Voyager 019 - Tod eines Neutronensterns
vergangenen Stunden habe ich noch
einmal einige Artikel über relativistische Astrophysik gelesen,
darunter auch theoretische Abhandlungen über
Gravitationsstrahlung von binären Neutronensternen.«
Seven und B’Elanna schwiegen.
»In einer davon«, fuhr Janeway fort, »wird ein Apparat
beschrieben, mit dem es möglich sein soll, die von einem
binären Neutronenstern freigesetzte Energie zu speichern – eine
Energie, die sich in Form von Gravitationswellen manifestiert
und tiefgreifende Störungen im Raum-Zeit-Kontinuum bewirkt.
Der Autor der entsprechenden Abhandlung hielt es für möglich,
aber auch für extrem unwahrscheinlich, den Apparat
irgendwann einmal zu testen.«
»Jetzt bietet sich uns eine solche Gelegenheit, nicht wahr,
Captain?«, fragte B’Elanna und schüttelte den Kopf. »Um ganz
ehrlich zu sein: Ich glaube, wir haben bereits genug am Hals.
Wir…«
Janeway unterbrach Torres, indem sie die Hand hob. »Sie
verstehen nicht, worauf ich hinauswill.«
»Auch mir ist es nicht ganz klar«, sagte Seven.
»Orbitalenergie und Winkelgeschwindigkeit von zwei Objekten,
die etwa eine Sonnenmasse haben und sich mit relativistischer
Geschwindigkeit umkreisen, werden in Form von
Gravitationswellen abgestrahlt. Korrekt?«
»Ja«, sagte Janeway. »So sieht es die Theorie vor.«
»Nun, wenn die Entfernung zwischen den beiden
Neutronensternen weiter schrumpft, nimmt die abgestrahlte
Energie umgekehrt proportional zur fünften Potenz der Distanz
zwischen den beiden Sternen zu«, stellte Seven fest. »Ist das
ebenfalls korrekt?«
»So scheint es«, erwiderte Janeway und unterdrückte ein
Lächeln.
»Schlagen Sie vor, einen Apparat zu bauen, der einen Teil der
vom binären Neutronenstern freigesetzten Gravitationsenergie
speichern kann?«
»Um damit schneller nach Hause zu kommen, ja«, sagte
Janeway.
B’Elanna runzelte die Stirn.
»Um eine so gewaltige Energiemenge aufzunehmen, müsste
das Raum-Zeit-Kontinuum im Innern des Apparats extrem
verzerrt sein«, gab Seven zu bedenken.
»Rein theoretisch«, entgegnete Janeway. »Die technischen
Daten können sie der Abhandlung entnehmen, die in der
Bordbibliothek gespeichert ist.«
»Um ganz ehrlich zu sein, Captain…«, sagte B’Elanna. »Es
klingt alles ziemlich weit hergeholt.«
Inzwischen war Sevens Interesse erwacht und sie überhörte
B’Elannas Einwand. »Mit einem praktisch unbegrenzten
Energievorrat und gewissen Modifikationen wären wir in der
Lage, auf Dauer mit einer höheren Warpgeschwindigkeit zu
fliegen, was den Rückflug um einige Jahre verkürzen würde.«
Janeway nickte. »Außerdem hätten wir dadurch genug
Replikatorenergie.«
B’Elanna blieb skeptisch. »Ich weiß nicht, wie wir die Energie
ins Warptriebwerk oder die Bordsysteme leiten sollen.«
»Das ist ein sekundäres Problem«, sagte Seven. Torres
runzelte die Stirn, und Janeway hätte fast eine Grimasse
geschnitten. Leider war Sevens Taktgefühl nicht annähernd so
gut ausgeprägt wie ihr wissenschaftlicher Scharfsinn. »Zuerst
muss es uns gelingen, die Energie zu speichern. Anschließend
können wir uns der Frage zuwenden, auf welche Weise sie sich
verwenden lässt.«
B’Elanna schnaufte leise, widersprach aber nicht.
Seven sah Janeway an. »Sie möchten vermutlich, dass wir
sofort beginnen.«
»Ja«, bestätigte die Kommandantin der Voyager. »Ich möchte, dass wir möglichst bald nach der Ankunft bei den
Neutronensternen in der Lage sind, Energie aufzunehmen und
zu speichern. Der Apparat sollte spätestens am letzten
›Lebenstag‹ des Doppelsterns einsatzfähig sein. Der größte Teil
der Gravitationsenergie wird zwar während der letzten Stunden
abgestrahlt, aber wir brauchen Zeit, um die Funktionsfähigkeit
des Apparats zu testen. Dafür müssen wir mindestens einige
Stunden einplanen.«
»Einige Tage oder Wochen wären besser«, sagte Torres.
»So viel Zeit bleibt uns sicher nicht«, erwiderte Janeway.
B’Elanna und Seven schwiegen, dachten beide über die vor
ihnen liegende Aufgabe nach. Schließlich seufzte Torres. »Ich
schätze, es ist einen Versuch wert.«
»Allerdings«, sagte Seven.
»Ich möchte, dass die Lekk nichts von diesem Projekt
erfahren.«
»Verstanden, Captain«, sagte B’Elanna.
Seven runzelte nur die Stirn, Hinweis darauf, dass es ihr gar
nicht in den Sinn gekommen wäre, jemandem von dieser
Angelegenheit zu erzählen.
»Halten Sie mich auf dem Laufenden«, sagte Janeway. Sie
nahm
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