VT03 - Tod in den Wolken
neuer Freund wich nicht von ihrer Seite.
Maddy seufzte und setzte sich auf. Sie hatte das Haus der Heiler erst bei Tagesanbruch verlassen können. Am Ausgang stieß sie beinahe mit Talas Onkel zusammen. Bunaaga war völlig aufgebracht. Zum einen, weil Tala Nabuu ausgerechnet diesen finsteren Teil von Wimereux gezeigt hatte, zum anderen, weil die Wachen nicht auf ihrem Posten waren. Aber Maddy glaubte, dass er eigentlich nur außer sich vor Sorge um Tala war.
Wie auch immer: Auf Anordnung von Bunaaga wurde sie, die kleine Krankenschwester, heute von zwei kaiserlichen Gardisten nach Hause gebracht. Und da war sie nun und konnte nicht schlafen. Und sie musste dringend schlafen! Denn heute Abend wollte Leguma ihr einen Antrag machen. Das hatte Enay ihr verraten.
Legumas Haushälterin hatte sie gestern aufgesucht, weil sie sich um den Verstand ihres Herrn sorgte. »Vor Nervosität ist er kaum noch ansprechbar! Und hier…« Verschwörerisch hielt sie Maddy ihren Einkaufskorb unter die Nase: »Fleisch will er haben und Hirn! Nach all diesen Jahren Gemüse. Das kann doch nicht gesund sein! Es wird Zeit, dass er dir endlich den Antrag macht, damit er wieder normal wird!«
Er liebt mich so sehr, dass er sogar Fleisch für mich zubereiten will. Wie süß von ihm! Maddy lächelte versonnen, und zwei Grübchen bohrten sich in ihre runden Wangen. Und er macht sich Sorgen, dass ich ablehnen könnte. Plötzlich schlug sie die Decke zurück und sprang aus dem Bett. Diese Sorge würde sie ihm abnehmen. Sie würde ihm ein Frühstück bringen und ihm versichern, wie sehr sie sich auf den heutigen Abend freute.
***
Zaghaft klopfte Maddy an der Eingangstür des kleinen Hauses. Wie sie erwartet hatte, kam keine Reaktion. Leguma schlief also noch. Vorsichtig drückte sie die Tür auf und schlüpfte hinein. »Ich bin es, Motzger, nicht erschrecken!« Sie schaute sich um. Kein Hund! Vermutlich war er oben bei seinem Herrn. Sie stellte ihren gefüllten Korb auf die Anrichte und öffnete die Vorhänge.
Was war das? Die Oberfläche der Anrichte war mit hässlichen roten Flecken bedeckt, die sich über die Schranktüren fortsetzten bis auf den Fußboden. Sogar ihre Schuhsohle klebte an den Fliesen.
Maddy arbeitete lange genug im Heilerhaus, um sofort zu erkennen, dass es getrocknetes Blut war. Sie schaute sich um und entdeckte zwei Skalpelle auf dem Fensterbrett. Meine Güte! Leguma hatte wirklich keine Ahnung, wie man mit Fleisch umging. Zumindest nicht, was totes Fleisch anging.
Maddy kicherte, als sie sich vorstellte, wie ihr Liebster den Wakudabraten mit den Skalpellen tranchiert hatte. Sie lief zur Anrichte, um einen Lappen zu holen, mit dem sie die Spuren von Legumas Bratenversuchen beseitigen konnte. Aber auch die Küchentheke bot ein schreckliches Bild. Auf einem Holzbrett erhob sich ein brauner Haufen Kräuterbreis. Daneben in einer Schüssel suppte eine unappetitliche dunkle Masse vor sich hin. Maddy roch vorsichtig daran: Linsenpaste! Leguma hatte vergessen, sie abzudecken. Im Spülbecken lagen vertrocknete Kohlblätter und runzelige Möhren. Was hatte dieser Mann nur getrieben?
Maddy schüttelte den Kopf und begann sauber zu machen. Dabei summte sie ein fröhliches Lied. Es dauerte nicht lange, bis sie eine Ordnung hergestellt hatte, in der sie ihren Frühstücksvorbereitungen nachgehen konnte. Sie packte die kleinen Fladenbrote aus ihrem Korb, den mitgebrachten Ziegenkäse auf einen Teller, schnitt eine Paprika in Streifen und drapierte sie um den Käse. Schließlich legte sie Melone und Mangoschnitze auf eine längliche Platte und steckte in den Honigkrug einen silbernen Löffel. Zum Schluss deckte sie den Tisch. Zufrieden betrachtete sie ihr Werk. Ah, Butter und Blumen fehlen noch.
Schon auf dem Weg zur Veranda bemerkte sie die kleinen Erdschollen auf dem Fußboden. Was hat dieser Mann die letzten Tage nur getrieben? Als sie auf die Veranda hinaustrat, glaubte sie ihren Augen nicht zu trauen. Auf den Holzdielen lag ein erdverkrusteter Spaten. Neben der Treppe, die in den Garten führte, dort wo einst der prächtige Rosenstrauch wuchs, den sie ihm geschenkt hatte, wölbte sich jetzt eine Erhebung aus feuchter Erde. Er hatte doch tatsächlich…
Maddy stemmte ihre Hände in die runden Hüften. Enay hatte Recht! Es wurde Zeit, dass sie, Madaleine Okowadi, schnellstens Legumas Frau wurde. Und den Spaten würde sie auch nicht wegräumen! Sie verzichtete auf Blumen und lief im Stechschritt zur Vorratskammer, um die Butter zu
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