Voyager 023 - Endspiel
nach ihrem Ellenbogen zu
greifen. »Du wolltest es doch, oder? Jetzt ist es zu spät, deine
Meinung zu ändern.«
»Ich habe meine Meinung nicht geändert. Ich will nur nicht
mehr schwanger sein. Ich kann nicht essen, nicht atmen, nicht
gehen und nicht kämpfen. Meine Güte, ich komme mir wie ein
verdammter Trill vor. Und fass mich nicht an.«
Für jemanden, der nicht atmen konnte, reihte sie erstaunlich
viele Worte aneinander. Es fiel Paris schwer, sie nicht
anzurühren. Alles in ihm drängte danach, sie zu führen, ihr
irgendwie zu helfen. Doch sie trat ohne ein weiteres Wort in den Turbolift.
Zwei Decks erschienen Tom wie zwanzig. Anschließend der
lange Korridor zur Krankenstation. Paris hatte das Gefühl, eine
endlose Tundra zu überqueren.
Der holographische Arzt zeigte frechen Stoizismus, als Paris
und B’Elanna die Krankenstation erreichten. »Hier, bitte«, sagte
er und deutete auf die von ihm bevorzugte Diagnoseliege. »Nun,
Miss Torres, Sie glauben also, dass die Lieferung Ihres kleinen
Pakets unmittelbar bevorsteht?«
»Ich bin bereit«, erwiderte B’Elanna und schnaufte leise.
»Eigentlich bin ich sogar überfällig. Ich…«
»Bitte sprechen Sie nicht.«
B’Elanna streckte sich auf der Liege aus und der Doktor
untersuchte sie mit einem medizinischen Sensor.
»Nun?«, drängte Paris. »Die Geburt steht unmittelbar bevor,
nicht wahr? Können Sie die Sache beschleunigen?«
Der Doktor schenkte ihm keine Beachtung und nahm eine
zweite Sondierung vor. Schließlich deaktivierte er den Sensor
und sagte lakonisch: »Sie werden ein gesundes Baby
bekommen. Aber nicht heute Nacht.«
»Soll das ein Witz sein?«, brummte B’Elanna.
»Sie haben Scheinwehen, Lieutenant.«
»Schon wieder?«, entfuhr es Paris.
»Ich habe es Ihnen beim letzten Mal erklärt: Gerade bei
Klingonen geschieht so etwas recht häufig…«
B’Elanna ballte die Fäuste und schlug sich damit an die Seiten.
»Ich will das Ding endlich aus mir heraus haben!«
»Fehlgeleiteter Zorn«, diagnostizierte der Doktor. »Ebenfalls
nicht unüblich bei Klingonen.«
Paris wirkte fassungslos, als er sich kurz das Gesicht rieb.
»Können Sie die Wehen nicht stimulieren?« *
»Davon rate ich ab.«
»Wenn so etwas noch öfter geschieht, bekommen wir
überhaupt keinen Schlaf mehr.«
»Halten Sie Ihre derzeitige Situation für schlimm?«
Paris wechselte einen nachdenklichen Blick mit seiner Frau,
die ebenso kummervoll wie zornig wirkte. Nun, in diesem
besonderen Fall konnte sie so zornig sein, wie sie wollte – das
kleine Geschöpf in ihr scherte sich nicht darum. Es war ganz
allein Herr der Situation.
Captain Janeway begrüßte die Ablenkung, als Chakotay in ihren
Bereitschaftsraum kam und sie davor bewahrte, einen eher
langweiligen technischen Bericht zu prüfen. Wenn sie sich mit
solchen Dingen beschäftigte – die nötig waren, um die volle
Einsatzbereitschaft des Schiffes zu gewährleisten –, erinnerte sie sich immer daran, dass den langweiligen Zeiten im All häufig
haarsträubende Abenteuer gegenüberstanden. Wie seltsam, dass
man sich immer nach dem jeweils anderen sehnte.
»Es ist schon wieder passiert«, sagte Chakotay geradeheraus.
Seine sanft blickenden Augen schienen das Licht der Sterne
einzufangen, die jenseits des großen Panoramafensters
vorbeistrichen.
Janeway streckte sich und lächelte. »Das Baby führt uns an der
Nase herum. Wann geschah es?«
»Um vier Uhr Bordzeit.«
Die Kommandantin verzog das Gesicht, als sie voller
Anteilnahme an Paris und B’Elanna dachte. Eine weitere
ruinierte Nacht. »Wie viele falsche Alarme sind es inzwischen?«
»Drei. Von denen wir wissen.«
»Das Baby ist so stur wie seine Mutter.«
Chakotay lächelte. »Harry nimmt Wetten über den genauen
Zeitpunkt der Geburt entgegen.«
»Richten Sie ihm aus, er soll mich für Freitag dreiundzwanzig
Uhr Bordzeit notieren. Sonst noch etwas?«
Chakotay zuckte kurz mit den Schultern und wirkte ebenso
gelangweilt wie Janeway. Derzeit führte er das Kommando und
normalerweise störte er sie bei solchen Gelegenheiten nur aus
zwei Gründen: wenn dem Schiff akute Gefahr drohte oder wenn
er an akuter Langeweile litt.
»Besatzungsmitglied Chell möchte einen Fulltime-Job in der
Offiziersmesse.«
Das war wirklich das Letzte. An Bord normaler Schiffe, so
erinnerte sich Janeway, erfuhren Captain und Erster Offizier
meistens nie, wer sich um die Offiziersmesse kümmerte. Viel
wichtigere Dinge
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