Voyager 023 - Endspiel
vorgaben,
sich prächtig zu amüsieren.
»Hallo, Captain«, sagte sie und reichte Kim einen Drink.
»Danke, Admiral.« Kim nickte in Richtung des Mädchens.
»Ich habe Sabrina zum letzten Mal als Baby gesehen.«
»Es ist erstaunlich, wie schnell ihr alle groß geworden seid«,
erwiderte Janeway.
Kim zuckte mit den Schultern und sein Lächeln verblasste.
»Wie geht es Tuvok?«
»Sein Zustand ist unverändert.« Janeway wollte ihm die
Wahrheit sagen, aber diese Worte klangen besser.
Kims Gesicht wies darauf hin, dass er mehr wusste, als er
zugab. »Ich habe vor, ihn morgen zu besuchen.«
»Das wäre nett.«
Und es wäre nett, wenn wir ehrlicher miteinander sein
könnten.
»Es tut mir Leid, dass ich die Trauerfeier verpasst habe«, sagte
Kim. »Ich hätte zugegen sein sollen.«
Janeway griff nach seiner Hand. »Sie waren mit einer Mission
beauftragt. Alle haben es verstanden.« Sie wechselten einen
Blick, in dem sowohl gegenseitiges Unbehagen als auch
Zuneigung zum Ausdruck kamen. »Es freut mich, Sie
wiederzusehen, Harry.«
Sie wollte noch etwas hinzufügen, aber plötzlich bildete sich
ein Kloß in ihrem Hals. Nein, es gab keinen cleveren Weg. Wie
sollte sie ihm klarmachen, dass er und sein Schiff nicht zu einem
Hindernis für sie werden durften?
Zum zehnten Mal regten sich diese unangenehmen
Empfindungen in Janeway und deshalb fürchtete sie die Treffen
geradezu. Sicher, man begegnete ihr immer mit freundlicher
Großzügigkeit – sie hatte Medaillen, Ehrendoktorwürden und
Belobigungen aller Art bekommen. Aber mit jeder
Auszeichnung schien das Ausmaß ihrer Leistung zu schwinden.
Als sie sich nun umsah und den Blick über die Gesichter ihrer
Freunde schweifen ließ, ihrer ehemaligen Crew… Das
Bewusstsein, eine gefeierte zentrale Figur in diesem großen
Weltraumdrama zu sein, gab ihr erneut das Gefühl, versagt zu
haben.
Bei jedem Treffen wollten sich Janeway und die anderen
etwas mehr wie zu Hause fühlen, doch jedes Mal entfernten sie
sich weiter von der erhofften Zufriedenheit. Sechsundzwanzig
Jahre lang waren sie unterwegs gewesen – die besten Jahre ihres
Lebens. Als sie schließlich zurückkehrten, fanden sie eine
unerwartete Situation vor: Freunde und Verwandte waren
gestorben oder hatten sich verändert, führten ein anderes Leben
oder träumten von Möglichkeiten, die nicht mehr existierten.
Die Voyager hatte das Unmögliche geschafft – sie war von den Toten zurückgekehrt.
Doch ihre Crew blieb tot.
Janeway hatte sie zurückgebracht, aber zu spät. Dieses neue
Treffen erfüllte Janeway mit profundem Unbehagen, aber es
bestärkte sie auch in ihrer Entschlossenheit. Ihre Mission war
noch nicht vorbei.
2
Dieses spezielle Treffen war beunruhigender als die anderen.
Janeway trat von Harry Kim fort, ohne die beabsichtigten Worte
an ihn zu richten. In der Vergangenheit hatte sie ihm häufig
Anweisungen erteilt und verlangt, dass er alles widerspruchslos
hinnahm. Aber inzwischen war er Starfleet-Captain und dadurch
wurden die Dinge komplizierter. Er hatte ein Recht darauf, nach
dem Grund zu fragen. Und den wollte Janeway nicht nennen.
Sie wanderte umher und schenkte allen Aufmerksamkeit, ohne
sich auf ein Gespräch einzulassen. Eigentlich folgte sie nur
einem eingeübten Bewegungsmuster, so wie auch die anderen.
Janeway gab vor, an einem Glasteller mit Appetithäppchen
Interesse zu finden, während Tom Paris auf ein Klingeln an der
Tür reagierte. Mit seiner New Yorker Freizeitkleidung und den
grauen Schläfen wirkte er wie Dashiell Hammett. Vermutlich
steckte Absicht hinter diesem Look. Nun, warum auch nicht?
»Doc!«, entfuhr es Paris in einem Das-wurde-auch-Zeit-
Tonfall.
Der einzigartige holographische Arzt der Voyager betrat das Apartment und sah genauso aus wie an jenem Tag, als er zum
ersten Mal aktiviert worden war. Diesen Vorteil hatten
Hologramme – ewiges Leben. Der Doktor trug zivile Kleidung
und kam in Begleitung einer jungen Frau, die natürlich sofort
neugierige Blicke auf sich zog.
»Mr. Paris …«, sagte der Doktor fröhlich und umarmte Tom.
»Wo haben Sie sich versteckt?«
»Ich bin beschäftigt gewesen.«
»Ein neuer Holo-Roman?«
Paris lächelte nicht ohne Stolz. »Ich werde Ihre Meinung
einholen, bevor ich ihn meinem Verleger schicke. Wollen Sie
mich nicht vorstellen?«
Der Doktor strahlte. »Tom Paris, das ist meine Frau Lana.«
Paris konnte seine Verblüffung nicht verbergen. »Sie
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