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Wachen! Wachen!

Wachen! Wachen!

Titel: Wachen! Wachen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Geldbörse?«
    Nobby verbarg die Hände hinterm Rücken. »Man kann nie wissen, Sir«, sagte er.
    Der Feldwebel entdeckte eine Flasche, die wie durch ein Wunder heil geblieben war. Er hielt sie an Karottes Lippen und zwang den Jungen dazu, einen großen Teil ihres Inhalts zu schlucken.
    »Was fangen wir mit den ganzen Leuten an, Hauptmann?« fragte er über die Schulter hinweg.
    »Ich habe keine blasse Ahnung«, antwortete Mumm und setzte sich. Das Gefängnis im Wachhaus war gerade groß genug für sechs sehr kleine Personen – die einzige Art von Häftlingen, die dort untergebracht wurde.
Diese
Burschen hingegen…
    Hauptmann Mumm blickte sich mit wachsender Verzweiflung um. Nork der Pfähler lag unter einem Tisch und gab gurgelnde Geräusche von sich. Zu den Ohnmächtigen gehörten auch der Große Henri und Würger Simmons, einer der gefürchtetsten Tavernenkämpfer in der ganzen Stadt. Nun, es war sicher nicht ratsam, in der Nähe zu sein, wenn sie erwachten.
    »Wir könnten ihnen die Kehlen durchschneiden, Sir«, schlug Nobby als Veteran vieler alter Schlachtfelder vor. Er hatte inzwischen einen geeigneten bewußtlosen Kämpfer gefunden und zog ihm die Stiefel aus – sie wirkten recht neu, und auch die Größe schien zu stimmen.
    »Das wäre völlig verkehrt«, erwiderte Mumm. Er wußte nicht genau, wie man jemandem die Kehle durchschnitt. Bisher hatte sich nie Gelegenheit für ihn ergeben, irgendwelche Kehlen durchzuschneiden.
    »Nein«, sagte er. »Ich glaube, wir lassen sie mit einer Verwarnung frei.«
    Unter der Sitzbank ertönte ein leises Stöhnen.
    »Außerdem sollten wir unseren gefallenen Kameraden so schnell wie möglich in Sicherheit bringen«, fügte er hastig hinzu.
    »Gute Idee.« Der Feldwebel trank einen Schluck, um seine Nerven zu beruhigen.
    Mumm und Colon zogen Karotte hoch, stützten ihn und lenkten seine gummiartigen Beine die Treppe hoch. Der Hauptmann brach fast unter dem Gewicht zusammen und sah sich nach Nobby um.
    »Korporal Nobbs!« schnaufte er. »Warum trittst du die Bewußtlosen?«
    »Weil sie sich nicht wehren können, Sir.«
    Nobby hatte einmal gehört, daß man fair kämpfen und nichts gegen einen hilflos auf dem Boden liegenden Gegner unternehmen sollte. Als er genauer darüber nachdachte, kam er zu dem Schluß, daß derartige Regeln sicherlich nicht für jemanden galten, der nur ein Meter zwanzig groß war und dessen Muskeltonus der Konsistenz eines besonders elastischen Gummibands entsprach.
    »Hör damit auf«, sagte der Hauptmann. »Ich möchte, daß du die Übeltäter verwarnst.«
    »Wie, Sir?«
    »Nun, du…« Hauptmann Mumm zögerte. Er wußte nicht, wie man jemanden verwarnte. Auch in dieser Hinsicht hatte er bisher keine Erfahrungen gesammelt.
    »Verwarn sie einfach!« knurrte er. »Ich muß dir doch nicht alles erklären, oder?«
    Nobby blieb allein auf der obersten Treppenstufe zurück. Allgemeines Brummen und Stöhnen vom Boden her wiesen darauf hin, daß niedergeschlagene Männer erwachten. Korporal Nobbs überlegte fieberhaft und hob einen mahnenden Zeigefinger, der einer kleinen Käsestange ähnlich sah.
    »Laßt euch das eine Lehre sein!« sagte er.
»Bessert
euch!«
    Dann nahm er die Beine in die Hand.
    Im dunklen Dachgebälk knarrte es, als sich der Bibliothekar kratzte. Das Leben war wirklich voller Überraschungen; es mochte interessant sein, die nächsten Entwicklungen zu beobachten. Er schälte eine Erdnuß mit dem Fuß, schwang sich an den Sparren entlang und verschwand in der Finsternis.

    D er Oberste Größte Meister hob die Hände.
    »Sind die Rauchfässer des Schicksals rituell gezüchtigt, um böses und undiszipliniertes Denken aus dem Heiligen Kreis zu verbannen?«
    »Klar doch.«
    Der Oberste Größte Meister ließ die Hände sinken.
    »Klar doch?«
    »Klar doch«, sagte Bruder Verdruß fröhlich. »Hab’s selbst erledigt.«
    »Du sollst
eigentlich
antworten: ›Fürwahr, o Oberster und Größter‹«, verkündete der Oberste Größte Meister. »Meine Güte, ich habe euch immer wieder darauf hingewiesen. Wenn ihr nicht mit der richtigen Einstellung an die Sache herangeht…«
    »Ja, hör gut zu, was dir der Oberste Größte Meister zu sagen hat«, ließ sich Bruder Wachturm vernehmen und starrte den sündigen Bruder finster an.
    »Ich habe die blöden Rauchfässer stundenlang gezüchtigt«, grummelte Bruder Verdruß.
    »Du kannst jetzt fortfahren, o Oberster Größter Meister«, meinte Bruder Wachturm.
    »Nun gut.« Der Oberste Größte Meister

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