Voyager 023 - Endspiel
Entscheidung
hätte sich durch ein viel zu hohes Maß an Vorsicht
ausgezeichnet. Sie stellte sich vor, mit einer Dose voller Wasser
in einem Rettungsboot zu sitzen; früher oder später würde sie
trinken.
»Wir nennen Sie ›Admiral‹ und bringen Ihnen den Respekt
entgegen, den Sie offenbar verdienen«, wandte sie sich an ihr
älteres Selbst. »Angeblich kennen Sie die Zukunft. Aber von
meiner Perspektive aus gesehen könnten Sie auch einfach nur
verrückt sein.«
»Nette Vorstellung«, kommentierte die Admiralin.
»Wir alle werden alt«, erwiderte Janeway. »Und manchmal
kommt es zu gewissen Altersgebrechen.«
»Sie geben vor, von mir unbeeindruckt zu sein«, sagte die
Admiralin. »Aber ich weiß, wann Sie nicht ehrlich sind. Wir
sind die gleiche Person…«
»Wir waren die gleiche Person. Als Sie durch den Riss kamen, wurden wir zu zwei unterschiedlichen Individuen. Sie sehen wie
ich aus und wir haben eine gemeinsame Vergangenheit, aber
jetzt sind wir nur noch wie Zwillinge. Und unsere Zukunft
könnte erhebliche Unterschiede aufweisen. Meine steht mir erst
noch bevor. Ich muss so handeln, als sei sie noch nicht
geschehen.«
»Die Überlebenden der Voyager verdienen Besseres als das, was sie bekommen haben«, sagte die Admiralin. Diesmal
vibrierte deutlicher Zorn in ihrer Stimme.
Captain Janeway deutete zum Korridor. »Wir sind keine
Überlebenden. Wir müssen erst noch in die Heimat
zurückkehren.«
Seven of Nine saß an den Navigationskontrollen des Shuttles,
das sich im Hangar der Voyager befand. Besorgt fragte sie sich, welche Entscheidungen Captain Janeway treffen würde.
Zwar versuchte sie, ihre Empfindungen unter Kontrolle zu
halten, aber Unbehagen regte sich in ihr. Wieder standen
Veränderungen bevor. Alle Veränderungen in ihrem Leben
waren ernst, dramatisch, plötzlich und umfassend gewesen.
Assimilierung durch die Borg, dann für viele Jahre das Leben
als Drohne, schließlich die Entdeckung ihres individuellen
Selbst, des Mädchens, das so lange ausgelöscht gewesen war…
In letzter Zeit hatte sie nicht nur gelernt, ihre menschliche
Individualität zu akzeptieren, sondern auch damit begonnen, sie
zu erforschen. Jetzt strebte sie die letztendliche Erfüllung dieser Individualität an, wie sie in der Literatur so oft beschrieben
wurde – eine Liebesbeziehungen, die sie mit einem anderen
Menschen verband.
»Der Panzer scheint autoregenerativ zu sein«, berichtete sie
und beobachtete, wie Daten über die Displays scrollten. Sie
betätigte Schaltflächen und wechselte damit zu einer grafischen
Darstellung der gepanzerten Phase. »Bei der Aktivierung des
Systems rekonfigurieren spezielle Naniten die molekulare
Struktur der Außenhülle und dadurch entstehen sich
überlappende Schichten.«
Der Vorgang erinnerte Seven an die Adaptationstechnik der
Borg. Naniten analysierten die Umgebung und passten sie dann
an.
»Der Panzer ist nur die Spitze des Eisbergs.« Die Stimme von
B’Elanna Torres kam aus dem Heckbereich des Shuttles. Mit
Hilfe eines Tricorders nahm sie eine korrelative Analyse in
Hinsicht auf die dortige Technik vor. »Der Shuttle ist mit
omnispektraler Stealth-Technik und Transphasen-
Photonentorpedos ausgestattet…« Sie brach ab, als sie sich in
die Höhe stemmte. Ihre Bewegungen wirkten dabei alles andere
als anmutig. Sie wankte nach vorn und sah sich die Kopfstütze
des Piloten an. »Und dies hier… Ich schätze, das ist ein neurales
Interface. Aber ich habe nicht die geringste Ahnung, wie es
funktioniert. Nun, es gibt da etwas, wofür der Shuttle nicht
bestimmt ist.« Sie zwängte sich zwischen die Sitze und fügte
hinzu: »Für ein schwangeres Besatzungsmitglied.« Sie sah auf
ihren Bauch und klopfte daran. »Es wird Zeit für dich, endlich
herauszukommen.«
»Am besten wär’s, wenn das Kind am Donnerstag um zwölf
Uhr Bordzeit geboren wird«, sagte Seven.
B’Elanna sah sie groß an. »Sie haben ebenfalls gewettet?«
»Ich versuche, an den Aktivitäten der Crew teilzunehmen.«
Seven bemühte sich um einen neutralen Gesichtsausdruck, um
nicht die seltsame Freude zu verraten, die sie dabei empfinden
würde, eine eigentlich sinnlose Wette zu gewinnen.
B’Elanna ließ sich in einen Sessel sinken. »Mein Leben wäre
viel einfacher, wenn ich Tom Paris nie kennen gelernt hätte.«
Diese Bemerkung schockierte Seven fast.
»Bedauern Sie Ihre Beziehung mit ihm?«
»Ich habe mir einen Scherz erlaubt«, erwiderte
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