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VT02 - Der gierige Schlund

VT02 - Der gierige Schlund

Titel: VT02 - Der gierige Schlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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stören Leben hier, stören Iinz.«
    Was meinte der Verrückte? Und, vor allem: Warum lebte er noch?
    Kinga richtete seinen Oberkörper auf und stützte sich auf die Arme. »Du bist Aksama?«, fragte er.
    »Aksama war ich«, murmelte der Alte. So leise, dass der Woormreiter die Worte kaum verstehen konnte. »Bin heut anders, bin kein Taglichtmensch mehr. Bin guter und überwichtiger geworden.« Er richtete sich auf. Dürre Beine lugten unter einem verfilzten Lendenschurz hervor. Der Oberkörper, ausgemergelt und von Dutzenden Narben zerschnitten, pendelte hin und her.
    »Aber du warst einmal einer von uns.« Kinga blickte sich aus den Augenwinkeln um, während er weiterredete. Er schwitzte. Eine seltsame Hitze herrschte hier, und es stank nach Exkrementen. »Du stammst aus Kilmalie. Hast den Wind gerochen und die Sonne gespürt.«
    »Ist lange her, ist nicht mehr wichtig. War spaßlustig, aber in der hierigen Nacht desinteressant.« Er grinste. »Kann noch gut sprachreden, nichtwahr? Hab wenignix vergessen.«
    »Du machst das sehr gut«, lobte Kinga. Ich muss das Gespräch in Gang halten, sagte er sich. Solange er reden will, habe ich eine Chance, hier irgendwie wieder rauszukommen.
    »Hab dich gerettet, Jungbube! Hab dich aus dem Flutwasser gezerrt, dir Bauchlungen freigepumpt, dich in die Heimhöhle geschleppt. Bin ich nicht bravgut?«
    »Ich… danke dir, Aksama.«
    Der Verrückte wirkte nun wie ein kleines Kind, das sich nach Liebe sehnte und gestreichelt werden wollte. Langsam tänzelte er näher. Hinter ihm machte Kinga einen Haufen mit Ausrüstungsteilen aus. Die Maske eines Atemgeräts, Lederfetzen, Seile, gepresste Getreidelaibe, vom Wasser aufgeschwemmt.
    Aksama kam bis auf eine Körperlänge an ihn heran. Dann blieb er stehen, betrachtete ihn nun wieder argwöhnisch.
    »Ich soll dir Grüße von Zhulu ausrichten«, sagte Kinga. »Er hat mir von dir erzählt.«
    »Zhu-lu?«
    »Ja. Er kennt dich. Er sagte mir, dass du selbst einmal ein Woormreiter gewesen seist. Und zwar einer der besten.«
    »Woorms… ja. Gutbester war ich. Hab sie verstanden, da drin.« Er klopfte auf seine Brust, in der Herzgegend. Ein vernarbtes, von Akne gezeichnetes Gesicht wurde unter der wirren Mähne erkennbar. Die Nase war wie von einem Messer gespalten, die Augenlider zuckten nervös. Aksamas Hautfarbe zeigte ungesunde Blässe. »Ich weiß, wie Woorms leben. Weiß, was sie wollen. Weiß, wie sie fühlen. Weiß alles über meine Lieblinge.« Verächtlich spuckte er aus. »Zhu-lu war schlechtschlecht. Hatte keine Herzseele für die Woorms. Suchte niemals die Wahrheit, wollte die Tier bloß dressierbeherrschen. Schlechtgut hat er das gemacht, beschissen schlechtgut.«
    Aksama kam noch einen Schritt näher. Seine sehnige Rechte war zum Schlag erhoben, mit beiden Füßen stampfte er einen seltsamen Rhythmus in den warmen weichen Boden. Kinga schwindelte. Er fühlte sich viel zu schwach, um dem Wahnsinnigen ausreichend Widerstand entgegenzubringen.
    »Zhulu muss dich dennoch sehr bewundert haben. Er erzählte mir, wie gut du warst.«
    »Bewundert ja, aber nicht verstanden« , sagte Aksama mit plötzlich verständlicher und reiner Stimme. Er glitt in eine Phase völliger Vernunft. »Natürlich hat er zu mir aufgeblickt. Ich bin schließlich sein älterer Bruder.«
    ***
    Kinga hatte geglaubt, nichts und niemand könnte ihn mehr erschüttern. Doch diese Eröffnung kam nun völlig überraschend.
    Er unterdrückte einen Fluch. Aus welchem Grund auch immer hatte ihm der Quarting diese wichtige Information verwehrt. Hätte er über dieses Verwandtschaftsverhältnis Bescheid gewusst, hätte er viel früher den Kontakt zu Aksama gesucht und möglicherweise den Tod seiner Kameraden verhindern können.
    Wut packte ihn. Er wollte sich nicht mehr hinter seiner körperlichen Schwäche verbergen. »Warum hast du meine Begleiter umgebracht?«, schrie er. »Wir haben dir nichts getan! Mir ist es völlig egal, was du hier unten anstellst, Aksama. Unser Ziel war ein ganz anderes; wir verfolgten menschenähnliche, grässliche Wesen, die eine Frau von der Oberfläche entführt hatten.« Die Erinnerung an Lourdes kehrte mit schmerzhafter Intensität zurück. »Wahrscheinlich haben diese Gruh inzwischen ihr Ziel erreicht und die Prinzessin getötet.«
    »Die hässlichen Kreaturen?« Aksama schüttelte den Kopf, so heftig, dass man befürchten musste, er würde sich vom Rumpf lösen. »Manche sind tot, manche leben. Hab sie gefangen, hab sie ins tiefe Loch

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