.
Es schien tatsächlich unmöglich zu sein, einen solchen Plan zu
verwirklichen.
Aber die Qavoks glaubten offenbar, das Unmögliche schaffen
zu können.
Ausgeschlossen.
Und doch…
4
Nach dem Essen ging Janeway mit B’Elanna und Dr. Maalot
zum Laboratorium. Ihre Absicht bestand darin,
wissenschaftliche Instrumente für die bevorstehende Expedition
in der Nähe des binären Neutronensterns vorzubereiten. Die
Umstände erforderten spezielle Apparate und Janeway wollte
möglichst viele Daten gewinnen, auch wenn sich eine neuerliche
Konfrontation mit Qavok-Schiffen nicht ganz ausschließen ließ.
Es fiel ihr noch
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