Voyager 019 - Tod eines Neutronensterns
Vorschläge?«, fragte Janeway.
Alle schwiegen.
»B’Elanna, eliminieren Sie alle Flugbahnen aus der
schematischen Darstellung, die bewohnte Sonnensysteme in
diesem Teil der Galaxis und in anderen Quadranten bedrohen.«
Die Chefingenieurin nickte und berührte Schaltflächen. Auf
dem Bildschirm verschwanden Teile der Grafik – es sah aus, als
verschlänge jemand Teile einer dicken Torte. Schließlich blieb
nur noch ein kleines, schmales Stück übrig.
»Wenn der primäre Neutronenstern diesen Kurs nimmt, bringt
er kein Sonnensystem in Gefahr und verlässt schließlich die
Galaxis«, sagte Torres.
Janeway betrachtete den schmalen Bereich. Wie sollten sie
eines der seltensten und energiereichsten Ereignisse im
Universum beeinflussen, damit der Neutronenstern in diese
Richtung flog?
Es schien unmöglich zu sein.
Aber es musste eine Möglichkeit geben. Andernfalls drohte eine Katastrophe von unvorstellbaren Ausmaßen.
»Wie viel Zeit bleibt uns, Dr. Maalot?«, fragte Janeway.
Der Lekk-Wissenschaftler zuckte mit den Schultern.
»Inzwischen sind die beiden Neutronensterne weniger als
siebenhundert Kilometer voneinander entfernt und umkreisen
sich in knapp einer halben Sekunde.« Er überlegte kurz und
fügte hinzu: »Acht Stunden. Das halte ich für eine gute
Schätzung.«
»In einer Stunde erwarte ich Vorschläge«, sagte Janeway mit
einer besonderen Festigkeit in ihrer Stimme. »Sie können
gehen.«
Sie lehnte sich zurück und betrachtete die Grafik, während die
Teilnehmer an der Besprechung aufstanden und den Raum
verließen. Als sich die Tür hinter ihnen schloss, griff sie nach
der Tasse, genoss den herrlichen Geschmack des Kaffees und
ließ sich von ihm dabei helfen, ihre Gedanken zu ordnen.
Es musste eine Möglichkeit geben, das Monstrum – den
primären Neutronenstern – in die Leere zwischen den Galaxien
zu lenken.
Janeway trank einen weiteren Schluck und erhob sich. Noch
vor wenigen Stunden war sie aufgeregt gewesen wie ein Kind
angesichts der Vorstellung, die Explosion des Neutronensterns
zu beobachten. Jetzt hielt sie ihn für eine Art Ungeheuer.
Typisch für die Galaxis. Die schönsten Dinge waren oft auch
die gefährlichsten. Man konnte nie wissen.
Mit der Tasse in der Hand ging Janeway zu ihrem
Bereitschaftsraum. Arbeit wartete auf sie; es galt, eine Lösung
zu finden.
Wenn es eine gab.
10
Seven stand an einer Konsole und blickte auf die Anzeigen, als
Janeway hereinkam. Es war typisch für sie, dass sie weder
aufsah noch eine andere Reaktion zeigte. Seven of Nine wusste
sehr wohl, was um sie herum geschah – in vielen Fällen
entschied sie einfach, nicht zu reagieren. Janeway bedauerte,
dass ihr eine solche Möglichkeit nicht zur Verfügung stand.
Ein Projektionsfeld über der Konsole zeigte die beiden
einander umkreisenden Neutronensterne. Inzwischen waren sie
sich so nahe, dass sie miteinander zu verschmelzen schienen.
Dünne Wolken aus heißem Plasma gingen vom äquatorialen
Bereich aus. Während der letzten fünfundvierzig Minuten hatte
sie sich gewünscht, den binären Neutronenstern nicht mehr
sehen zu müssen, doch seine tödliche Schönheit faszinierte sie
noch immer.
»Irgendwelche Ideen?« Sie wandte den Blick vom
Projektionsfeld ab und trat neben Seven, um festzustellen,
woran sie arbeitete.
»Wenn Ihre Frage einer Einflussnahme auf die Flugbahn des
primären Neutronensterns gilt, so lautet die Antwort: Ich sehe
keine Lösung für das Problem. Deshalb habe ich die Arbeit am
Gravitationswellen-Akkumulator fortgesetzt. Der Apparat ist
inzwischen fertiggestellt und getestet. Er funktioniert innerhalb akzeptabler Parameter.«
Zuerst fühlte sich Janeway versuchte, Seven mit scharfer
Stimme dafür zu tadeln, dass sie ihren Befehl missachtete und
nicht nach einer Lösung für das Problem suchte. Aber es gelang
ihr, sich zu beherrschen und zu schweigen, als Sevens
Aufmerksamkeit zur Konsole zurückkehrte. Sie hatte sich an die Anweisung gehalten und die Situation lange genug analysiert,
um zu dem Schluss zu gelangen, dass es keine Lösung gab.
Anschließend hatte sie sich wieder der ersten Aufgabe
zugewandt und eine Art Behälter konzipiert, um die während
der kritischen Phase des binären Neutronensterns abgestrahlte
Gravitationsenergie zu speichern.
Janeway atmete tief durch und erinnerte sich daran, warum sie
hierher gekommen war. Es ging um die Überprüfung gewisser
Berechnungen.
»Seven…«, sagte sie.
Seven
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