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VT04 - Zwischen Leben und Sterben

VT04 - Zwischen Leben und Sterben

Titel: VT04 - Zwischen Leben und Sterben
Autoren: Jo Zybell
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Stelle.
    »Haben sie den Dicken erwischt?«, fragte Lupo.
    »Noch nicht.« Knox beugte sich zu ihm herunter. »Wenn es losgeht, sollen wir hier mit ein paar anderen den Fluchtweg über den Seitenausgang verrammeln«, raunte er ihm zu.
    »Ist gut«, entgegnete Lupo halbherzig. Er hatte keine Lust auf eine Schlägerei, er hatte Lust zu kotzen.
    Das verdammte Kampfhundhirn lag ihm schwer im Magen. Er spürte noch immer keine Kraft.
    Die Firegods betraten die Bühne. Sie legten sofort los. Die beiden Schlagzeuger droschen auf ihre Basstrommeln, dass es nur so krachte. In ihrem schleppenden Rhythmus brüllten Gitarren, jammerte die Orgel, brummten Bässe und kreischten die Geigen.
    Carlo kam zuletzt auf die Bühne. Er brachte zwei menschliche Totenschädel mit und legte sie auf zwei Holzpflöcke zu beiden Seiten der Bühne. Mit einer langstieligen Axt zerschlug er den linken. Ein Aufschrei ging durch die etwa sechstausend Konzertbesucher. Carlo marschierte zum Mikrophon, stützte sich auf die Axt und erhob seine tiefe, rauchige Stimme zu einem düsteren Gesang.
    Nach ein paar Minuten ging er ein Stück zur Seite, und eines seiner Mädchen trat ans Mikrophon. »Was wir uns wünschen? Feuer, Feuer, Feuertod!«, kreischte es. »Feuer und Tod in Westminster Abbey! Feuer und Tod im Buckingham Palace…!«
    »Sie übersetzt Carlos Text«, raunte Knox ihm zu. Doch das hatte Lupo inzwischen selbst begriffen. Er wusste nicht, ob er den Text wirklich gut finden sollte.
    »Feuer und Tod in der Wall Street!«, kreischte das Mädchen. »Feuer und Tod im Reichstag!« Pfiffe und Buhrufe erhoben sich. Nacheinander landeten rote Sachen auf der Bühne – Tomaten! »Feuer und Tod im Elyseepalast, wir jubeln! Feuer und Tod – die Hölle jubelt…!«
    Eine Tomate traf das Mädchen, ein Motorradhelm erwischte Carlo. Er schob das Mädchen beiseite, hob den Helm auf und stülpte ihn sich über den Kopf. Fluchend packte er mit der Rechten die Axt und mit der Linken das Mikrophon. So wiederholte er seinen Text noch einmal singend und auf Englisch und schlug dazu die Axtscheide im Rhythmus der brüllenden Musik auf den Boden.
    Im Saal prügelten sie schon aufeinander ein. Wut- und Schmerzensschreie gingen im Lärm der Musik unter. Carlo und seine Musiker dachten gar nicht daran, das Konzert zu unterbrechen. Zwischen den Strophen feuerte der Frontmann seine Fans an, ordentlich zuzuschlagen. Auch als Stiefel, Handys und Bierflaschen auf die Bühne flogen, sang er weiter und forderte seine Musiker auf, es ihm gleichzutun.
    Die Fans der Witches gerieten rasch in Bedrängnis. Überall sah Lupo Anhänger der Firegods auf die Vampire und Hexen einprügeln. Knox packte Lupo und zog ihn mit sich zum Seitengang neben der Bühne. Die beiden Kerle, die zuvor die Tür zum Heizungskeller bewacht hatten, schlossen nun die Türflügel vor dem Gang. Zusammen mit Knox, Lupo und ein paar anderen versperrten sie den Fluchtweg.
    Schon stürmten ihnen die ersten Fans der Witches entgegen. Allen stand die Angst in den Gesichtern. Einige bluteten aus Mund und Nase, andere weinten.
    Lupo musste erst kichern, doch dann konnte nicht mehr an sich halten – er übergab sich nun doch.
    Auf der Bühne explodierte irgendetwas. Lupo richtete sich auf und sah erschrocken zur Bühne. Dort stieg Rauch auf. Einer der Schlagzeuger kickte die brennenden Überreste eines Feuerwehrkörpers von der Bühne.
    Schon flog der nächste. Carlo bückte sich danach und schleuderte ihn zurück in die Menge…
    ***
    In seinem Versteck hörte Tom Percival, wie die Firegods zu spielen anfingen: Ein wahrhaft höllischer Lärm erhob sich irgendwo links von ihm, gar nicht weit entfernt. Es hörte sich an, als würde ein Jumbojet mitten im größten Gewittersturm und im Landeanflug mit einem Helikoptergeschwader kollidieren.
    Percival konnte sich nicht einmal die Ohren zuhalten, selbst dazu war es viel zu eng in seiner Deckung. Er hatte sich in einen Turnkasten geflüchtet und den Lederaufsatz über sich geschoben. Durch einen Griffschlitz konnte er in einen halbdunklen Gang und aus dem Gang heraus in die Halle blicken, wo die Konzertbesucher sich drängten.
    Nicht weit vor der offenen Tür standen zwei Bekannte an der Wand: der Goldschädel, und der Hüne, der als Erster vom Gehirn des Bullterriers gegessen hatte, der Fiatfahrer. Keine angenehme Nachbarschaft.
    Irgendwie war dieser Samstag nicht sein Tag.
    Tom Percival ärgerte sich – über sich selbst. Dass er so dumm gewesen war, sich von den
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