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VT05 - Tag der Vernichtung

VT05 - Tag der Vernichtung

Titel: VT05 - Tag der Vernichtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Menschenrechtsverletzungen an…!«
    »Seht ihr?!« Wieder blieb Charles Poronyoma alias Präsident Karl stehen und fuchtelte mit ausgestrecktem Zeigefinger. »Sie stecken alle unter einer Decke! Alle! Alle haben sich gegen mich verschworen! Schont keinen einzigen Ausländer! Abtreten!«
    Er fuhr herum, lief zu seinem Schreibtisch, ließ sich schwer atmend in seinen Sessel fallen und riss den Hörer vom Telefon.
    »Eddie! Verbinde mich mit Eddie in Moshi!« Erschöpft sank er gegen die Lehne.
    Die Männer verließen nacheinander den Raum. Jeder verneigte sich vor dem Präsidenten, bevor er an seinem Schreibtisch vorbeiging. Nur Daniel Djananga blieb fünf Schritte vor dem Schreibtisch stehen.
    »Ja, Eddie… nein… doch, es ist alles in Ordnung… ich habe nur eine Kleinigkeit vergessen. Wir müssen uns allmählich fragen, wen wir mit in den Bunker nehmen! Wir sollten… wir sollten…« Präsident Karl fuchtelte mit der Rechten. »Wir sollten solche Listen machen, mit Namen von Leuten drauf, die wir noch brauchen können, wenn Gott uns den Kometen auf den Kopf geknallt hat. Fertige eine vorläufige Liste an, die wir hier durchgehen können. Und keine Ausländer, hörst du? Wie…? Deutsche…? Deutsche sind doch keine Ausländer für Karl den Großen, ich bitte dich, Eddie! Und lass dir auch die Fotos von den wichtigsten Model-Agenturen schicken, hörst du…?«
    Er legte auf, wischte sich den Schweiß von der Stirn und hob den Blick. Jetzt erst nahm er wahr, dass sein leitender Staatssekretär noch immer vor seinem Schreibtisch stand. »Du kommst natürlich auch auf die Liste, Daniel, keine Sorge. Außerdem werde ich dich morgen oder übermorgen zu meinem Stellvertreter ernennen. Und jetzt kannst du nach Hause gehen.«
    »Da wäre noch eine Sache, Präsident Karl!« Djananga hob schüchtern den rechten Zeigefinger, so wie er es früher in der Missionsschule getan hatte, wenn er eine Frage des deutschen Missionslehrers beantworten konnte.
    »Na?«
    »Eine Delegation der englischen Regierung hat sich für übermorgen angemeldet. Es geht um den Auslieferungsantrag für diesen Holländer.«
    »Was für ein Holländer?!«
    »Professor Doktor van der Groot, er hat mit dieser Tiefschlafdroge experimentiert…«
    »Holländer?!« Mit beiden Fäusten schlug Präsident auf seinen Schreibtisch. »Was soll ich mit einem Holländer? Oder mit Engländern?! Lauter Verschwörer! Erschießen!«
    Daniel Djananga verneigte sich und tippelte mit hochgezogenen Schultern zur Tür. »Moment mal!«, rief Präsident Karl ihm hinterher. »Sagtest du eben ›Tiefschlafdroge‹?!«
    ***
    London, 2. Oktober 2011
    Der Begriff Hell Metal und der Name Firegods schienen sich nicht einmal in London überall herumgesprochen zu haben. Wieder hatte Carlo einen Ahnungslosen gefunden, der ihm einen Raum für den Auftritt seiner Band vermietet hatte.
    »Bitterböse Tage sollt ihr sehen, Nächte, bitterböse…!« Im grellbunten Lichtgewitter der Scheinwerfer, im Gehämmer seines Bassisten und seiner Schlagzeuge und umschwirrt vom wüsten Gekreische seines Gitarristen krümmte Carlos sich am Bühnenrand und gab seinen neusten Song zum Besten. »… Sodom und Gomorra, Babylon und Ninive – es ist Zeit für euch, erhebt euch aus dem Schutt…!«
    Diesmal hatte es ein kleines Theater im Norden Londons getroffen. Die Bühne war vor einem knappen Jahr Pleite gegangen. Eusebia vermutete, dass den Besitzern der Halle gar nichts anderes übrig blieb, als an jeden zu vermieten, der einigermaßen zahlungskräftig war. Der Saal war für höchstens achthundert Menschen zugelassen. Carlos hatte die Stühle rausschaffen lassen, sodass sich jetzt an die zweitausend Fans vor der Bühne drängten.
    »… jede Grenze sollt ihr übertreten, Blut, Ekstase, Schmerz und Hass! Heil und Lust, euch bösen Städten…!«
    Umgeben von anderen Tänzern und Tänzerinnen wiegte Eusebia sich im harten Rhythmus der Musik. Nach jeder Drehung hing ihr schmachtender Blick an Carlos. Der verschluckte fast das Mikrofon.
    »… Sodom und Gomorrha, Babylon und Ninive – es ist Zeit für euch, erhebt euch aus dem Grab…!!«
    Zwischen den in schwarzes Leder gekleideten Ordnern im Eingangsbereich entdeckte sie die hünenhafte Gestalt ihres Lovers. Sie winkte. Knox entdeckte sie und arbeitete sich durch die Menge, um zu ihr zu gelangen.
    »… überzieht die morsche Welt mit Feuer, Pech und Schwefel, mit Geschrei, Gewalt und Tod…!« Links und rechts schüttelten die Menschen sich wie in

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