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VT05 - Tag der Vernichtung

VT05 - Tag der Vernichtung

Titel: VT05 - Tag der Vernichtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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flankierter Weißer trat in die Zelle. Er trug eine Phantasieuniform in den Farben Schwarz, Rot und Gelb. Seine Augen hefteten sich an van der Groot. »Sind Sie der Professor…?«
    Hahn stürzte sich auf ihn und sprang ihm an den Hals. Der Weiße, ein großer, durchtrainierter Kerl, war völlig überrumpelt und ging zu Boden. Hahn hockte auf seiner Brust, würgte ihn und stieß keuchend kaum verständliche Worte heraus: »Dann wird er sagen zu denen zur Linken: Gehet hin von mir, ihr Verfluchten…!« Er schlug den Kopf des Weißen gegen den Betonboden. »… gehet hin in das ewige Feuer…!«
    Die Bewaffneten palaverten aufgeregt. Sie wagten nicht zu schießen, weil sie fürchteten, den Weißen zu treffen. Sie gestikulierten wild und schrien mit den Tansaniern unter den Zelleninsassen.
    Van der Groot dämmerte, das irgendetwas nicht stimmte.
    Schon dass der Weiße ihn auf Deutsch angesprochen hatte, war ihm merkwürdig vorgekommen.
    »Er soll aufhören!«, rief van Dam plötzlich. »Sag ihm, dass er aufhören soll!« Offenbar verstand er, was die Bewaffneten in ihrem Bantudialekt schrien. »Die wollen uns gar nicht zum Verhör abholen! Die wollen dich zum Präsidenten bringen, Doc! Der will mit dir sprechen!«
    Van der Groot ging neben dem Weißen in der schwarzrotgelben Uniform in die Hocke und schlang beide Arme um Hahn. »Hör auf! Hör sofort auf!« Er musste ihn von seinem Opfer wegreißen.
    Hahn ließ den Hals des Weißen endlich los. »… in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln…«
    Hahn stammelte murmelnd und ließ sich von van der Groot hochziehen und zur Pritsche führen. Sein Körper zuckte und bebte. »… ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich nicht gespeist, ich bin durstig gewesen, und ihr habt mich nicht getränkt…«
    Van der Groot drückte ihn sanft auf die Pritsche und deckte ihn zu. Hahns Lippen bewegten sich stumm, von seinen Augäpfeln sah der Professor weiter nichts als das Weiße.
    Obwohl er sich ganz und gar auf die gefährliche Situation konzentrierte, fragte er sich in einer Ecke seines Hirns, was er falsch gemacht hatte, als er die Bergmannvariante weiterentwickelte. Trotz der Todesängste, die er eben noch ausgestanden hatte, wünschte er, er könnte Hahns Blut untersuchen oder gar eine seiner Nervenzellen. »Schlaf weiter, Bruder«, sagte er mit sanfter Stimme. »Schlaf einfach weiter…«
    Van der Groot drehte sich um. Die Bewaffneten halfen dem Weißen auf die Beine. Der Mann wirkte benommen. Der Lehrer unter den tansanischen Gefangenen sprach mit den Soldaten und übersetzte für van Dam ins Englische.
    »Ich glaub’s ja nicht«, wandte der sich auf Holländisch an van der Groot. »Der Präsident will dich wahrhaftig sprechen. Es geht um irgendeine Droge.« Van Dams Augen verengten sich zu Schlitzen. Er deutete auf den reglosen Hahn. »Doch nicht etwa um dieses Zeug?«
    Der Weiße hatte sich wieder gefasst. »Mein Name ist Hauser«, krächzte er und rieb sich den Hals. »General Fred Hauser.« Er war tatsächlich ein Deutscher. »Würden Sie mir bitte folgen, Herr Professor Doktor van der Groot. Präsident Karl wünscht Sie zu sprechen.«
    »Präsident Karl?« Van Dam runzelte die Stirn und kratzte sich am Hinterkopf. »Wer zum Teufel ist Präsident Karl?«
    »Einverstanden«, sagte van der Groot.
    Der Deutsche zeigte auf den wieder tief ins Koma versunkenen Hahn. »Und den da stellt ihr an die Wand, sofort!«
    »Moment mal!« Van der Groot stellte sich zwischen Hahns Pritsche und die Bewaffneten. Wenn seine Aktien wider Erwarten doch wieder steigen sollten, würde er Hahn noch brauchen. »Nur über meine Leiche! Wenn Sie auch nur einem dieser Männer hier ein Haar krümmen, werde ich nicht mit dem Präsidenten sprechen!«
    Das war hoch gepokert, und van der Groot wurde es ganz übel vor Aufregung. Doch seine Rechnung ging auf – zähneknirschend drehte der Deutsche sich um, verließ die Zelle und winkte van der Groot hinter sich her.
    Der Professor spürte noch, wie van Dam ihm auf die Schulter schlug, dann schloss sich die Zellentür hinter ihm. Er konnte sein Glück kaum fassen und hoffte inbrünstig, es würde sich als dauerhaft erweisen.
    Der Deutsche und die beiden Bewaffneten brachten ihn ins Untergeschoss des Zellentraktes und dort in das Büro des Dienst habenden Wachpersonals. Ein massiger Schwarzer hockte dort in einem wohl extra für ihn herbei geschafften Sessel. Er musterte den Professor aus schmalen Augen. Der Mann trug einen

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