Voyager 023 - Endspiel
Frau fertig werden.
»Ich wollte Sie etwas fragen«, sagte Janeway. »Sind Sie mit
einem Mittel namens ›Chronexalin‹ vertraut?«
Der Doktor nickte und wirkte ein wenig überrascht. Offenbar
begriff er, dass Janeway jetzt ihr eigentliches Anliegen zur
Sprache brachte.
»Wir haben es in der medizinischen Abteilung von Starfleet
getestet«, erwiderte er. »Um festzustellen, ob es Biomaterie vor
Tachyonenstrahlung schützen kann.«
Janeway blickte von ihrer Reisetasche auf. »Und?«
Der Holo-Arzt sah sie an. »Es ist sehr vielversprechend.
Warum fragen Sie?«
Die Admiralin spürte, wie ihre innere Anspannung zunahm.
»Ich brauche zweitausend Milligramm bis morgen
Nachmittag.«
Das verblüffte den Doktor.
»Warum?«, erkundigte er sich.
»Der Grund ist geheim.«
Es ging um etwas Illegales und sie bat um sein vorbehaltloses
Vertrauen, allein auf der Grundlage ihrer gemeinsamen
Vergangenheit. Einige Sekunden verstrichen.
»Besorgen Sie mir das Mittel?«
»Natürlich, Admiral. Sie haben es um neun Uhr.«
Er nahm auf der Couch Platz, hielt den Tricorder in beiden
Händen.
Für einen Moment dachte Janeway, dass er mehr wusste, als er
zu erkennen gab, oder zumindest mehr vermutete. Doch als sie
ihn musterte, wurde ihr klar: Er erweiterte nur sein Vertrauen.
Sie hatte keine Kommando-Autorität mehr über ihn und ganz
offensichtlich war das auch gar nicht notwendig.
»Danke«, sagte sie, schloss die Reisetasche und stellte sie
neben die Tür. »Ich nehme meinen privaten Shuttle. Bitte sorgen
Sie dafür, dass ich Ihre Lieferung beim Oakland Shipyard in
Empfang nehmen kann. Wenn jemand fragt: Ich mache Urlaub.«
Der Doktor blieb sitzen und drehte den Kopf. »Urlaub im All,
Admiral?«
Janeway lächelte. »Ja, Urlaub im All. Geben Sie gut auf
Tuvok Acht.«
4
Borg-Daten scrollten mit hoher Geschwindigkeit über den
Bildschirm. Grafische Darstellungen von Würfelschiffen
erschienen, überaus komplex und doch erkennbar, gefolgt von
einem bunten Labyrinth aus Warpkorridoren, mit rätselhaften
Symbolen gekennzeichnet.
Diffuses Halbdunkel herrschte im Pathfinder-Laboratorium.
Nur einige wenige Orientierungslichter glühten zwischen den
leeren Reihen. Mehr wäre bei einem Sicherheitsscan
aufgefallen.
Janeway hatte über viele Jahre hinweg Erfahrungen mit den
Borg gesammelt, aber die Bilder auf dem Schirm schienen aus
einem Albtraum zu stammen und keine Daten zu sein, die sich
als nützlich erweisen konnten.
Schließlich deaktivierte der Computer den Schirm und
verkündete: »Download komplett.« Janeway zuckte zusammen,
als hätte ihr jemand einen Schlag versetzt.
»Das sollte alles sein, was Sie benötigen«, sagte Reg Barclay
und reichte ihr einen Handcomputer mit den gespeicherten
Informationen.
Janeway wusste nicht, welche Daten das Gerät enthielt,
wahrscheinlich noch viel mehr als jene, die gerade über den
Bildschirm gescrollt waren. Bestimmt hatte Barclay noch viele
andere Dinge hinzugefügt, die bei einer geheimen Mission von
Nutzen sein konnten.
»Der Shuttle?«, fragte sie.
»Wartet im Oakland Shipyard auf Sie«, bestätigte Barclay.
»Ich wünschte, Sie würden mir gestatten, Sie zu begleiten.«
»Tut mir Leid, Reg, aber dies ist meine Mission. Außerdem:
Wenn Sie mitkämen, gäbe es niemanden mehr, der den Kadetten
von den Borg berichten könnte.«
Sie erlaubte sich einen Scherz. Oder?
Barclay schien zu glauben, dass die Worte ernst gemeint
waren. »Ich habe frischen Tee für Sie vorbereitet. Nicht das
replizierte Zeug.« Er holte eine Thermosflasche unter dem Tisch
hervor.
War das nicht lächerlich? Erwachsene, die sich seit vielen
Jahren kannten, ruhmreiche und schreckliche Zeiten erlebt
hatten, mit grässlichen Gefahren fertig geworden waren… Und
sie konnten über nichts anderes sprechen als über Tee und
Eheleben und dergleichen. Es gab viel wichtigere Dinge, über
die sie eigentlich reden sollten, und das wussten sie alle. Sie
waren nicht glücklich. Sie waren zu Hause, aber nicht daheim.
Das absurde Gespräch festigte Janeways Entschlossenheit und
vertrieb den letzten Zweifel. Sie musste etwas unternehmen, so
verrückt es auch sein mochte.
Sie nahm die Thermosflasche entgegen und richtete einen
ernsten Blick auf Barclay.
»Danke«, sagte Janeway. »Für alles. Ohne Sie wäre dies nicht
möglich.«
Barclay lächelte schief. »Erinnern Sie mich nicht daran.«
»Irgendein letzter Rat für Ihren alten Captain? Warten Sie –
sagen
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