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Wach auf, wenn du dich traust

Wach auf, wenn du dich traust

Titel: Wach auf, wenn du dich traust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Mohr
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beide Hände hoch. »Schon gut, schon gut«, sagte er. »Ich beuge mich der Übermacht.«
    Er schmollte, doch Jenny wusste, dass das nicht lange anhalten würde. Es ging ihrem Vater einfach gegen den Strich, auf staatliche Leistungen angewiesen zu sein. Lieber zog er im Winter zwei Pullover übereinander an und lebte eben noch ein paar Monate länger auf einer Baustelle. Die Einzige, der er keinen Wunsch abschlagen konnte, war Jenny.
    Joachim schnaufte noch einmal demonstrativ, stand dann auf und ging nach draußen.
    »Jetzt hackt er bestimmt eine Stunde Holz.« Lisgard lächelte.
    Jenny ließ die Kaffeetasse ins Spülwasser gleiten und gab ihrer Mutter einen Kuss auf die Wange.
    »Ihr seid die Besten, die Allerbesten.«
    »Na ja«, sagte Lisgard und legte ihre Finger auf die Wange, als wolle sie den Kuss dort einreiben. Sie lächelte noch breiter.
    »Ich hab’s«, sagte sie dann und tippte mit dem Spülschwamm auf den Beckenrand. »Joachim und ich könnten Dagmar und Gerd auf ihrer Hallig besuchen in der Zeit. Das ist für dich ja ohnehin nicht so spannend. Und wir haben sie schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen.«
    »Ist doch ’ne super Idee«, sagte Jenny und griff nach ihrem Rucksack. »Ihr solltet ohnehin dringend mal wieder Urlaub machen!«
    Sie sah auf die Uhr.
    Wenn sie den Bus, der sie zur Schule schaukeln würde, noch erwischen wollte, musste sie sich beeilen. Sie warf sich den Rucksack auf die Schultern und hastete aus der Tür.
    Das Geräusch von Joachims Axt, die Holz spaltete, war bis zur Bushaltestelle zu hören und verschwand erst, als die Bustüren sich hinter Jenny schlossen.

Deborah
    Ich soll mit dir reden. Eine halbe Stunde. Jetzt sind gerade mal fünf Minuten vergangen.
    Nein shit, es sind sogar nur zwei. Wie soll ich das bloß durchhalten?
    Siehst du mich? Ich winke dir gerade zu, nur für den Fall, dass du es vielleicht mitkriegst. Vielleicht schwebst du ja da oben und siehst es von dort. Kann ja sein, was weiß ich.
    Du liegst nur da und diese Maschinen piepen und ich weiß nicht, was ich sagen soll. Eine halbe Stunde. Ich glaube, ich bring das nicht. Ehrlich.
    Vielleicht spiele ich dir lieber Musik vor. Das geht auch, hat die Schwester gesagt. Vielleicht bringt es was. Man muss ja nicht immer reden.
    Ich habe den Song hier für dich aufgenommen. Du hast mal gesagt, dass du finnischen Tango magst. Glaub ich. Ich weiß nicht, ob der hier gut ist. Mit so Musik kenne ich mich nicht aus, aber was anderes habe ich auf die Schnelle nicht finden können.
    Ist ja ein Gejaule. Magst du das wirklich? Ich kann nicht erkennen, ob es dir gefällt, Jenny, kannst du nicht irgendwas machen, damit ich es weiß? Ich komm mir echt blöd vor hier, weißt du. Du regst dich überhaupt nicht. Ja klar, du bist im Koma, ich bin ja nicht doof. Aber dass das so merkwürdig ist – du siehst aus, als würdest du einfach nur schlafen. Aber es ist ja kein Schlaf.
    Die Schwester sagte, du müsstest dich entscheiden. Heißt das, dass du schon irgendwie tot bist oder so?
    Meine Mutter meinte, ich hätte erst mal ausschlafen sollen, bevor ich hierhergehe. Vielleicht hatte sie recht, vielleicht wüsste ich dann, was ich sagen soll. Mir fällt nämlich echt nichts ein.
    Ich kann ja auch die halbe Stunde einfach nur im Kreis herumgehen, wahrscheinlich macht es keinen Unterschied.
    Ich meine – niemand kann ja hier hören, ob ich was sage oder nicht. Außer dir. Und selbst da bin ich mir nicht sicher.
    Luzia hat mich ganz oben auf die Liste gesetzt. Ich sei deine beste Freundin, hat sie gesagt. Stimmt vielleicht auch. Obwohl du das mittlerweile vermutlich anders siehst, nehme ich an. Du liegst ja jetzt im Koma und hast es abgekriegt. Alle haben Mitleid mit dir.
    Ist überhaupt so, dass sich keiner mehr für mich interessiert. Ich meine – für mich war es ja vielleicht auch schlimm, oder? Meine beste Freundin liegt im Krankenhaus, aber keinen interessiert es, was ich deswegen durchmache. Immerhin war es mein Freund, der mitgemacht hat. Das ist echt nicht gerade leicht für mich.
    Silvio hat seitdem kein Wort mehr mit mir gesprochen. Ich weiß nicht mal, ob wir noch zusammen sind. Er hat plötzlich ganz abweisend getan, als wollte er nichts mehr mit mir zu tun haben.
    Ich will nicht, dass du stirbst, Jenny! Ich will, dass du wieder aufwachst! Aber ich will auch mit Silvio zusammen sein! Ich weiß, dass ich dich eigentlich anflehen sollte, damit du endlich aufwachst. Aber ich bin auch stinksauer. Wenn es mir endlich

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