Voyager 023 - Endspiel
und ich standen an sich gegenseitig
bekämpfenden Fronten… Mein Setter hatte gerade Junge
bekommen…«
»Ich glaube, die besondere Situation rechtfertigt gewisse
Improvisationen«, meinte Chakotay. »Sie beklagen die
Tatsache, dass wir seit sieben Jahren verschollen sind. Vielleicht sollten Sie eher daran denken, dass wir sieben Jahre lang
überlebt haben, obwohl wir nicht annähernd so lange unterwegs
sein sollten. Die meisten Schiffe werden vor einer
vergleichbaren Reise über Monate hinweg ausgerüstet. Wir
haben es sogar geschafft, uns einigermaßen gemütlich
einzurichten.«
»Zu gemütlich«, erwiderte Janeway. »Naomi ist eine Sache.
Aber eine ganze zweite Generation, die an Bord der Voyager
heranwächst… Dadurch wird einem deutlich vor Augen geführt,
wie viel Zeit verstreicht. Tom und B’Elanna werden sich bald
um ein Kind kümmern müssen. Aber ich bin für die ganze Crew
verantwortlich.
Was geschieht, wenn ich Tom oder B’Elanna befehle, ihr
Leben aufs Spiel zu setzen? Ein Captain muss dazu bereit sein.
Ich weiß nicht, wie die Kommandanten der großen Galaxy-
Schiffe damit zurechtkommen. Bin ich fähig, den besten
Offizier mit einer gefährlichen Aufgabe zu betrauen? Oder
wähle ich unbewusst jemanden, der nicht verheiratet ist und
keine Kinder hat? Es wäre den anderen gegenüber nicht fair,
wenn bestimmte Personen Risiken von sich fern halten
können…«
»Sie machen sich zu große Sorgen«, sagte Chakotay.
Janeway verschränkte die Arme. »Nein, ich glaube nicht. Tom
und B’Elanna, die anderen zukünftigen Eltern und ihre Kinder…
Ich hoffe, sie können mir verzeihen, wenn ich sie in Gefahr
bringen muss.«
»Frachtraum«, wies Chakotay den Computer des Turbolifts an.
Sein Dienst ging schneller zu Ende als erwartet. Janeway hatte
ihn auf der Brücke abgelöst, noch bevor er wirklich bereit war,
den Kontrollraum zu verlassen. Irgendein Aspekt des letzten
Gesprächs mit der Kommandantin beunruhigte den Ersten
Offizier und weckte den Wunsch in ihm, noch etwas länger auf
der Brücke zu bleiben.
Um ihn herum summte die Transferkapsel und gab sich damit
zufrieden, ihn zum Frachtraum zu bringen. Sie wusste genau,
wohin sie unterwegs war.
Chakotay verdrängte die Unruhe aus sich – immerhin saß
Janeway jetzt wieder in ihrem Kommandosessel und derzeit gab
es keine Notfälle irgendeiner Art. Er dachte an die zahlreichen
Personen, die in der Geschichte der Erde und anderer Welten an
Bord von Schiffen gelebt hatten. Im Grunde genommen musste
er Janeway Recht geben: Ein solches Leben eignete sich nicht
für Familien. Oft blieb man lange von der Familie getrennt,
normalerweise über Monate hinweg, nicht über Jahre. Selbst die
längsten Walfangfahrten auf der Erde, vor Hunderten von
Jahren, hatten zwei Jahre gedauert. Und die Crew an Bord hatte
geglaubt zu wissen, worauf sie sich einließ.
Es gab also allen Grund für Janeway, sich Sorge zu machen.
Selbst wenn sie gewisse Dinge zu ignorieren versuchte – sie
blieben präsent und veränderten die Realität an Bord.
Aber was ließ sich in dieser Hinsicht unternehmen? Sollte sie
den Besatzungsmitgliedern verbieten, Beziehungen einzugehen?
Durften sie erst dann wieder ein Privatleben führen, wenn sie
zur Föderation zurückgekehrt waren? Die Voyager stellte eine Art Insel dar – eine kleine Gemeinschaft lebte an Bord einer im
Meer des Alls schwimmenden Festung.
Chakotay war froh, dass er Captain Janeway nicht darauf
hingewiesen hatte, mit wem er zu speisen gedachte.
Der Frachtraum gehörte zu den wenigen Orten an Bord der
Voyager, wo es viel Platz gab und man trotzdem völlig ungestört sein konnte. Hier herrschte immer makellose Sauberkeit, denn
selbst ein wenig Schmutz konnte Funktionsstörungen bei den
Bordsystemen des Schiffes verursachen und dadurch zu
erheblichen Problemen führen. Es roch nach
Reinigungsflüssigkeiten und… gebratenem Fleisch?
Das Licht war gedämpft und ein Fenster in der Decke
gewährte Ausblick auf die Sterne – als hätten die
Besatzungsmitglieder der Voyager nicht schon genug Sterne gesehen.
In der Mitte des Frachtraums kniete Seven of Nine auf dem
Boden und breitete eine karierte Decke aus.
Ob sie saß oder stand: Es konnte kein Zweifel daran bestehen,
dass Seven eine überaus attraktive Frau war. Sie trug einen
einteiligen Anzug, der sich wie eine zweite Haut an ihren Leib
schmiegte und die großzügigen Kurven deutlich zur Geltung
brachte. Als
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