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Voyeur

Titel: Voyeur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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sagen.
    «Ich   …» Mehr brachte ich nicht hervor. Meine Kehle war wie zugeschnürt. Sie senkte schließlich ihre Hand und zog sie zurück auf
     ihre Tischseite. «Ich bin nicht   … ich habe nicht   …», stammelte ich.
    «Was? Was ist los?»
    Sie starrte mich verständnislos an. Ich versuchte erneut, die Worte hervorzubringen. «Ich   … Ich bin nicht   … Ich glaube, Sie haben einen falschen Eindruck bekommen.»
    Sie blinzelte. «Einen falschen Eindruck?»
    Ich konnte ihr nicht in die Augen sehen. «Dieses   … sich wieder zu treffen. Ich halte das für keine gute Idee.» Sie sagte nichts. Ich richtete meinen Blick auf die Tischdecke
     und |305| wurde mit den Resten der Pavlovas konfrontiert. «Ich   … Ich will keine   … keine Beziehung.»
    Ich zwang mich, sie anzuschauen. Jetzt stand ihr das blanke Entsetzen im Gesicht. «Du lieber Gott», sagte sie.
    «Es tut mir leid   …»
    «Du lieber Gott.» Sie legte eine Hand vor den Mund und schloss die Augen.
    «Ich möchte nicht unhöflich sein   …»
    Sie hatte ihren Kopf leicht abgewandt. «Was hat Ihnen nur den Eindruck vermittelt, dass ich   … dass ich so etwas erwarten könnte?»
    Etwas an ihrem Ton gab mir das Gefühl, dass Unheil nahte.
    «Die Anrufe   … die ganzen Einladungen   …» Meine Stimme verlor sich. Was mir offensichtlich vorgekommen war, erschien nun beinahe harmlos. Sie legte langsam ihren
     Löffel auf den Rand ihres Tellers. Als sie sprach, schaute sie hinab.
    «Mr.   Ramsey   … Ich bin gern unter Menschen. Das war schon immer so, aber inzwischen gehe ich mehr auf sie zu. Ich war dreißig Jahre lang
     verheiratet, und der Tod meines Mannes hat eine große Lücke zurückgelassen. Ich fülle sie, so gut ich kann. Meine Kinder
     möchte ich nicht mehr unter Druck setzen, als ich muss. Sie müssen ihr eigenes Leben leben, und deshalb versuche ich, meines
     so interessant wie möglich zu gestalten.»
    Sie sah mich an. Ihr Mund zitterte. Der Sahneklecks war noch auf ihrer Oberlippe. «Ich weiß, dass ich zu viel rede, und
     das schreckt die Leute manchmal ab. Und ich weiß, dass ich manchmal anstrengend bin, und das schreckt die Leute |306| auch ab. Aber ich suche keinesfalls nach jemandem, der den Platz meines Mannes einnimmt, Sie sind also in Sicherheit. Wenn
     Sie das missverstanden haben, dann tut es mir leid. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass ich irgendetwas getan habe,
     um Ihnen den Eindruck zu vermitteln, ich würde mehr als Freundschaft erwarten, doch offenbar täusche ich mich. Trotzdem
     glaube ich nicht, dass Sie mir Ihre   … Ihre Abneigung so deutlich zu verstehen geben mussten.»
    Sie griff plötzlich nach ihrer Handtasche, zog eilig ihr Portemonnaie hervor und legte mehrere Zehn-Pfund-Scheine auf den
     Tisch. «Ich habe Sie eingeladen, also zahle ich auch.» Sie stand auf. Ihr Kinn bebte. «Um ehrlich zu sein, Mr.   Ramsey, ich dachte sowieso, Sie wären schwul. Sie hätten also überhaupt keine Angst haben müssen.»
    Sie verließ schnell das Restaurant. Ich sah mich um. Ein paar Leute hatten aufgeschaut, als sie ging, aber niemand war nahe
     genug, um ihren letzten Worte gehört zu haben. Ich blieb sitzen. Für einen Moment war ich unfähig, mich zu bewegen. Ich
     suchte nach meinem inneren Gleichgewicht, dachte an Anna und fand es. Die Frau war unwichtig. Sie zählte nicht. Geistesabwesend
     wischte ich die Stelle meines Arms, an der sie mich berührt hatte, mit einer Serviette ab. Nach einer Weile kam der Kellner
     und fragte, ob ich aufgegessen hätte. Er räumte die Teller ab und nahm ihr Geld. Ein beträchtlicher Betrag blieb übrig,
     aber den ließ ich als Trinkgeld liegen.
    Dann ging ich nach Hause.

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    |307| Kapitel 21
    Das war das letzte Mal, dass ich diese Thornby gesehen habe. Ein wenig befürchtete ich, dass sie mich nun wegen des Autounfalls
     verklagen würde und vielleicht irgendeinen neu gefundenen «Zeugen» aus dem Hut zauberte oder eine verschleppte Verletzung
     erfand. Aber nichts dergleichen geschah. Der Schadensfall wurde reibungslos abgewickelt.
    Ich war vor allem erleichtert, dass sie mich nun nicht mehr belästigen würde. Die Erinnerung an den schrecklichen Abend war
     immer noch peinlich, aber nur wenn ich daran dachte. Deshalb vermied ich es lieber. Bald war der Vorfall zu den Akten gelegt
     und versetzte mir nur noch einen leichten Stich, wenn mich zufällig etwas daran erinnerte. Und dann bekam ich eine Nachricht,
     die ihn völlig aus meinem Kopf

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