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VT04 - Zwischen Leben und Sterben

VT04 - Zwischen Leben und Sterben

Titel: VT04 - Zwischen Leben und Sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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zusammengebissenen Zähnen hervorgestoßene Sätze, die Carlo ausspuckte wie ein Maschinengewehr seine Munition. Es ging noch immer um Kampf und Sieg. Und konkret ging es um eine Schlacht am heutigen Abend und um einen Denkzettel, den die Witches of Your Majesty samt ihrer Fans sich redlich verdient hätten; und das Mädchen, so übersetzte Goofy, hätte der Herr der Welt persönlich ihnen in die Hände gespielt, und es sei ein willkommenes Opfer.
    Lupo hörte wohl die Worte, verstand aber den Sinn nicht wirklich. Sein Kopf war schwer, der Nebel darin dicht. Er fragte sich, was die Kellerfenster mit den Rhododendronbüschen zu tun haben könnten, und er fragte sich, warum plötzlich ein großer Teller auf dem schwarzen Samt neben dem fünfarmigen Leuchter stand, was der Bierkrug mit dem Besteck daneben zu bedeuten hatte, und wer hier Pfeffer und Salz brauchte, und wofür.
    Plötzlich sah er, wie der Schlagzeuger der Firegods ein Becken seines Instrumentes auf den Boden legte. Goofy und Eusebia hievten den toten Staffordshire Bullterrier auf die konkave Seite des Beckens. Knox hatte seinen Koffer geöffnet.
    Die Firegods und ihre Fans bestaunten die Instrumente des Tierpräparators. Knox beugte sich über sie und holte eine kleine elektrische Knochensäge aus dem Koffer. Er warf sie an und ging vor dem Becken mit dem Bullterrier in die Hocke. Lupo riss Augen und Mund auf und hielt den Atem an.
    ***
    Es war der golden gefärbte Kahlkopf mit den vielen Ringen im Ohr. Schon an der zierlichen Silhouette seines Körpers erkannte Percival ihn. Als der kleine Bursche mit einem ziemlich schweren Koffer wieder vor dem Hintereingang auftauchte, verharrte er einen Moment, und Percival glaubte schon, er hätte ihn entdeckt.
    Er duckte sich zwischen die Rhododendronbüsche und regte sich nicht. Die Goldglatze verschwand im Haus. Weil er fürchtete, er könnte Verstärkung holen, schlich Percival in die Hecke, die den Parkplatz von dem Rasen vor der Gebäudefront trennte, und von dort zwischen die parkenden Fahrzeuge.
    Eine Zeitlang kauerte er dort und beobachtete die Hintertür zum Keller der Sporthalle. Um ihn herum rollten Autos vorbei, stoppten vor den wenigen noch freien Parklücken und parkten ein. Er hörte Handbremsen quietschen, Autotüren schlagen, Stimmen lachen oder rufen. An der Rückfront des Gebäudes tat sich nichts.
    Offenbar hatte der Goldkahlkopf ihn doch nicht gesehen. Also huschte Percival wieder in die Hecke und zurück zwischen die Rhododendronbüsche. Er geriet ein wenig außer Atem bei der Aktion, denn seine Kondition wollte nicht mehr recht mitspielen. Sein Arzt behauptete sogar, seine Kondition würde etwa so viel taugen wie die eines Mannes, der nach zehn Jahren aus dem Koma erwachte. Sein Arzt übertrieb grundsätzlich.
    Während der Journalist sich vor dem Kellerfenster zusammenkauerte, musste er an Leila Dark denken, und er fragte sich, ob es nicht wirklich Zeit war, etwas für seine Kondition zu tun. Wer wusste schon, wohin das noch führen würde mit der Witwe und ihm – immerhin war sie mehr als zehn Jahre jünger als er.
    Durch das vergitterte Fenster spähte er in den nur schummrig erleuchteten und morbide dekorierten Heizungskeller hinunter. Er hielt den Atem an – auf einem Teller neben dem Kerzenleuchter dampfte ein Gehirn!
    Tom Percival recherchierte seit zwanzig Jahren in der okkulten Szene, er war einiges gewohnt. Und trotzdem musste er zweimal hinschauen, bis er seinen Augen traute. Obwohl er damit gerechnet hatte, im Umfeld der Firegods auf okkulte oder zumindest auf exotische Praktiken zu stoßen, schockierte ihn der Anblick des frischen Gehirns.
    Er sah zu dem Mädchen an der Wand und war fast erleichtert zu sehen, dass sie ihre Schädeldecke noch unverletzt auf dem Kopf trug. Dann fiel sein Blick auf den toten Bullterrier – mit geöffnetem Schädel lag er in seinem Blut auf einem Schlagzeugbecken. Neben dem Becken entdeckte Percival eine elektrische Knochensäge, wie er sie schon in Operationssälen gesehen hatte.
    Jemand begann sanft die Trommel zu schlagen. Ein Mädchen blies wieder in eine Panflöte. Ein hünenhafter Mann mit Dreadlocks, fast so schwer wie Percival selbst, streute erst Salz, dann Pfeffer über das Hirn. Es war der Fiatfahrer, der ihn fast umgefahren hätte. Er ging vor dem niedrigen Tisch in die Knie, zog Besteck aus einem Bierkrug und machte sich über das Hundehirn her.
    Percival wandte den Blick ab, lehnte gegen die Mauer und kämpfte gegen einen Brechreiz.

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