Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wachgeküßt

Wachgeküßt

Titel: Wachgeküßt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Harvey
Vom Netzwerk:
Versuch, ein Jahrtausendepos ä la vom Winde verweht zu schreiben. Spaßeshalber hat Ems ihm den Arbeitstitel Ein Furz, und du sitzt auf der Straße gegeben. Traurigerweise scheinen diese lässigen Tage bald vorbei zu sein.
    Ich weiß nicht, was nach Rodneys Weggang geschehen wird.
    Zur Zeit erinnert das Arbeiten bei Sunday Best ein bißchen an das Arbeiten in einem chaotischen, undisziplinierten Kindergarten.
    Trotz der Tatsache, daß wir ja eigentlich im Zeitalter der Gleichberechtigung leben, wird das Großraumbüro von einer kleinen Männerclique dominiert, die wir »Bully Boys« nennen, die tyrannischen Jungs. Eine eingeschworene Truppe, mit der sich eigentlich niemand wirklich einlassen will.
    Zu den besagten »Jungs« gehören Damien Lawrence, der stellvertretende Chefredakteur, ein frustrierter Reporter, dann Harvey Manson, Feature, der viel zu gut für uns ist (als ob er das nicht wüßte!), der Große Eric Tearny, unser Hausfotograf, der aussieht wie ein mit Hormonen vollgepumpter Rugbyspieler, und schließlich noch der Junior unter den Jungs, Nigel May Davies, ein kleiner Möchtegern, der mehr Ehrgeiz im kleinen Finger hat als ein Starlet der übelsten Sorte mit gespreizten, in die Luft gestreckten Beinen im ganzen Körper.
    Rodney ist der nachsichtige Mentor dieser kleinen Bande, ein
kettenrauchender Fagin in einer Gruppe stümperhafter, kleiner Taschendiebe und Halunken.
    Ich komme wie üblich gegen zehn Uhr dreißig zur Arbeit und muß erfahren, daß die >Jungs< in Soho waren und ein aufblasbares Schaf gekauft haben, das jetzt mit Helium gefüllt an Rodneys Schreibtisch festgebunden ist und neben dem Spruchband mit der Aufschrift »Alles Gute zur Pensionierung« schwebt.
    Kindisch wie sie nun einmal sind, konnten die Jungs der Versuchung, mit dem Helium herumzuspielen, nicht widerstehen, und jetzt hört man vorübergehend im Büro überall lauter Piepsstimmen. Damien stürmt gerade durch das angrenzende Büro mit der Glasfront, in dem der Sekretärinnenpool untergebracht ist – na ja, mit gerade mal drei Sekretärinnen hat er eher etwas von einem Planschbecken -, und versucht die Mädels mit dem Kanister in der Hand zu necken.
    Das kann man entweder äußerst mutig oder äußerst dämlich finden.
    Sandra, Rodneys persönliche Assistentin und so eine Art inoffizielle Büroleiterin, ist über einen Meter achtzig groß, muskulös und nicht gut auf solche Spaßvögel zu sprechen.
    Je weiter unten in der Hierarchie die Sekretärinnen stehen, desto kleiner und unscheinbarer sind sie auch.
    Glenda, die nächste in der Reihe, ein Meter fünfundsechzig, neunzig Kilo, ist grimmig, wenn sie jemanden nicht leiden kann, aber Knetmasse in den Händen derer, die sie mag. Dann ist da noch unser Küken Jenny, die jüngste der drei. Sie ist hübsch, mollig und nicht mal eins sechzig groß. Außerdem ist sie noch nicht lange genug bei uns, um sich diese »Machst du mir Ärger, dann verpiß dich oder stirb qualvoll«-Einstellung anzueignen, die durch Jahre der Zusammenarbeit mit Zeitungstypen bei den beiden anderen entstanden ist. Damien meint, sich alles herausnehmen zu können, weil er dem Schauspieler Clive Owen ein bißchen ähnlich sieht. Er atmet einen Mund voll Helium ein,
faßt sich ein Herz, baut sich hinter Sandra auf, umfaßt ihre kaum vorhandene Taille und zwitschert: »Na, Süße, wie wär’s mit uns zwei?«
    »Mann, ich höre mich jetzt ja weiblicher an als du, Sand«, quietscht er und trippelt hinter ihr her, als sie Tupperwaredosen aus dem Sekretärinnenglaskasten holt und sie ins Hauptbüro bringt.
    Sandra hat eine Stimme wie Rod Stewart – tief und rauchig, wie die eines Mannes. Diese Stimme war beständig im ganzen Gebäude Anlaß zu Spekulationen darüber, daß Sandra in Wirklichkeit ein Mann ist, der sich einer wenig erfolgreichen Geschlechtsumwandlung unterzogen hat. Sie hat immer einen Bartschatten im Gesicht, der Haaransatz weicht zurück, sie hat die Art Spitzbauch, der normalerweise die Folge jahrelanger, abendlicher Kneipenbesuche und tiefer Blicke in diverse Biergläser ist, und sie ist flach wie ein Brett. Wie um das alles zu kompensieren, hat Gott sie mit einer unglaublichen Schlagfertigkeit ausgestattet, um die ich sie glühend beneide.
    »Deine Stimme hört sich überhaupt nicht anders an, Damien. Wäre es nicht allmählich an der Zeit, daß deine Eier sich senken? Die meisten Männer kommen in ihrer Jugend in die Pubertät, weißt du?«
    Er schleicht mit eingekniffenem Schwanz von

Weitere Kostenlose Bücher