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Wachgeküßt

Wachgeküßt

Titel: Wachgeküßt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Harvey
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Lebensgröße an Marys Platz vorbei.
    »Morgen, Mr. Daniels«, säuselt sie.
    Er lächelt strahlend. Dieses Lächeln würde ich unter Tausenden wiedererkennen.
    Mr. Daniels. Jack Daniels. Jake?
    O mein Gott, ich sterbe.
    Und wenn ich nicht sterbe, dann würde ich es gern.
    Kann mir jemand sagen, daß ich schlafe und alles nur träume? Ja, ich schlafe noch. Das ist es: Ich schlafe und habe einen Alptraum.
    Zeit aufzuwachen. Ich kneife mich. Ganz fest.
    »Au!«
    »Was machst du denn, Alex?« Mary sieht mich an, als ich vor Schmerzen aufschreie.
    »Ich hab nur mal gecheckt, ob ich auch wach bin«, antworte ich und reibe mir über den schmerzenden Arm.
    »Das solltest du auch«, zischt sie. »Da drüben steht nämlich der neue Boß, und ich kann mir nicht vorstellen, daß du einen besonders guten ersten Eindruck hinterläßt, wenn er dich schlafend vor deinem Computer sitzen sieht.«
    »Was für einen ersten Eindruck würde ich deiner Meinung nach machen, wenn ich mir die Klamotten vom Leib reißen, meine Hemmungen über Bord werfen und mit ihm ins Bett hüpfen würde?« platze ich dümmlich heraus.
    »Was?« Marys Augenbrauen kleben förmlich an der Decke. »Was ist heute morgen nur mit dir los, Alex?«
    »Ich weiß auch nicht«, erwidere ich, »aber ein paar Aufputschpillen wären ganz nett.«
    Ich beobachte, wie Jake lächelnd den Raum durchquert und jedem einen guten Morgen wünscht. O Mann, an dieses Lächeln kann ich mich erinnern! Es war eines der ersten Dinge, die mir
an ihm aufgefallen sind. Die lässige Kleidung ist verschwunden. Jetzt trägt er einen grauen Armani-Anzug und auch das Haar ist ein bißchen kürzer, aber es besteht überhaupt kein Zweifel daran, daß der Mann vor mir der ist, mit dem ich vor nicht einmal zwei Wochen eine wundervolle Nacht verbracht habe.
    Ich bemerke, daß Mary mit mir redet.
    »... anscheinend hat sein Vater ihn aus Spaß immer Jack genannt, weil er Gastwirt oder so was Ähnliches ist.«
    »Hotelier«, antworte ich benommen und verfolge, wie Jake wieder in seinem Büro verschwindet.
    »Richtig, Hotelier«, fährt sie fort. »Moment mal, woher weißt du denn...«
    Ohne eine Antwort schieße ich von meinem Platz hoch und lasse eine völlig verblüffte Mary zurück. Mit gesenktem Kopf stürze ich aus dem Büro und steuere den Waschraum an.
    Glücklicherweise ist er leer.
    Ich versuche, tief durchzuatmen, um mich zu beruhigen. Es funktioniert nicht. Was machen sie denn in den amerikanischen Seifenopern immer? In eine Papiertüte atmen! Genau, ich werde in eine Papiertüte atmen. Nein, lieber doch nicht, wenn ich es mir genau überlege. Die einzigen greifbaren Tüten sind die für die Entsorgung von Binden, und ich habe irgendwie keine Lust darauf, mir so was über die Birne zu stülpen.
    Ich spritze mir Wasser ins gerötete, brennende Gesicht und lehne dann meinen Kopf gegen die kühle, harte Spiegelfläche über dem Waschbecken. Dabei unterdrücke ich den Drang, mit dem Kopf mehrmals fest gegen die Wand zu donnern.
    Warum? Warum? Warum? So was kann auch nur mir passieren. Erst Larry, dann Damien, jetzt das. Warum nur habe ich die Begabung, immer wieder vor meiner eigenen Tür zu landen? Aber ich wußte ja überhaupt nicht, daß ich vor meiner eigenen Tür landen würde. Wie zum Teufel hätte ich denn vorhersagen können, daß der erste Mann, den ich meiner Liste hinzuzufügen
beschließe, sich als mein zukünftiger Boß entpuppen würde? Das hätte selbst Nuala nicht vorhersehen können.
    Plötzlich kommt mir ein furchtbarer Gedanke. Bin ich etwa deshalb ausgeschickt worden, das Priory zu besuchen? Wußte er etwa die ganze Zeit, wer ich war? Hat er mit mir geschlafen, damit ich eine gute Kritik schreibe? Jetzt mache ich mich lächerlich. In Gedanken haue ich mir selber eine runter. »Reiß dich zusammen, Alex«, befehle ich meinem vor Panik erstarrten Spiegelbild. Ich atme einige Male tief durch, dann fühle ich mich etwas besser.
    Und was mache ich jetzt, verdammt noch mal? Ich habe eine Nacht wilder, hemmungsloser Leidenschaft mit dem attraktivsten Mann verbracht, dem ich je begegnet bin. Dann habe ich die Regel befolgt und bin verschwunden. Nur, um eine Woche später herauszufinden, daß ich dummerweise für ihn arbeite! Wie soll ich ihm denn jemals gegenübertreten? Wenn ich es schon am Morgen danach nicht hingekriegt habe, wie soll es dann jetzt funktionieren?
    Was um Himmels willen muß er jetzt von mir denken?
    Ich verspüre den Drang, aus der Tür und einfach immer weiter

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