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Wachgeküßt

Wachgeküßt

Titel: Wachgeküßt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Harvey
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längst nicht mit derselben Anmut wie sie in den Wagen. Warum höre ich mich an, als wollte ich mich entschuldigen?
    »Das ist nicht dein Ernst, oder?« Das Lächeln ist nicht verschwunden, hat sich aber verkrampft.
    »Na klar doch«, erwidere ich trocken. »Das hab ich mir zu meinem eigenen Vergnügen ausgedacht.«
    »Mach keine Witze, Alex!«
    Ich gehe nicht darauf ein, sondern lehne mich vor, um dem Fahrer die Adresse zu sagen.
    »Aber wen?« fragt sie und zerrt an meiner Schulter.

    »Wen meinst du denn?« entgegne ich wütend, lasse mich in die Polster zurückfallen und starre aus dem Fenster.
    »Etwa sie?« fragt Erica ungläubig.
    »Tu dir keinen Zwang an. Mir ist es wirklich egal.«
    »Aber ich hatte die ganze Zeit den Eindruck, das alles ist nur ein Mißverständnis... Ich dachte, ihr zwei rauft euch wieder zusammen?«
    »Ich habe dir schon am Telefon gesagt, daß es aus ist. Es gibt kein Zurück.«
    »Aber Mutter schien doch zu glauben, daß es sich nur um eine Krise handelt, um einen Krach, und daß ihr das klärt.«
    »Du weißt doch, wie sie ist. Sie lebt die meiste Zeit in ihrer eigenen kleinen Traumwelt.«
    »Also willst du ihn gar nicht zurück? Ich bin also nicht hier, um einen Schiedsspruch abzuliefern?«
    »Nein«, schluchze ich. »Zum letzten Mal, ich bin froh, daß ich ihn los bin. Doch, es hat weh getan. Doch, es war eine Schande, wie es gelaufen ist. Aber ich will ihn nicht zurück, nie und nimmer.«
    »Na Gott sei Dank.« Auf Ericas Gesicht macht sich ein erleichtertes Lächeln breit, während sie ihre Tasche durchwühlt, einen Zerstäuber hervorholt und heimlich den unangenehm riechenden Fahrer besprüht. »Ich fand immer, daß er nicht der Richtige für dich war.«
     
    Wir schleppen Ericas Koffer und die vier Portionen Fish&Chips, auf denen sie bestanden hat, und für die wir extra halten mußten – so als hätte sie gerade den Film Brigadoon oder so was Ähnliches wiederentdeckt -, das alles schleppen wir die drei Etagen zu Serenas Dachwohnung hinauf.
    Erica ißt ihre ganze Portion Fish&Chips und den größten Teil von meiner. Ich weiß nicht, wie sie es schafft, so schlank und durchtrainiert zu bleiben. Sie verputzt soviel wie ein kleiner
Sumoringer. Nach dem Essen quartieren wir sie in Serenas Gästezimmer ein.
    Jetzt weiß ich endlich, warum meine Schwester so viele traumhafte Klamotten hat. Das bedeutet nämlich, daß sie einfach auf dem Bett sitzen und hofhalten kann und keinen einzigen ihrer perfekt lackierten Fingernägel krumm machen muß, während meine Freundinnen und ich alles auspacken, nur um bestaunen zu können, was da alles zum Vorschein kommt. Alle drei notieren wir in Gedanken, was wir unbedingt ausleihen müssen – oder sollte ich sagen abkassieren? -, bevor sie in die Staaten zurückkehrt.
    »Wir bleiben aber nicht die ganze Nacht hier eingesperrt, oder?« beschwert Erica sich, während wir um sie herumspringen und alle möglichen Sachen anprobieren. »Die Stadt wartet auf uns, ich will Spaß haben. Männer aufreißen.« Ihre Stimme senkt sich zu einem lasziven Schnurren.
    »Männer?« frage ich zweifelnd.
    »Aber ja doch. Ich hatte seit mehr als fünf Monaten keinen Sex mehr – auf meinem Po steht wohl so was wie >außer Betrieb<, seufzt sie. »Bei mir bebt in letzter Zeit nicht das Bett, sondern nur mein Zwerchfell, wenn ich vor lauter Frust mal wieder laut aufschreie!«
    Emma schüttelt sich vor Lachen. Sie kriegt den Weißwein in den falschen Hals und prustet ihn durch die Nase wieder raus.
    Meine Augen weiten sich ungläubig.
    »Jetzt guck nicht so schockiert, Alex. Ich bin keine keusche Jungfrau. Obwohl ich mir im Moment eher wie eine vorkomme! Das letzte Mal ist so lange her, daß mir in der Zwischenzeit wahrscheinlich ein neues Jungfernhäutchen gewachsen ist.«
    Ist das meine Erica? Vielleicht wurde sie ja zur gleichen Zeit verwandelt, als aus Sandra Sandie wurde?
    »Was ist los mit dir, Alex? Du siehst mich an, als würden mir plötzlich Hörner oder etwas Ähnliches sprießen.«

    »Ich weiß auch nicht. Aber seit du nach Amerika gegangen bist, hast du dich wirklich... wirklich...« Ich suche nach einem Wort, das nicht beleidigend ist.
    »Weiterentwickelt?« schlägt Erica von sich aus vor. »Himmel, Mädchen«, sie lacht, »da drüben gibt es so wenige attraktive, begüterte, heterosexuelle Singles, da muß man sich einfach auf dieses Niveau herablassen, zugreifen und dranbleiben. Das ist so, als würde man sich im Schlußverkauf um das letzte

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