Voyager 019 - Tod eines Neutronensterns
»Wie groß ist die
Qavok-Flotte inzwischen?«
»Drei weitere Schiffe sind hinzugekommen und damit sind es
sieben. Sie bleiben eine Astronomische Einheit entfernt.«
Janeway schüttelte den Kopf. Captain Qados’ Absichten waren
leicht zu durchschauen. »Behalten Sie sie im Auge.«
»Captain?«, fragte Dr. Maalot.
Janeway trat zwischen ihn und Fähnrich Kim. »Haben Sie
etwas entdeckt?«
»Vielleicht«, sagte er und berührte Schaltflächen. Er hatte
diese Geräte vor einigen Stunden zum ersten Mal gesehen,
konnte aber bereits erstaunlich gut mit ihnen umgehen.
Ein einfaches Diagramm erschien im Display, zeigte das
Verhältnis von Energie und Wirkung. Die X-Achse wies auf die
eingesetzte Energiemenge hin, die Y-Achse auf das
Bewegungsmoment.
Dr. Maalot deutete auf einen großen Bewegungswert. »Wir
begannen mit dem gewünschten Ergebnis und von dort aus
rechneten wir praktisch zurück«, sagte er. »Das Ergebnis
bestand aus einer enorm großen Energiemenge.«
Er betätigte ein Schaltelement, woraufhin ein anderes
Diagramm erschien. Es hatte die gleiche Struktur, zeigte aber
eine andere Linie zwischen den beiden Achsen.
»Ich bin vom energetischen Output eines kontinuierlich
feuernden Phasers der Voyager ausgegangen und habe
berechnet, welche Auswirkungen sich dadurch für den binären
Neutronenstern ergeben.«
»Und?«, fragte Janeway. Sie verstand noch immer nicht ganz
die Bedeutung des zweiten Diagramms.
»Wenn Sie vor sechs Tagen mit einem Phaser dieses Schiffes
auf den sekundären Stern geschossen hätten, drei Stunden lang
und gegen die Rotationsrichtung, so hätte sich die Explosion um
genau ein Zehntel einer Millisekunde verschoben.«
Janeway musterte den Lekk-Wissenschaftler. Er strahlte und
schien seine Entdeckung für wichtig zu halten.
Verwirrungsfalten bildeten sich in der Stirn der
Kommandantin.
»Vor sechs Tagen waren wir nicht hier, Doktor«, sagte sie.
»Uns bleiben nur noch wenige Stunden. Was können wir
ausrichten?«
»Ich weiß es nicht genau«, erwiderte Maalot. »Aber verstehen
Sie denn nicht? Es läuft auf die Verwendung eines Hebels bei
einem großen Felsen hinaus. Wenn man den Felsen direkt
bewegen will, braucht man viel Kraft. Aber wenn man einen
Hebel verwendet, wird es leichter. Ich habe einen Hebel
gefunden, um den sekundären Neutronenstern zu bewegen.
Bestimmt finden wir weitere, wenn wir nicht nur an das
gewünschte Resultat denken und aufmerksam genug suchen.«
Janeway betrachtete das Diagramm und wusste plötzlich, was
Maalot meinte. Sie waren zunächst von einem Ergebnis
ausgegangen, um dann nach Möglichkeiten Ausschau zu halten,
es zu erreichen. Eine andere, unter den gegenwärtigen
Umständen vielleicht vielversprechendere Methode bestand
darin, das eine oder andere auszuprobieren und festzustellen,
was es bewirkte.
Sie klopfte auf ihren Insignienkommunikator. »Janeway an
Torres und Seven.«
»Wir hören Sie, Captain«, sagte B’Elanna.
»In fünf Minuten erwarte ich Sie beide in meinem
Bereitschaftsraum.«
»Verstanden«, bestätigte die Chefingenieurin.
»Jemand muss unser Experiment überwachen«, sagte Seven.
Janeway lächelte. »Können Sie einen Sensor so
programmieren, dass Sie in der Lage sind, sich frei im Schiff zu
bewegen und gleichzeitig das Experiment zu kontrollieren?«
»Das sollte möglich sein«, erwiderte Seven. »In fünf Minuten
sind wir bei Ihnen.«
»Gut. Janeway Ende.«
»Doktor«, wandte sie sich an Maalot, »bitte kommen auch Sie
in fünf Minuten in meinen Bereitschaftsraum.«
Der Lekk-Wissenschaftler nickte.
Janeway wollte die Brücke gerade verlassen, als Kims Stimme
erklang.
»Captain, die Xorm setzen sich mit uns in Verbindung.«
Sie schüttelte den Kopf. Erst der Kampf gegen die Qavoks und
dann die Suche nach einer Möglichkeit, die Flugbahn des
primären Neutronensterns so zu beeinflussen, dass er keine
Gefahr für bewohnte Sonnensysteme darstellte… Dabei hatte
Janeway das Xorm-Schiff ganz vergessen.
»Auf den Schirm«, sagte sie und trat wieder vor den
Kommandosessel.
Das Gesicht von Captain Fedr erschien im Projektionsfeld. Er
lächelte und trug die gleiche Kleidung wie beim ersten Kom-
Kontakt.
»Guter Kampf, Captain«, sagte er und lachte fast. »Die
Qavoks lassen sich nicht gern besiegen.«
»Davon habe ich gehört«, erwiderte Janeway. »Wenn sie uns
in Ruhe gelassen hätten, wären ihre Schiffe nicht zerstört
worden.«
»Ich weiß«, sagte der Xorm.
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