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Wachen! Wachen!

Wachen! Wachen!

Titel: Wachen! Wachen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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und teuren – Bezirk. Wenn Nobby oder Feldwebel Colon dort am hellichten Tag über die Straße gingen, erzielten sie sicher die gleiche Wirkung wie die Eröffnung eines Seuchenlazaretts.
    Schließlich döste Mumm ein und sank in einen tiefen Schlaf. In seinen Träumen sah er Riesendrachen, die ihn mit Salbengläsern verfolgten…
    Am nächsten Morgen weckten ihn aufgeregte und zornige Stimmen.

    W enn sich Lady Käsedick stolz zu voller Größe aufrichtete, bot sie einen Anblick, den man nicht so schnell vergaß – obwohl man es natürlich versuchen konnte. Der Vorgang ähnelte einer umgekehrten Kontinentaldrift: Verschiedene Subkontinente und Inseln drängten sich zusammen und formten eine massive verärgerte Protofrau.
    Die aufgebrochene Tür des Drachenhauses schwang an ihren Angeln hin und her. Bei den Insassen herrschte die gleiche Anspannung wie in den Saiten einer amphetaminsüchtigen Harfe, und sie wurden immer nervöser. Kleine Flammen zischten über Metallplatten, als die Sumpfdrachen in ihren Pferchen hin und her sprangen.
    »
Was
hat das zu bedeuten?« fragte die Züchterin.

Die Käsedicks neigten nicht zur Introspektion. Andernfalls hätte Ihre Ladyschaft zugeben müssen, daß sich diese Bemerkung durch einen eklatanten Mangel an Originalität auszeichnete. Aber sie war praktisch. Und sie erfüllte ihren Zweck. Klischees werden deshalb zu Klischees, weil sie die Hämmer und Schraubenzieher in der Werkzeugkiste der Kommunikation sind.
    Die Menge verharrte im und vor dem Zugang. Einige Männer hielten scharfkantige Gegenstände und winkten damit wie typische Randalierer.
    »Nuun«, sagte der Anführer, »es geht uns um den Drachen, nichwahr?«
    Die anderen brummten zustimmend.
    »Was ist damit?« erwiderte Lady Käsedick.
    »Nuuun. Er verbrennt die Stadt. Solche Tiere fliegen nicht weit. Du hast Drachen hier. Es könnte einer von ihnen sein, nichwahr?«
    »Ja.«
    »Genau.«
    »QED.«
17
    »Deshalb sind wir gekommen. Um dafür zu sorgen, daß die verdammten Feuerspucker an ihren eigenen Flammen ersticken, jawohl.«
    »Genau.«
    »Ja.«
    »Pro bono publico.«
    Lady Käsedicks Brust schwoll wie ein gewaltiger Blasebalg an. Sie streckte die Hand aus und nahm eine Mistgabel von der Wand.
    »Ich warne euch«, sagte sie. »Ein Schritt näher, und ihr werdet es bitter bereuen.«
    Der Anführer starrte an ihr vorbei und beobachtete die außer Rand und Band geratenen Sumpfdrachen.
    »Ach ja?« höhnte er. »Was willst du denn gegen uns unternehmen, hm?«
    Lady Käsedicks Mund öffnete und schloß sich mehrmals. »Ich rufe die Wache!« donnerte sie schließlich.
    Die erhoffte Wirkung dieser Drohung blieb aus. Ihre Ladyschaft hatte jenen Teilen der Stadt, die keine Schuppen besaßen, nie besondere Aufmerksamkeit geschenkt.
    »Oh, das ist schlimm«, sagte der Anführer. »Jetzt sind wir wirklich besorgt, weißt du? Meine Güte, mir werden sogar die Knie weich.«
    Er zog ein langes Hackbeil hinter dem Gürtel hervor. »Wenn du jetzt nicht sofort Platz machst, Weib…«
    Ein grüner Flammenstrahl raste aus dem rückwärtigen Teil des Schuppens heran, zischte einen knappen Meter über die Köpfe der Menge und versengte eine verkohlte Rosette über der Tür.
    Dann erklang eine Stimme, deren ruhige, eisige Kühle alle Anwesenden schaudern ließ.
    »Das ist Lord Rückenfreud Schnappzahn Winterschreck IV. der heißeste Drache in ganz Ankh-Morpork. Er könnte euch mühelos den verdammten Dickschädel vom Hals brennen.«
    Hauptmann Mumm hinkte aus den Schatten.
    Er hatte sich einen kleinen und völlig verängstigten goldenen Drachen fest unter den Arm geklemmt. In der anderen Hand hielt er den Schwanz.
    Die Randalierer starrten wie gebannt.
    »Ich weiß, was ihr jetzt denkt«, fuhr Mumm mit gefährlicher Gelassenheit fort. »Ihr überlegt, ob er nach der ganzen Aufregung noch genug Feuer hat, stimmt’s? Nun, ich bin da selbst nicht so sicher…«
    Er beugte sich vor und spähte durch die Lücke zwischen den Drachenohren. Seine Stimme surrte wie eine zustoßende Messerklinge.
    »Ihr solltet euch folgende Frage stellen: Habe ich heute meinem Glückstag?«
    Die Leute wichen zurück, als Mumm näher trat.
    »Nun?
Glaubt
ihr, daß heute euer Glückstag ist?«
    Einige Sekunden lang stammten die einzigen Geräusche von Lord Rückenfreud Schnappzahn Winterschreck IV.: In seinem Bauch rumpelte es unheilvoll, als Brennstoff in die Feuerkammern floß.
    »Nun, äh«, sagte der Anführer und hielt den Blick wie hypnotisiert auf den

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