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Wachen! Wachen!

Wachen! Wachen!

Titel: Wachen! Wachen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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langen zuversichtlichen Schritten über den Bergpfad und scheuchte Hummelschwärme auf. Nach einer Weile zog er das Schwert aus der Scheide und schlug versuchsweise nach verbrecherischen Baumstümpfen und ungesetzlichen Ansammlungen von Brennesseln.
    Varneschi saß vor seiner Hütte und reihte getrocknete Pilze an einer Schnur auf.
    »Hallo, Karotte!« begrüßte er den Jungen und führte ihn durch die Tür. »Freust du dich auf die Stadt?«
    Karotte dachte eine Zeitlang nach.
    »Nein«, antwortete er schließlich.
    »Hast du’s dir anders überlegt?«
    »Nein«, erwiderte Karotte ehrlich, »ich habe mir gar nichts überlegt, bin einfach nur gegangen.«
    »Dein Vater hat dir das Schwert gegeben, nicht wahr?« fragte Varneschi und kramte in einem stinkenden Regal.
    »Ja. Und eine Wollweste, die mich vor Erkältungen schützen soll.«
    »Ah. Ja, unten in der Ebene kann’s ziemlich feucht sein, wie ich hörte. Schutz. Sehr wichtig.« Varneschi drehte sich um und fügte in einem bedeutungsvollen Tonfall hinzu: »Dies gehörte meinem Urgroßvater.«
    Karottes Blick fiel auf eine seltsame halbkugelförmige Vorrichtung mit einigen Riemen.
    »Eine Art Schlinge?« erkundigte er sich, nachdem er das sonderbare Objekt mehrere Sekunden lang betrachtet und dabei höflich geschwiegen hatte.
    Varneschi nannte ihm die gebräuchliche Bezeichnung für den Gegenstand.
    »Hosenbeutel?« wiederholte Karotte verwirrt. »Schnallt man das Ding an den Gürtel?«
    »Nein«, murmelte Varneschi. »Man verwendet es beim Kampf. Du solltest es die ganze Zeit über tragen – dann sind deine, äh, edlen Teile immer geschützt.«
    Karotte probierte den Hosenbeutel aus.
    »Er ist zu klein, Herr Varneschi.«
    »Nun, äh, weißt du, er wird nicht auf den Kopf gesetzt.«
    Varneschi erklärte die Einzelheiten, und Karottes Verwirrung verwandelte sich allmählich in bestürztes Entsetzen. Der alte Mann beendete seinen Vortrag mit dem Hinweis: »Mein Urgroßvater sagte immer, ich hätte mein Leben in erster Linie diesem Gegenstand zu verdanken.«
    »Was meinte er damit?«
    Varneschis Mund öffnete und schloß sich mehrmals. »Keine Ahnung«, antwortete er feige und rückgratlos.
    Jetzt lag das schändliche Objekt ganz unten in Karottes Rucksack. Zwerge konnten mit solchen Dingen nichts anfangen. Die schauderhafte Schutzvorrichtung gehörte zu einer Welt, die ebenso fremdartig war wie die Rückseite des Mondes.
    Herr Varneschi gab Karotte auch noch etwas anderes: ein kleines, aber sehr dickes Buch, gebunden in Leder, das im Laufe der Jahre die Festigkeit von Holz gewonnen hatte.
    Der Titel lautete: ›Die Gesetze und Verordnungen der Städte Ankh und Morpork‹.
    »Es stammt ebenfalls aus dem Besitz meines Urgroßvaters«, verkündete Varneschi. »Darin steht alles, was die Wache wissen muß. Du solltest die Gesetze kennen, wenn du ein guter Offizier werden willst«, sagte er ernst.
    Leider vergaß Varneschi, daß Karotte noch nie eine Lüge gehört und immer nur genaue Anweisungen bekommen hatte, die keinen Interpretationsspielraum ließen. Der Junge nahm das Buch würdevoll entgegen. Wenn er schon ein Offizier der Wache sein sollte, so wäre es ihm nie in den Sinn gekommen, weniger als ein
guter
Offizier zu werden.
    Es war eine fünfhundert Meilen weite und erstaunlicherweise völlig ereignislose Reise. Wer nahezu zwei Meter groß und in den Schultern fast ebenso breit ist, braucht bei seinen Reisen nicht mit unliebsamen Zwischenfällen zu rechnen. Es mag durchaus geschehen, daß irgendwelche Leute hinter Felsen hervorspringen, aber sie sagen nur: »Oh! Entschuldigung. Ich habe dich für jemand anders gehalten.«
    Karotte verbrachte den größten Teil der Zeit damit, im Buch zu lesen.
    Und jetzt erstreckte sich Ankh-Morpork vor ihm.
    Die Stadt bot einen eher enttäuschenden Anblick. Karotte hatte mit aufragenden Türmen und bunten Fahnen gerechnet, aber die Gebäude ragten nicht etwa auf, sondern duckten sich an den Boden, als fürchteten sie, jemand könne ihn stehlen. Außerdem fehlten bunte Fahnen.
    Am Tor stand ein Wächter. Zumindest trug er ein Kettenhemd und stützte sich auf einen Speer – er mußte ein Wächter sein.
    Karotte begrüßte ihn und reichte ihm den Brief. Der Mann starrte eine Zeitlang darauf hinab.
    »Mhm?« grummelte er dann.
    »Ich glaube, ich muß mich bei Lupin Schnörkel Sekr’r pp melden«, sagte Karotte.
    »Wofür steht das pp?« erkundigte sich der Wächter mißtrauisch.
    »Vielleicht für prompt-pünktlich«, antwortete

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