Voyager 023 - Endspiel
feuerte auf ein klingonisches Schiff und
beschädigte es. Der getroffene Raumer zog einen Schweif aus
Plasma und entweichendem Gas hinter sich her, als er das
Kampfgebiet zu verlassen versuchte. Kim nahm sich den
zweiten Klingonen vor, während Janeway danach trachtete, den
Shuttle zusammenzuhalten und gleichzeitig genug Energie für
den temporalen Deflektor zu finden. Sie konnte es sich jetzt
leisten, Korath und seine Helfer zu vergessen, ganz auf ihre
Absicht konzentriert zu sein.
»Computer, aktiviere den Tachyonenstrahl und richte ihn auf
folgende räumliche und temporale Koordinaten.«
Temporale Koordinaten – gefährliche Worte.
Der Raum vor dem Shuttle dehnte sich und verschwamm. Ein
Strahl ging vom Deflektor aus und schuf einen Schnitt im All,
eine Wunde im Leib des Universums.
Janeway zwang den beschädigten Shuttle auf einen neuen
Kurs, hielt genau auf den Riss zu und beschleunigte mit
Impulskraft, bis nicht einmal die Bremsdüsen in der Lage
gewesen wären, die Flugbahn des kleinen Raumschiffs zu
verändern.
Noch immer ging ein Strahl von dem temporalen Deflektor
aus und verschwand in einem Riss, der noch schwärzer war als
das schwarze All. Ein finsterer Schlund entstand und verschlang
den Shuttle.
8
Raumschiff Voyager
Der Delta-Quadrant
Sechsundzwanzig Jahre vorher
Manchmal träumte Paris davon, das Schiff zu fliegen. Er konnte
sich kaum vorstellen, dass jemand anders in der Lage war, so
mit der Voyager umzugehen, wie es ihr gefiel: an den Wogen des Sonnenwinds emporsausen und auf der anderen Seite
hinabgleiten… die spektralen Veränderungen erkennen und raue
Stellen meiden… Viele Leute verbanden damit Vorstellungen,
die kaum etwas mit der Wirklichkeit zu tun hatten. Trotzdem
wünschte sich Paris ein Ruderjoch oder ein Steuerrad, um die
Bewegungen des Schiffes direkt mit den Händen zu spüren, so
wie bei den holographischen Simulationen von Flugzeugen und
Motorrädern. Warum gab es an Bord von Raumschiffen keinen
Steuerknüppel?
»Tom.«
Natürlich kannte niemand sonst den Rutsch-Trick. Er hatte ihn
selbst erfunden und mit niemandem darüber gesprochen. Nun,
das mochte ein wenig egoistisch und vielleicht auch überheblich
sein, aber das machte weiter nichts. Jeder hatte den einen oder
anderen Kniff, um sich die Arbeit zu erleichtern und sie besser
aussehen zu lassen als die anderer Leute. Dort – die
Sonneneruptionen eines blauen Riesen. Es gab keine besseren.
»Tom.«
»Ich schlafe.«
»Es ist soweit.«
»Hmm? Was ist soweit?«
»Rate mal.«
War das Licht an? Warum hatte B’Elanna während ihrer
Ruhephase das Licht eingeschaltet?
Tom Paris öffnete die Augen, als sein Selbst aus dem
Navigationstraum kroch und ganz plötzlich auf Touren kam. Er
fiel fast aus dem Bett.
Neben ihm richtete sich B’Elanna Torres so gut wie möglich
auf. Mit großen, ernsten Augen blickte sie auf ihren einst so
grazilen Körper hinab – derzeit erweckte sie den Anschein,
einen Kürbis verschluckt zu haben.
Paris’ Rückenmuskeln protestierten mit einem sehr
schmerzhaften Stechen, als er in die Höhe schnellte. Die rechte
Hand tastete über seine Brust und suchte nach dem
Insignienkommunikator. »Paris an… Paris an…«
Wo befand sich das Kom-Gerät? Auf dem Nachtschränkchen!
»Paris an Krankenstation! Es ist soweit!«
Die auf geradezu ärgerliche Weise freudlose Stimme des
Doktors erklang aus dem Lautsprecher. »Bleiben Sie ruhig, Mr.
Paris. Kann sie stehen?«
»Äh… ich… äh…« Er fand seine Füße, drehte sich um und
wollte B’Elanna fragen. Aber sie stand bereits und streifte den
extra großen Morgenmantel über.
»Bestätigung«, sagte Paris.
»Dann schlage ich vor, dass Sie in die Krankenstation
kommen.«
»Was ist mit B’Elanna?«
»Sie ebenfalls.«
B’Elanna ging bereits zur Tür, als Paris nach seinem eigenen
Morgenmantel griff. »Vielleicht sollten wir uns beamen. He,
warte auf mich!«
B’Elanna ging mit kleinen, schlurfenden Schritten, aber so
schnell, dass sich Paris beeilen musste, um zu ihr
aufzuschließen.
»Glaubst du nicht, wir sollten…«
»Ich kann gehen. Ich bin schwanger und kein Krüppel.«
Sie klang verärgert. War es normal, dass sie verärgert klang?
Und über wen ärgerte sie sich?
Oh, oh.
»Kann ich… Gibt es irgendetwas, das ich…«
»Nein, Tom, du hast mir bereits alles angetan. Entschuldige,
ich wollte sagen: Du hast schon alles für mich getan.«
»Oh, komm schon.« Er wagte es,
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