Voyager 019 - Tod eines Neutronensterns
überprüft wurde?«
»Nein, dazu bin ich nicht bereit«, erwiderte Seven mit einer
Stimme, der jedes Gefühl fehlte. »Wir müssen unsere
Berechnungen vervollständigen.«
»Sie sind ein regelrechter Sklaventreiber«, sagte Maalot und
schüttelte den Kopf.
»Ich halte Sie nicht für einen Sklaven«, entgegnete Seven.
»Und ich treibe sie nicht in dem Sinne an. Ich erinnere Sie nur
an die Anweisungen, die wir bekamen.«
Dr. Maalot hob die Hand, um weiteren Erklärungen
zuvorzukommen. »Sagen Sie mir, was ich tun soll.«
Seven nickte und ließ in einem Anzeigefeld die Werte
erscheinen, mit denen sie beginnen würden. Sie betrafen unter
anderem die grundlegende strukturelle Integrität sowie die
Schildkapazität der Yacht. Maalot blickte darauf hinab und
fragte sich, ob es anderen Besatzungsmitgliedern der Voyager
gelang, jemals ein richtiges Gespräch mit Seven zu führen. Hatte
sie Freunde an Bord? Angesichts seiner bisherigen Erfahrungen
mit ihr zweifelte er daran.
Vermutlich vermisste sie nicht einmal welche.
»Noch vier Stunden und zwanzig Minuten«, meldete der
Computer, als Janeway in den Kommandosessel sank. Der
Hauptschirm zeigte nach wie vor die beiden Neutronensterne:
Sie umkreisten sich so schnell, dass sie mit bloßem Auge nicht
mehr voneinander zu unterscheiden waren. Faserige
Plasmawolken entkamen den ungeheuer starken
Gravitationsfeldern, mit denen die beiden Sterne aneinander
zerrten wie zwei Kämpfer, die versuchten, den jeweiligen
Gegner zu Boden zu reißen. In diesem Fall würde der primäre
Stern den Sieg erringen, obwohl er kleiner war als der
sekundäre. Und zwar bald.
Ihnen blieben nur noch vier Stunden und zwanzig Minuten bis
zum Versuch, die Explosion des sekundären Neutronensterns
zwei Komma drei neun Millisekunden eher auszulösen und den
primären dadurch in eine ganz bestimmte Richtung zu
schleudern.
Vier Stunden und zwanzig Minuten. Nicht viel Zeit, um etwas
Unmögliches zu bewerkstelligen.
Janeway fragte sich, was man bei Starfleet Command von
dieser Sache gehalten hätte. Mit einer Änderung der Flugbahn
des primären Sterns verstießen sie vermutlich gegen die Erste
Direktive. Wenn sie einen Erfolg erzielten, würden Völker
überleben, die normalerweise ausgelöscht worden wären. Und
der Umstand, dass die Qavoks die Yacht des Prinzen nicht
zurückbekamen… So etwas konnte man ebenfalls als eine
Verletzung der Ersten Direktive interpretieren.
Ein Verstoß nach dem anderen.
Aber inzwischen war es viel zu spät für einen Rückzieher. Wie
hieß es so schön auf der Erde? Wer A sagt, muss auch B sagen.
Janeway hatte das Gefühl, sich schon ziemlich weit durchs
Alphabet vorgearbeitet zu haben.
»Mr. Kim, setzen Sie sich mit Captain Fedr vom Xorm-Schiff
in Verbindung«, sagte sie. »Es wird Zeit für eine kleine
Plauderei.«
»Aye, Captain«, bestätigte Kim.
Janeway betrachtete noch einige Sekunden lang den binären
Neutronenstern, dann meldete der junge Fähnrich: »Auf dem
Schirm, Captain.«
Der so menschlich wirkende Xorm erschien im
Projektionsfeld.
»Captain Fedr, ich danke Ihnen dafür, dass Sie geantwortet
haben«, sagte Janeway.
Er lächelte und Aufregung glitzerte in seinen grünen Augen.
»Es ist mir ein Vergnügen. Das Leben selbst wird zu einem
Vergnügen, wenn man ein solches Wunder des Universums
beobachten kann.«
»Ich wünschte, ich könnte die Dinge aus der gleichen
Perspektive sehen wie Sie«, erwiderte Janeway.
Ihre Worte ließen das Lächeln aus Fedrs Gesicht
verschwinden. Er wurde plötzlich ernst.
»Gibt es ein Problem?«, fragte der Xorm.
»Um diese Frage zu beantworten, möchte ich Ihnen zunächst
etwas erklären.« Janeway berichtete von den jüngsten
Entdeckungen.
»Ein Warpkern-Kollaps?«, wiederholte Fedr. Er sah zu Dr.
Janss, der kurz nickte und eigene Berechnungen vornahm.
Die Vorstellung von einem Warpkern-Kollaps schien Fedr
nicht sehr zu gefallen. Vielleicht hatte er in diesem
Zusammenhang mehrere kritische Situationen erlebt. Das war
bei praktisch allen Raumschiff-Kommandanten der Fall.
»Captain…«, sagte Janeway. »Vielleicht beabsichtigen die
Qavoks, die Flugbahn des primären Neutronensterns mit einer
solchen Methode zu verändern, um ihn zum Heimatsystem der
Lekk zu lenken.«
Fedr nickte. »Sie könnten also tatsächlich in der Lage sein,
einen solchen Plan zu verwirklichen. Wir haben es für
unmöglich gehalten.«
»Es ist möglich«, betonte Janeway. »Wenn
Weitere Kostenlose Bücher