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Wachen! Wachen!

Wachen! Wachen!

Titel: Wachen! Wachen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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der
Geflickten Trommel
war so oft zertrümmert worden, daß der Wirt vor kurzer Zeit neue und besonders stabile Angeln installiert hatte. Der Umstand, daß beim nächsten Krachen nicht nur die Tür aufs Pflaster flog, sondern auch der Rahmen, bewies nur, daß viel Geld verschwendet worden war. Mörtelstaub bildete eine dichte Wolke, und in ihr zeichnete sich vage eine massive Gestalt ab, die sich hochzustemmen versuchte, stöhnte und zurücksank.
    »Nun, ich glaube, das wär’s jetzt…«, begann der Hauptmann.
    Nobby unterbrach ihn. »Es ist der verdammte Troll!«
    »Was?« fragte Mumm.
    »Der Troll! Ich meine den Rausschmeißer!«
    Die drei Wächter näherten sich behutsam.
    Und ihre Blicke fielen tatsächlich auf Detritus den Zerreißer.
    Es ist sehr schwer, ein Geschöpf zu verletzen, das man mit Fug und Recht als mobilen Stein bezeichnen kann. Doch offenbar war jemandem dies gelungen. Die auf dem Boden liegende Gestalt stöhnte, und es klang so, als riebe man zwei Granitbrocken aneinander.
    »Da bin ich platt«, behauptete der Feldwebel. Die drei Männer drehten sich um und beobachteten das helle Rechteck dort, wo eben noch eine Tür gewesen war. Inzwischen schien es in der Taverne wesentlich ruhiger geworden zu sein.
    »Haltet ihr es vielleicht für möglich, daß er
gewinnt?«
fragte Colon unsicher.
    Hauptmann Mumm schob das Kinn vor. »Laßt es uns herausfinden – das sind wir unserem Kameraden und Mitstreiter schuldig.«
    Hinter ihm wimmerte jemand. Mumm und Colon drehten sich um und beobachteten einen Nobby, der diesmal nur auf einem Bein hüpfte und sich den Fuß hielt.
    »Was ist los mir dir, Mann?« brummte Mumm.
    Nobby stöhnte leise.
    Feldwebel Colon begann zu verstehen. Zwar gehörte vorsichtige Unterwürfigkeit zu den wichtigsten Grundsätzen der Wache, aber in der ganzen Gruppe gab es niemanden, der nicht wenigstens einmal am falschen Ende von Detritus’ Fäusten gestanden hatte. Nobby verhielt sich nur wie ein typischer Polizist, indem er einen vermeintlichen Vorteil nutzte, um eine alte Rechnung zu begleichen.
    »Er hat den Troll in die E…, äh, an seine empfindlichste Stelle getreten, Sir«, sagte Colon.
    »Abscheulich«, erwiderte der Hauptmann beiläufig. Dann: »Haben Trolle E… ich meine, haben sie
empfindliche Stellen?«
    »Ja und nein, Sir. Trolle
haben
empfindliche Stellen, aber sie sind nicht im eigentlichen Sinn
empfindlich.«
    »Donnerwetter!« sagte Mumm. »Mutter Natur treibt manchmal seltsame Scherze, wie?«
    »In der Tat, Sir«, bestätigte der Feldwebel gehorsam.
    »Und jetzt…« Mumm zog sein Schwert. »Vorwärts, Männer!«
    »Jawohl, Sir.«
    »Das gilt auch für dich, Feldwebel«, fügte der Hauptmann hinzu.
    »Jawohl, Sir.«

    E s war vermutlich der vorsichtigste Vorsturm in der Geschichte militärischer Manöver. Vielleicht wurde er nicht einmal als Fußnote in einem Buch über tollkühne Angriffe erwähnt.
    Mumm und seine beiden Gefährten zögerten sicherheitshalber, bevor sie durch den zerstörten Eingang der
Geflickten Trommel
spähten.
    Mehrere Männer lagen auf den Tischen, besser gesagt: auf ihren Resten. Wer noch bei Bewußtsein war, schien sich nicht sonderlich darüber zu freuen.
    Karotte stand in der Mitte des verheerten Schankraums. Sein rostiges Kettenhemd war zerrissen, und der Helm fehlte. Er schwankte leicht, und das eine Auge schwoll an, aber trotzdem erkannte er den Hauptmann, ließ eine dumpf ächzende Gestalt fallen und salutierte.
    »Melde einunddreißig Fälle von Landfriedensbruch, sechsundfünfzig Fälle von tumultarischem Benehmen, einundvierzig Fälle von Behinderung eines Wachoffiziers in der Ausübung seiner Pflicht, dreizehn Fälle von Angriff mit einer gefährlichen Waffe, sechs Fälle von bösartigem Herumlungern und… und… Korporal Nobby hat mir noch keinen einzigen Kniff gezeigt.«
    Karotte fiel nach hinten und zertrümmerte einen Tisch.
    Hauptmann Mumm hustete und fragte sich, was er jetzt unternehmen sollte. Soweit er wußte, hatte sich die Wache noch nie in einer solchen Lage befunden.
    »Hol ihm etwas zu trinken, Feldwebel!« verlangte er.
    »Jawohl, Sir.«
    »Und mir auch.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Du kannst dir ebenfalls ein Gläschen genehmigen, wenn du möchtest.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Und was dich betrifft, Korporal – würdest du bitte… He, was
tust
du da?«
    »Ichdurchsuchediesenbewußtlosensir«, antwortete Nobby hastig und richtete sich auf. »Vielleicht hat er belastendes Material bei sich.«
    »In der

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