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VT04 - Zwischen Leben und Sterben

VT04 - Zwischen Leben und Sterben

Titel: VT04 - Zwischen Leben und Sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Frau wohl an ihm finden mochte. Er fand keine Antwort. Über die Frage, was er an ihr liebte, hätte er dagegen eine seitenlange Antwort schreiben können.
    Ein Blick auf die Uhr – halb zwei. Die Hauptmasse der Konzertbesucher hatte sich sicher schon am Hauptbahnhof eingefunden. Mit einigen hatte er gestern Abend bereits geplaudert. Zwei Musikgruppen würden heute Abend spielen: die Firegods und die Witches of Your Majesty.
    Seinem ersten Eindruck nach waren die Fans gespalten: Einige verehrten die Firegods mit fast religiöser Inbrunst, die anderen hassten sie wegen ihres okkultistischen Gehabes. Wie viel echter Satanismus hinter der Verehrung steckte, war schwer zu sagen. Was jedenfalls ihr Outfit betraf, kamen manche Fans wie schlecht getarnte Dämonen daher.
    Natürlich hatte auch Tom F. Percival sich für diesen Anlass in spezielle Schale geworfen: Er trug einen schwarzen Trenchcoat über rotem Hemd, schwarze Lederhosen, rote Stiefel und einen breitkrempigen schwarzen Hut.
    Er bestellte einen zweiten Kaffee und blätterte die TIMES durch. Regierungswechsel in Italien, Explosion einer Gasleitung in Weißrussland, Endlosschleife des Schreckens im nahen Osten, und die englischen Clubs dominierten die Championsleague – nichts Neues unter der Sonne also; es sei denn, man wollte einen Wechsel an der Spitze des tansanianischen Außenministeriums als Neuigkeit werten. Charles Poronyoma hieß der neue Minister.
    Percival las den Artikel nur deswegen etwas gründlicher, weil ihm ein Stichwort im Untertitel ins Auge sprang: Voodoozauber. Stimmen aus der Opposition in Tansania warfen dem neuen Minister vor, den Tod seines Vorgängers durch Voodoozauber verursacht zu haben. Der Beschuldigte wehrte sich mit einer Verleumdungsklage.
    Etwa eine Stunde später zahlte Percival und verließ das Café. Mit einem Taxi fuhr er aus der Altstadt an den südlichen Rand der Innenstadt zu einer Schule. In deren Sporthalle sollte das Konzert stattfinden.
    Der Taxifahrer war ein Einheimischer. Er redete wie ein Wasserfall. Obwohl Tom Percival relativ gut Deutsch sprach, verstand er nicht einmal die Hälfte. Nur, dass der Mann von seiner Stadt schwärmte, vom Wetter und von seinem Fußballverein, das bekam er halbwegs mit.
    Vor der Einfahrt zum Schulhof ließ er den Fahrer halten und bezahlte. Er stieg aus und blickte ins Schulgelände. Eine Menge meist schwarz gewandeter, mehr oder weniger junger Leute hatten sich bereits vor der Sporthalle versammelt.
    Percival setzte seine Sonnenbrille auf und schlenderte entlang einer schmalen Zufahrtsstraße Richtung Schulparkplatz. Vor einem schwarzen Kleinbus stand eine Gruppe junger Männer und Frauen. Der Kühlergrill des alten Busses war nach Art eines Drachenrachens gestylt. An den Seiten des Fahrzeuges prangten Saurierflügel in Rot, Gelb und Orange.
    Die jungen Leute selbst sahen aus wie Vampire, die eben erst der Gruft entstiegen waren: schwarze Mäntel, schwarze Hüte oder spitze Kapuzen, und alles mit einem dezenten Firnis weißlichen Drecks dekoriert. Dazu, weiß gepuderte Gesichter, schwarze Fingernägel, Kupfer- oder Silberketten mit esoterischen Symbolen, und so weiter. Sie schienen in ein intensives Gespräch vertieft zu sein und beachteten den vorbeischlendernden Mann überhaupt nicht.
    Als er an ihnen vorbei war, tat Percival, als wollte er die Zufahrtsstraße zum Parkplatz überqueren, blieb aber hinter dem Kleinbus stehen und zündete sich eine Lucky Strike an. Aufmerksam lauschte er ihrer Diskussion.
    »Keine Chance den Satanisten!«, zischte ein Mädchen. »Heute Abend kriegt Carlo aufs Maul!«
    »Und seine Fans sowieso«, sagte ein Bursche mit einer Fledermausmaske. »Es sind mindestens zweihundert Leute aus Utrecht und Amsterdam hier. Lauter Fans von den Witches. Die brennen auf die Götterdämmerung der Firegods…«
    »Was steht der Kerl da hinter unserem Bus?«, fragte ein Mädchen misstrauisch.
    Percival steckte sein Feuerzeug weg und trat auf die Straße. Ein schwarzer Fiat raste über die Zufahrt heran. Bremsen quietschten. Percival sprang zur Seite, stolperte, verlor das Gleichgewicht und schlug lang hin.
    Der alte Fiat stoppte. Am Steuer saß ein Hüne von Mann. Seine pure Masse schien den Kleinwagen auszufüllen. Seine Mähne aus Rastalocken reichte bis zum Wagenhimmel.
    Als die Beifahrerin aus dem Wagen sprang, sah Percival einen kleinen schmalen Burschen mit golden gefärbtem Kahlkopf und schwarzem Anzug im Fond. Er rauchte Pfeife und grinste irgendwie

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