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VT04 - Zwischen Leben und Sterben

VT04 - Zwischen Leben und Sterben

Titel: VT04 - Zwischen Leben und Sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Er hatte Leute Blut von Lämmern, Katzen und Hähnen trinken sehen, aber noch nie hatte er jemanden das Hirn eines Hundes essen sehen, und noch dazu roh! Was, um alles in der Welt, mochten das für Leute sein, die so etwas taten?
    Er straffte seinen schwarzen Trenchcoat über der Brust und presste ihn an seinen Körper, um ihn nicht zu beschmutzen, falls er sich übergeben musste.
    Doch er überwand seinen Brechreiz und zwang sich, erneut einen Blick auf das unheimliche Ritual im Heizungskeller zu werfen. Den Teller mit dem Hirn in der Linken und eine Gabel in der Rechten ging der kräftige Bursche mit den Dreadlocks zwischen den schwarz und rot Gekleideten herum und fütterte sie mit Hundehirn. Auch das Kerlchen mit der Goldglatze kaute und schluckte bereits. Es schnitt eine angewiderte Miene.
    Der Engländer, der sich Carlo nannte, der Bandleader der Firegods, drehte sich um und zeigte auf das gefangene Mädchen. Selbstverständlich hatte Percival längst den bürgerlichen Namen jedes einzelnen Musikers recherchiert. Carlo zum Beispiel hieß John Brown.
    Sie zerrten das Mädchen vor den improvisierten Altar mit dem Kerzenleuchter. Percivals Herz stolperte – er tastete nach seinem Handy. Tatsächlich rissen sie dem Mädchen die Kleider vom Leib, und der Grauhaarige zückte sein Messer.
    Percival trat gegen das Fenster und tippte die Nummer des Notrufs in sein Gerät. »Da ist einer am Fenster!«, schrie der Goldschädel. Sofort stürmten vier oder fünf junge Männer zum Ausgang des Heizungskellers.
    Das Handy am Ohr lief Percival aus seiner Deckung Richtung Parkplatz. Eine Deutsch sprechende Stimme meldete sich und forderte ihn auf, seinen Namen, seinen Aufenthaltsort und den Grund seines Anrufes zu nennen.
    »Die Schule! Das Konzert…!« Percival hatte den Namen des Gymnasiums vergessen. Er stolperte über die Einfriedung der Hecke und schlug lang hin. Das Handy schlidderte über den Asphalt des Parkplatzes und verschwand in der Dunkelheit unter den geparkten Fahrzeugen.
    Percival blickte zurück. Schon sprangen die Schwarzvermummten aus dem Hintereingang, blieben stehen und blickten sich um. Er kroch zwischen zwei Wagen, huschte zur nächsten Parkreihe, richtete sich auf und rannte los.
    Hinter sich hörte er ihre Stimmen und ihre Schritte. Er wusste, dass er keine Chance hatte, den jungen Burschen zu entkommen. Er war einfach zu fett und seine Kondition einfach zu schlecht. Sein Arzt hatte Recht.
    Percival erreichte die Schmalseite des Gebäudes. Er atmete keuchend, seine Lungen stachen, die Schritte hinter ihm kamen näher. Er packte die Klinke einer Glastüre. Offen! Er riss sie auf und rannte in einen dunklen Gang…
    ***
    Die Witches of Your Majesty tobten auf der Bühne herum. Pauken, Bässe und Gitarren dröhnten, als wollten sie den jüngsten Tag einläuten. Schrille Frauenstimmen gellten Lupo in den Ohren.
    Eusebia und Dutzende von Mädchen und Frauen tanzten vor der Bühne. Überall sah man tanzende, sich schüttelnde und in unglaublichen Verrenkungen windende Frauen und Mädchen. Selbst einige Männer fingen schon an zu tanzen.
    Die Spannung lag über dem Raum wie bis zum Zerreißen gestrafftes Pergamentpapier. Wo er auch hinsah, begegnete Lupo lauernden Blicken. Das machte ihn nervös.
    Knox hatte alle aufgefordert, von dem Hirn des Bullterriers zu essen, um dessen Kraft für den bevorstehenden Kampf zu gewinnen. Lupo spürte keine Kraft, er spürte nur Übelkeit.
    Er hielt sich dicht neben Knox. Der lehnte vollkommen reglos gegen die Seitenwand. Wie ein Felsbrocken stand er da, während seine schmalen Augen mal in den wenige Meter entfernt sich öffnenden Gang zu den Nebenräumen spähten, mal in die Menge vor der Bühne. Wäre er nicht gewesen, Lupo hätte schon längst das Weite gesucht.
    Sie hatten den fetten Kerl mit dem Schlapphut noch nicht gefunden. Doch er konnte nicht entkommen. Carlos Getreue hatten die Halle umzingelt, dreizehn Mann durchkämmten sämtliche Nebenräume. Einige waren bewaffnet. Der Kerl hatte null Chancen. Daran, was mit dem Mädchen geschehen sein könnte, mochte Lupo lieber nicht denken.
    Endlich waren die Witches of Your Majesty auch mit ihrer letzten Zugabe am Ende. Unter dem grölenden Beifall der Menge verließen sie die Bühne. Es gab eine Pause. Die Spannung in der Halle stieg. Der weißhaarige Goofy kam aus dem Seitengang, wo die Sportgeräte standen, blieb bei Knox stehen und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Der nickte nur und rührte sich nicht von der

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