Voyager 019 - Tod eines Neutronensterns
of Nine drehte sich um.
Janeway begann mit einer langsamen Wanderung. »Nehmen
wir einmal an, eine energetische Entladung zur richtigen Zeit
und am richtigen Ort könnte den sekundären Neutronenstern
etwas eher explodieren lassen. Wäre es möglich, den Zeitpunkt
für die Entladung so zu bestimmen, dass die Flugbahn des
primären Sterns beeinflusst wird?«
»Theoretisch ja«, erwiderte Seven.
Janeway nickte. »Ich bin zum gleichen Schluss gelangt. Und
das dürfte auch bei den Qavoks der Fall sein. Aber wie stark
müsste die Entladung sein? Da bin ich mit meinem Latein am
Ende.«
»Im Gegensatz zu Ihnen bin ich nicht mit ›meinem Latein am
Ende‹ gewesen, wie Sie es ausdrücken.« Seven betätigte einige
Schaltelemente der Konsole und deutete aufs Display.
Janeway spürte, wie eine seltsame Leere in ihr entstand, als sie
die Zahl sah – sie war noch größer als jene, die sie selbst
errechnet hatte. Eine extrem starke energetische Entladung war
nötig, um den Tod des sekundären Neutronensterns ein wenig
früher eintreten zu lassen. Mehr Energie, als alle Phaser und
Photonentorpedos der Voyager gemeinsam zur Verfügung
stellen konnten. Mindestens zwanzigmal so viel.
Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte sich Janeway klein im
Vergleich mit dem Universum um sie herum. Zu Beginn ihrer
beruflichen Laufbahn hatte sie oft auf diese Weise empfunden,
doch während der letzten Jahre war es ihr oft gelungen,
scheinbar Unmögliches zu vollbringen – dadurch verlor sie
einen Teil ihrer Ehrfurcht vor dem Universum.
Jetzt wurde ihr einmal mehr klar, wie wenig sie selbst
bedeutete.
Draußen im All bahnte sich etwas an, das viele Sonnensysteme
zerstören konnte und auf einen Schlag genug Energie freisetzte,
um alle Raumschiffe der Föderation für Jahrtausende mit genug
Antriebsenergie zu versorgen.
Wie kam sie darauf, ein solches Ereignis irgendwie
beeinflussen zu können? Wie konnte sie so vermessen und
arrogant sein?
»Ich habe in diesem Zusammenhang einen Warpkern-Kollaps
simuliert«, sagte Seven. Ihre Finger flogen über die
Schaltflächen, und das Display zeigte Berechnungen. »Selbst
wenn der Warpkern der Voyager beim sekundären
Neutronenstern kollabiert – die Energie würde kaum ausreichen,
um die Explosion etwas eher stattfinden zu lassen.«
Janeway brauchte einige Sekunden, um die volle Bedeutung
dieses Hinweises zu erfassen. Bei der Suche nach einer Lösung
hatte Seven of Nine sogar eine Möglichkeit berücksichtigt, die
praktisch das Ende der Voyager bedeutete. Und selbst das brachte sie nicht weiter.
»Da wir nicht in der Lage sind, die Explosion des sekundären
Sterns zu beeinflussen, habe ich die Arbeit am energetischen
Akkumulator fortgesetzt. Der Apparat funktioniert und sammelt
Energie.«
Janeway sah wieder zum Projektionsfeld und beobachtete die
beiden Neutronensterne, die sich rasend schnell umkreisten. »Es
muss eine Möglichkeit geben«, sagte sie. »Wir können nicht
zulassen, dass Dutzende von Sonnensystemen zerstört werden.«
»Uns bleibt keine Wahl«, sagte Seven und wandte sich wieder
den Anzeigen zu.
Janeway schüttelte langsam den Kopf, schien Sevens Worte
damit zurückweisen zu wollen. »Ich bin nicht bereit, mich einfach so mit der Katastrophe abzufinden. Es muss möglich sein, sie zu verhindern.«
Abrupt drehte sie sich um und ging mit langen, entschlossenen
Schritten zur Tür. Sie würde eine Möglichkeit finden, selbst
wenn sie dafür alle Naturgesetze außer Kraft setzen musste.
Tyla stand neben dem Vulkanier Tuvok, als die Kommandantin
auf die Brücke zurückkehrte. Janeway hatte sie gefragt, ob sie
einen weiteren Fluchtversuch unternehmen wollte. Als sie
verneinte – wohin sollte sie sich auch wenden, solange Qavok-
Schiffe in der Nähe waren? –, hatte Janeway die beiden
Sicherheitswächter fortgeschickt und Tyla gebeten, Tuvok zu
helfen.
Der Vulkanier schwieg die ganze Zeit über und bisher war
Tyla noch nicht in der Lage gewesen, ihm bei irgendetwas Hilfe
zu leisten. Trotzdem blieb sie entschlossen, seine Bemühungen
zu unterstützen, sobald sich eine Gelegenheit ergeben sollte.
Dr. Maalot arbeitete an einer Konsole neben Fähnrich Kim
und summte leise vor sich hin, während er Daten über den
binären Neutronenstern sammelte, der fast den ganzen
Hauptschirm füllte. Er schien überhaupt nicht zu bemerken, was
um ihn herum geschah, blieb einzig und allein auf den
Doppelstern konzentriert. Tyla beneidete
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