Voyager 023 - Endspiel
und ihm Priorität
eingeräumt?
Sie fragte sich, welchen Einfluss dieses Wissen auf ihre
zukünftigen Entscheidungen haben würde. Sie führte den Befehl
über ein Raumschiff, dessen Pflicht darin bestand, die
Föderation zu schützen und zu verteidigen, bis zum letzten
Leben an Bord. Folgte daraus, dass sie umkehren und kämpfen
sollte, bis nichts mehr übrig war? Konnte sie ihre Pflicht als
Starfleet-Offizier nur mit einer solchen Entscheidung erfüllen?
Oder musste sie auch – und vor allem! – daran denken, die Crew
zu schützen?
Vielleicht ließ sich eine Konfrontation mit den Borg gar nicht
vermeiden, um die Voyager nach Hause zu bringen.
Janeway gab sich einen inneren Ruck.
»Können jene Systeme an Bord der Voyager installiert
werden?«, fragte sie.
Mit dieser Frage war der erste Schritt getan.
»Die Stealth-Technik ist inkompatibel«, sagte Seven.
»Panzerung und Waffen müssten sich eigentlich anpassen
lassen.«
Stille folgte diesen Worten und trennte Janeway von den
anderen.
Glücklicherweise schien die Admiralin zu akzeptieren, dass
die Entscheidungen noch immer von Kathryn Janeway der
Ersten getroffen wurden.
»Nun, Captain?«
Janeway musterte ihr älteres Selbst mit unverhohlenem Ärger.
Sie mochte es nicht, unter Druck gesetzt zu werden, aber…
Die Borg…
Sie wandte sich an Seven. »Beginnen Sie mit der Installation.«
13
PERSÖNLICHES LOGBUCH DES CAPTAINS
STERNZEIT 54973.4
Wir haben begonnen, die Voyager mit Admiral
Janeways Technik auszustatten. Dutzende von
Besatzungsmitgliedern in Schutzanzügen arbeiten an
der Außenhülle – seit mehr als einem Jahr waren nicht
mehr so viele Angehörige der Crew außerhalb des
Schiffes tätig. Vielleicht bin ich zu besorgt, aber es
macht mich nervös, sie dort draußen zu wissen. Ich habe
mich an die Vorstellung gewöhnt, dass dieses Schiff
unsere Höhle ist, eine Art schützendes Gehäuse und
unser ganzes Universum. Wenn Besatzungsmitglieder
nicht an Bord sind, muss ich immer daran denken, dass
ihnen Gefahr droht.
Vielleicht geht meine Unruhe auf den Umstand
zurück, dass wir fremde Technik in unserem einzigen
Rettungsboot installieren. Eigentlich kenne ich jene
Frau gar nicht. Ich weiß, wer sie einmal gewesen ist, und
ich weiß auch, was sie zu sein scheint. Aber der Rest ist
ein Geheimnis. Die Frage lautet: Soll ich erlauben, dass
es ein Geheimnis bleibt?
Trotz ihrer Schwangerschaft kümmert sich Torres
selbst um die Konversion. In der technischen Abteilung
herrscht ziemlicher Betrieb. Wir haben Crewmitglieder
aus allen anderen Sektionen des Schiffes abgezogen, um
die notwendigen Arbeiten möglichst schnell
durchzuführen. Ich muss darauf vertrauen, dass
B’Elanna mir Bescheid gibt, wenn sie irgendetwas
findet, das wir nicht kontrollieren können. Ganz gleich,
was die Admiralin zu sein oder zu wissen behauptet: Ich
werde ihr auf keinen Fall die Kontrolle überlassen. Ich
muss in der Gegenwart tätig werden; das ist meine
einzige Möglichkeit.
All diese Aktivität… Und vielleicht besteht das
Ergebnis letztendlich nur aus einem weiteren Eintrag
auf der Siegesliste der Borg-Königin. Im Vergleich mit
Komplexität und Größe der Borg-Präsenz im Delta-
Quadranten ist die Voyager nur eine winzige, fast völlig bedeutungslose Macht. Das dürfen wir nie vergessen.
Wie soll ich die richtige Entscheidung treffen? Dieses
Schiff ist ein Funke in einem Waldbrand, wenn es um
den Kampf gegen die Borg geht. Aber wenn die
Admiralin Recht hat, wenn wir die Linien der Borg
durchstoßen und ins richtige Wurmloch fliegen können
– ich wage noch immer nicht ganz, mich entsprechenden
Hoffnungen hinzugeben –, so bin ich moralisch dazu
verpflichtet, diese Möglichkeit wahrzunehmen, um zur
Föderation zurückzukehren und die Feuerkraft der
Voyager Starfleet zur Verfügung zu stellen.
Wenn es doch nur Vorschriften gäbe, die einen solchen
Vorgang regeln. Nun, vielleicht erlasse ich welche, wenn
ich Admiral bin.
Sobald die wichtigsten Modifikationen durchgeführt
sind, fliegen wir zum Nebel zurück. Während meiner
beruflichen Laufbahn habe ich die eine oder andere sehr
seltsame Erfahrung gemacht, aber das alles ist nichts im
Vergleich mit dem Anblick meines älteren Selbst, das
meinen Offizieren den Umgang mit einer Technik
erklärt, die erst noch erfunden werden muss.
Alle arbeiten hart und an Bord herrscht vorsichtiger
Optimismus. Wenigstens dieses Geschenk habe ich für
die Crew:
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