VT03 - Tod in den Wolken
Nabuu.
Tala stand vier Angreifern gegenüber, zwei Männern und zwei Frauen. Alle waren sie Mulatten, alle in ihrem Alter, und alle schienen eine unbändige Wut auf den Kaiser und auf jede Person, die ihm diente, zu haben. »Es sind die Kinder der Nacht.« Talas Stimme klang belegt.
»Genau, so nennen wir uns!« Der Kerl mit den roten Zöpfen kam näher. »Wir sind die Bastarde von de Roziers Hofgesindel und seinen Kindern!«
Nabuu brauchte ein Weilchen, um den Inhalt der Worte zu begreifen. »Und, was haben wir damit zu tun?«
Der Zahnlose schaute ihn abschätzend an. »Von dir wollen wir nichts, Triping aus Kilmalie. Uns interessiert nur Tala! Es wird dem Kaiser Schmerzen bereiten, wenn seine Leibwächterin, die Nichte seines Beraters, mit geschorenem Schädel und sonstigen Blessuren an den Hof zurückkehrt.«
Die Worte des Kerls schufen Bilder in Nabuus Kopf, die sein Blut zum Kochen brachten. Er musste sich zurückhalten, um Zahnlücke nicht an die Gurgel zu springen. An seinem Rücken spürte er den warmen Körper Talas. Ihr Atem ging ruhig und gleichmäßig. Sie sagte kein Wort. Was ging in ihr vor? Sie war eine Kriegerin! Wahrscheinlich bereitete sie sich auf einen Kampf vor.
»Also, was ist? Du kannst gehen, habe ich gesagt!« Zahnlücke stand nun direkt vor Nabuu. Sein Atem roch sauer, und kleine Tiere krabbelten in seinen Haaren. Nabuu zitterte vor Zorn.
Plötzlich erschien das Gesicht seines Ziehvaters in seinem Geist. Was hatte Zhulu ihn gelehrt? Wie das Wasser den Stein, so höhlt der Zorn deinen Willen. Behandle deinen Zorn wie einen ungezähmten Woorm. Unterwerfe ihn und nutze seine Energie! Nabuu rief sich den schwarzen Raaven vor sein inneres Auge. Bald schon pulsierte es unter seiner Tätowierung. Der Vogel erhob sich, und mit ihm Nabuus Zorn. Er spürte, wie Kraft seinen Körper durchdrang, und seine Glieder fühlten sich mit einem Mal leicht wie eine Feder an.
Nabuu blickte dem Rothaarigen fest in die Augen. »Hör zu, Kind der Nacht! Das ist deine letzte Chance: Lass uns gehen, oder du wirst es bereuen!«
Der Rothaarige wich einige Schritte zurück. Misstrauisch beäugte er den jungen Kilmalier. »Was meint ihr? Können wir es mit einem Woormreiter aufnehmen?«
Die Weißhaarige spuckte aus. »Hauptsache, heute noch!«, krächzte sie. Der Kahlkopf mit dem langen Gewand lachte. Aber es blieb ihm geradezu im Halse stecken, als hinter Nabuu ein furchtbares Fauchen ertönte.
Auch Nabuu zuckte zusammen. Er glaubte eine Wildkatze in seinem Rücken zu haben.
Doch es war Tala! Sie fauchte und knurrte. Sprang nach vorne und ließ ihre Krallenklinge aus dem Griff fahren. Ihre Angreifer wichen vor ihr zurück. Eine Frau strauchelte und fiel zu Boden. Einer der Männer nahm schreiend Reißaus. Die anderen beiden fassten sich wieder. Sie hoben ihre Messer und stürzten sich auf Tala.
Nabuu nutzte die Schrecksekunde und trat dem Rothaarigen in seine Weichteile. Der sackte stöhnend zusammen. Nabuu sprang über den gekrümmten Körper und schlug der Weißhaarigen das Messer aus der Hand. Sie griff in den Gürtel und fuchtelte mit einem Eisenprügel herum. Der Kahlköpfige war sofort an ihrer Seite. Seine Klinge erwischte Nabuu am Arm.
Der Kilmalier biss die Zähne zusammen. Sein Blick streifte das Seil, das von der Palisadenplattform herunterhing.
Jetzt holte die Weißhaarige mit ihrer Stange zum Schlag aus. Gleichzeitig kam der Kahlköpfige mit seinem Messer nach vorne. Blitzschnell griff Nabuu das Seil und zog sich hoch. Stange und Messer schlugen ins Leere.
Nabuu schwang am Seil vor und zurück. Seine ausgestreckten Beine erwischten die Weißhaarige an der Schläfe und den Kahlkopf vor die Brust. Dumpf schlugen ihre Körper aufs Pflaster. Der Kahlkopf blieb liegen. Weißhaar rappelte sich auf. Nabuu löste sich vom Seil und landete direkt vor ihren Füßen. Er holte aus und schlug ihr einmal kurz auf die Nase.
Die junge Frau verdrehte die Augen und fiel um. Nabuu stand einen Augenblick fassungslos vor ihr: Er hatte sich noch nie mit einer Frau geschlagen. Noch nie!
Ein Schmerzensschrei hinter ihm riss ihn aus seiner Erstarrung. Er wirbelte herum.
Tala lag zwanzig Schritte entfernt auf dem Pflaster und hielt sich die Seite. Rechts von ihr war der regungslose Körper einer Frau ausgestreckt. Etwas weiter weg krümmte sich ein Mann auf dem Boden. Über Tala beugte sich eine Frau, deren Gesicht mit roter Farbe bemalt war. Die Fratze lächelte, als sie ihr Messer hob. Sie holte zum Stoß
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