Voyager 019 - Tod eines Neutronensterns
einundachtzig
Minuten vor dem errechneten Zeitpunkt der Explosion beim
sekundären Neutronenstern die Energie eines Warpkern-
Kollapses freigesetzt wird, so erfolgt die Explosion zwei
Komma vier eins Millisekunden früher.«
»Und das würde genügen?«, fragte Dr. Janss.
Janeway nickte. »Ich sende Ihnen gern die Berechnungen.«
»Das wäre sehr freundlich von Ihnen«, erwiderte Dr. Janss.
Janeway sah zu Chakotay, der neben Tuvok an einer
Instrumententafel stand. »Bitte veranlassen Sie den Transfer der
Daten.«
»Transfer wird durchgeführt«, erwiderte Chakotay.
»Wissen Sie, auf welche Weise die Qavoks vorgehen wollen,
Captain?«, fragte Fedr.
»Nicht genau«, sagte Janeway. »Aber ich habe eine Theorie.«
»Die uns betrifft?«
»Vielleicht. Während der letzten Stunden haben wir das
Qavok-Schiff immer wieder sondiert. Es befindet sich kein
zusätzlicher Warpkern irgendeiner Art an Bord.«
»Das überrascht mich nicht«, sagte Captain Fedr.
»Aber dafür gibt es dreißig zusätzliche Besatzungsmitglieder,
die in einem Shuttlehangar eine Gruppe bilden.«
»Sagten Sie dreißig?« Fedr erblasste ein wenig und kniff die
Augen zusammen.
Janeway nickte. »Ja, dreißig. Wir glauben, dass es sich um
eine Einsatzgruppe der Elitetruppen handelt.«
»Die Qborne«, sagte Fedr. »Die gefürchteten Spezialeinheiten
des Qavok-Militärs. Solche Einsatzgruppen bestehen immer aus
dreißig Kämpfern.«
Janeway wartete einige Sekunden, um Fedr Gelegenheit zu
geben, seine Gedanken zu sammeln. »Wir glauben, dass sie Ihr
Schiff übernehmen und dessen Warpkern verwenden wollen, um
die Flugbahn des primären Neutronensterns zu verändern.«
»Das würden sie nicht wagen.« Unter Fedrs grünen Augen
bildeten sich rote Flecken. »Seit Hunderten von Jahren kam es
zwischen unseren Völkern zu keinen Aggressionen mehr.«
»Nun, ich hielt es für angebracht, Sie zu warnen, damit Sie
Vorbereitungen treffen können. Falls die Qavoks tatsächlich
angreifen, sind wir gern bereit, Ihnen zu helfen.«
»Wenn Sie Recht haben, brauchen wir jede Hilfe, die wir
bekommen können«, erwiderte Fedr. »Die Gravitation ist ein Forschungsschiff. Bei einem Kampf gegen die Qborne hätten
wir keine Chance.«
»Wir gewähren Ihnen Schutz, bis wir uns kurz vor der
Explosion vom Neutronenstern entfernen müssen. Dann sind Sie
auf sich allein gestellt.«
Captain Fedr lächelte wieder. »Danke, Captain Janeway.« Er
wollte die Verbindung unterbrechen, zögerte aber, als Dr. Janss
etwas sagte.
»Oh, Captain, da wäre noch etwas. Mein Chefphysiker fragt,
ob Sie selbst versuchen wollen, Einfluss auf die Flugbahn des
primären Sterns zu nehmen. Und wenn ja – auf welche Weise?«
»Wir haben tatsächlich vor, einen entsprechenden Versuch zu
unternehmen, um bewohnte Sonnensysteme vor der Zerstörung
zu bewahren. Derzeit sieht unser Plan die Verwendung der
Yacht des Qavok-Prinzen vor.«
Ein oder zwei Sekunden lang sah Captain Fedr sie groß an und
dann lachte er schallend.
»Captain«, gluckste er, »Sie gefallen mir immer mehr.«
»Mir geht’s ebenso«, erwiderte Janeway und schmunzelte.
»Sie hören von mir.«
Sie bedeutete Kim, den externen Kom-Kanal zu schließen,
drehte sich dann um.
Alle Brückenoffiziere lächelten. Die einzige Ausnahme bildete
Tuvok.
»Er lacht auf eine recht eindrucksvolle Weise«, sagte Harry
Kim.
»Es wirkt ansteckend«, kommentierte der Erste Offizier
Chakotay.
»Und ob«, erwiderte Janeway, die sich noch immer
beherrschen musste, um nicht selbst laut zu lachen.
14
»Noch drei Stunden und fünfzig Minuten«, ertönte die Stimme
des Computers, als die Führungsoffiziere den
Besprechungsraum betraten.
Inzwischen bereute es Janeway, den Countdown veranlasst zu
haben. Immer dann, wenn der Computer an die noch
verbleibende Zeit erinnerte, krampfte sich tief in ihrem Innern
etwas zusammen. Die Anspannung wuchs ständig – sie mussten
einen Weg finden, um die Katastrophe zu verhindern.
Sie zwang sich zur Ruhe, als die Offiziere am Tisch Platz
nahmen. Es fehlten Tom Paris – er steuerte die Voyager, bis dies alles vorbei war – und die beiden Lekk. Janeway ließ sie deshalb
nicht an der Besprechung teilnehmen, weil sie ganz offen reden
wollte.
»Bericht«, sagte sie knapp.
B’Elanna beugte sich vor. Ein schwarzer Fleck zeigte sich auf
ihrer Wange, ein weiterer an der Schulter. »Bei der Yacht gibt es zahlreiche Probleme«, sagte sie. »Mangelhafter
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