VT05 - Tag der Vernichtung
Biester sich in seine Hüfte verbissen hatte, wischte das zweite wieder und wieder aus seinem Gesicht und versuchte sich das dritte von der Kehle zu reißen.
Es war absurd – drei junge Katzen hingen an einem ausgewachsenen Mann, und alles sah danach aus, dass sie ihn überwältigen würden.
Percival schrie auf, weil das Biest in seiner Hose sich in die Rückseite seines Oberschenkels verbiss. Er ging in die Knie, packte die Katze unter dem Hosenstoff, doch sie entwischte ihm in Richtung Kniekehle.
Aus den Augenwinkeln sah er, wie Leila unter ihre Bluse griff und die blutende Hand schreiend wieder herauszog. Sie warf sich gegen den Türrahmen, um das Biest zwischen ihrem Körper und dem Holz einzuklemmen.
Steelwalker brüllte so laut, dass in allen Nachbarhäusern Fenster und Türen aufgerissen wurden, auch auf der anderen Straßenseite. Sogar Autos stoppten und Fahrer stiegen aus und liefen herbei.
Für Percival war es unmöglich, sich auf den gequälten Freund zu konzentrierten – das mörderische Biest in seinem Hosenbein schien sich regelrecht durch sein Fleisch zu beißen.
Während er versuchte, es durch den Stoff der Hose hindurch festzuhalten, beobachtete er, wie Leila sich erst die Jacke und dann die Bluse vom Leib riss. Unter dem Stoff ihres Unterhemdes sah er das entfesselte Tier zappeln, er hörte es sogar fauchen.
Das waren keine jungen Katzen, das waren Fleisch und Fell gewordene Tötungsimpulse.
Leila gelang es, das Tier unter ihrem Hemd von ihrer Haut zu reißen. Mit aller Kraft schleuderte sie es auf den Treppenabsatz. Sie warf ihre Bluse und ihre Jacke auf die benommene Katze und trat mit dem hohen Absatz ihres Pumps nach dem Biest unter dem Blusenstoff.
Ein beherzter Autofahrer holte einen Schweißbrenner aus seinem Kofferraum und kam Leila zu Hilfe. Er richtete den Brenner auf das zappelnde Stoffbündel. Sofort stand es in Flammen, doch das mörderische Biest schoss aus dem Feuer, sprang Leila die Beine hoch und versuchte unter ihren Rock zu kriechen.
Leila schrie und kreischte und schlug nach dem Tier. Es fiel zu Boden, sprang erneut an ihr hoch, fiel wieder zu Boden und griff wieder an.
Endlich bekam Percival das Tier unter seinem Hosenstoff mit beiden Händen zu fassen. Seine Hose war schon ganz feucht von seinem eigenen Blut. Die Krallen, die kleinen spitzen Zähne – von jetzt auf gleich gaben sie sein Fleisch frei.
Percival spürte den Katzenkopf in der rechten und den Katzenrumpf in der linken Hand. Er packte zu, so fest er konnte, und dann drehte er in gegensätzliche Richtungen.
Er hörte es knacken, und das Gezappel in seiner Hose erlahmte ein für alle Mal; und ihn würgte ein Brechreiz.
Ein Blick zur Haustür – dort kauerte Leila heulend auf der Treppe, und ein mit Golfschlägern bewaffnetes Paar drosch auf eine brennende Katze ein.
Keuchend und stöhnend wand Percival sich um und sah zu seinem Freund – er lag schlaff auf dem Rasen des Vorgartens.
Eine junger Bursche hatte eine Jutetasche über die Jungkatze an seiner zerrissenen Kehle geworfen und versuchte sie durch den Stoff zu greifen und von Steelwalker weg zu reißen.
Eine Frau sprühte irgendwelches Gas aus einer schmalen Dose auf die Katze unter Steelwalkers Jackett, und ein Mann in blauem Overall schlug mit einem Hammer auf den leblosen Körper des dritten Tieres ein, das vielleicht einen Schritt neben Steelwalkers zerfetztem Gesicht auf dem Rasen lag.
***
Daressalam, 4. Oktober 2011
Früh am Morgen hörten sie Stimmen und den Lärm von Schritten unten im großen Treppenhaus zwischen den beiden Zellenfronten. »Ich glaub, sie kommen«, sagte van Dam. Er stand an der Zellentür und drückte abwechselnd das Ohr und das Auge an das kleine Sichtfenster. »Ich glaub, verdammt noch mal, dass sie jetzt zu uns kommen!«
Ihre dunkelhäutigen Zellengenossen sprangen von den Pritschen, huschten zur Außenwand und drängten sich dort unter dem Zellenfenster zusammen. Sie wollten nicht sterben, genauso wenig wie die beiden Holländer.
Van der Groot kroch hinter van Dam vorbei und legte sich halb auf Hahns Pritsche. »Du wirst sie töten, hörst du mich? Du wirst uns vor ihnen beschützen und nicht ruhen, bevor du sie getötet hast! Ist das klar?«
Hahn rutschte von der Matratze und setzte sich steif auf die Kante der Pritsche. Van Dam wich von der Tür zurück, fast bis zu den Männern unter dem Fenster. Draußen klirrten Schlüssel.
Hahn erhob sich.
Die Tür wurde geöffnet, ein von zwei Bewaffneten
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