Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vulkanpark

Vulkanpark

Titel: Vulkanpark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Keiser
Vom Netzwerk:
zwei
langen Küssen. Sie dachte an ihre Fettpölsterchen, ihre
Schwangerschaftsstreifen, an die Orangenhaut auf den Oberschenkeln und wünschte
sich gleichzeitig, dass er nicht so genau hinschauen möge.
    »Wer
fragt denn danach?«, murmelte er. »Du bist eine tolle Frau und das weißt du
auch.«
    Sie
wollte ihm nur zu gern glauben. Im Grunde lechzte sie nach solchen
Komplimenten, die sie seit einer Ewigkeit nicht mehr gehört hatte. Nun gab sie
endgültig ihren Widerstand auf und ließ sich willig hinter ihm herziehen durch
den Flur direkt in sein Schlafzimmer. Während er sie weiter mit kleinen Küssen
bedeckte, begann er, ihre Bluse aufzuknöpfen.
    Sie
hielt seine Hand fest.
    »Was
ist? Willst du schon wieder einen Rückzieher machen?«
    »Nein.
Ich will dich warnen.«
    »Wovor?«
    Sie
zierte sich ein wenig. »Ich hab da ein Tattoo. Das hab ich mir als junges
Mädchen stechen lassen.«
    Diese
kleine Jugendsünde hatte noch jedes Mal, wenn sie mit einem Mann im Bett
gelandet war, für Gesprächsstoff gesorgt. Das Tattoo zeigte eine Schlange, die
zwar im Lauf der Zeit etwas verblasst, aber immer noch gut sichtbar war.
Deshalb hatte sie sich angewöhnt, es lieber gleich zu erwähnen.
    »Einen
schönen Busen kann nichts entstellen, nicht mal so eine Natter«, meinte er und
berührte die Schlange zärtlich mit seinen Lippen.
    Ihr
Busen hatte tatsächlich seine Form mit der Zeit nicht wesentlich verändert.
Darauf war sie ein wenig stolz. Nicht auszudenken, wenn sich die kleine Viper
zu einer Boa Constrictor entwickelt hätte.
    Mit
heiserer Stimme flüsterte er Nettigkeiten. Vergessen war mit einem Mal ihre Müdigkeit.
Der anstrengende Tag fiel von ihr ab wie eine welke Haut. Seine Küsse belebten
sie. Gern ließ sie sich forttragen. Aus ihrer Welt in die seine. Blendete alles
Störende aus. Genoss. Die Luft um sie beide schien zu vibrieren. Sein Mund,
seine Hände waren überall auf ihrer Haut. Seine Finger waren langgliedrig, fast
wie die einer Frau. Hände, die das, was sie einmal festhielten, nicht so
schnell wieder losließen. Ein schöner Gedanke. Ein herber, äußerst angenehmer
Geruch ging von ihm aus. Sie fühlte seine Muskeln. Er war stark, männlich. Und
er trug keinen Ring, das war ihr bereits bei ihrer ersten Begegnung
aufgefallen.
    Sein
Körper schmiegte sich eng an den ihren. Sie schloss die Augen und fühlte nur
noch. Seine Berührungen waren zärtlich und gleichzeitig zupackend. Ihr Atem
wurde schneller. Sie spürte seine Lippen, den Druck seines Körpers, der sich
wunderbar warm anfühlte.
    Die
Welt war in Stille gehüllt. Die Zeit verlangsamte sich. Sie war nur noch Körper
und Gefühl. Ihre Gedanken kamen zum Stillstand. Sie verlor sich in einer Welt,
die sie nicht mehr steuern konnte. Und auch gar nicht steuern wollte.
    »Warum
ich?«, fragte sie irgendwann, als sie wieder denken konnte. »So wie du
aussiehst, kannst du doch viel schönere Frauen haben. Vor allem jüngere.«
    Ihrer
Erfahrung nach waren Männer in erster Linie Augentiere, die ihre uralte
Bestimmung, die Reproduktion, im Stammhirn nicht ausmerzen konnten. Zumindest
in dieser Hinsicht sollte sie für die Mehrzahl des männlichen Geschlechts
uninteressant geworden sein.
    Er
stützte den Kopf in seine Hand und sah sie lange an, als ob er die Antwort auf
ihre Frage konzentriert überlegen müsste. »Du bist du«, sagte er schließlich.
»Du meinst, was du sagst, du bist nicht gekünstelt. Du versteckst dein Gesicht
nicht hinter einer Maske. Du bist ein bisschen dominant und gleichzeitig ein
bisschen unterwürfig. Obwohl du das niemals zugeben würdest.« In seine Miene
schlich sich ein leichtes Lächeln. »Aber deine Art drückt dies aus. Du bist
authentisch. Es gibt wenige Frauen, die zu dem stehen, was sie sind. Das ist
es, was mir gefällt. Und mit deinem Alter brauchst du gar nicht zu kokettieren.
Was sind schon Zahlen? Deine Haut fühlt sich an wie die eines jungen Mädchens.
So zart.« Er strich ihr leicht über den Arm. Nicht nur deswegen bekam sie eine
Gänsehaut.
    Er
hatte sie klug analysiert. Sie fand sich tatsächlich wieder in den Worten, mit
denen er sie beschrieb. Von seinen Komplimenten fühlte sie sich geschmeichelt,
obwohl sie sich fragte, ob besonders seine letzte Feststellung nicht mehr die
Hoffnung als die eigentliche Tatsache ausdrückte.
    »Die
Italienerin in dir kannst du jedenfalls nicht verleugnen.« Sein Gesicht verzog
sich zu einem Lausbubenlächeln.
    Sie
fühlte sich zutiefst verstanden. Und gleichzeitig ein

Weitere Kostenlose Bücher