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Wachsam

Wachsam

Titel: Wachsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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auf einmal, zogen die Schatten sich aus ihrem Gesicht zurück, und ein boshaftes, ziemlich herausforderndes Lächeln ergriff von ihren beweglichen Zügen Besitz. Ein Lachen entschlüpfte ihr, das sich nur über sie selber lustig machte, und sie nahm seine Hand, ließ die Spitzen zweier sehr hübscher Finger den Handrücken entlanggleiten.
    »Wir könnten ein Traumschloß mieten«, schlug sie vor. Und dann fügte sie zu seiner nicht geringen Bestürzung, denn er war an diesem Abend keineswegs in der Stimmung für gewichtige Fragen, hinzu: »Du bist der liebe Gott, nicht wahr, Aldo? Schließlich, wenn wir nicht an dich glauben, woran glauben wir dann?«
    »Hör zu. Als erstes geben wir eine Party. Sobald der Salon fertig ist. Dann verreisen wir. Tags darauf. Raus hier. Also, für wann ist der Salon versprochen?«
    Jetzt Details, Details schufen Realität. Wen sie einladen würden: Nur Leute, die sie gern möchten, niemand Offiziellen, schon gar nicht Handel und Politik. Vielleicht ein paar von Heathers Freunden, um es lustiger zu machen. John und Beth natürlich, die Kinder vielleicht in einem eigenen Zimmer … Ja, sagte Sandra, es würde lustig sein, wenn gleichzeitig nebenan eine Kinderparty stattfände.
    Und jetzt wegen des Urlaubs. Problem Nummer eins: Wohin? Schön, wenn sie mit Tito nichts zu tun haben wollte, wie wär’s dann mit den Bahamas, er werde sogar die Kosten für eine Reise nach den Bermudas verkraften.
    Sehr behutsam zählte Sandra ihre eisernen Vorsätze auf; und brach sie, einen nach dem anderen.
     
    Cassidy hatte noch etwas auf dem Herzen: Sie sollten mehr gemeinsam tun .
    »Vielleicht könnten wir darüber unter anderem während des Urlaubs nachdenken.«
    Tatsächlich habe er erst gestern mit Lacon und Ollier, seiner Theateragentur, darüber gesprochen.
    »Ich dachte, gestern seist du in Leeds gewesen«, sagte Sandra, fast so, als dächte sie an etwas anderes.
    Am Telefon. Er hatte eigentlich über Reisen mit ihnen gesprochen, und sie waren danach aufs Theater gekommen, gab es in West End zur Zeit irgend etwas Sehenswertes?
    »Was ich eigentlich sagen wollte –.«
    »Entschuldige«, sagte Sandra.
    »Weshalb?«
    »Weil ich an deinem Wort gezweifelt habe.«
    Verwirrt blickte Cassidy sie an, um sicherzugehen, daß sie es ernst meinte, doch ihr Gesicht verriet weder Ironie noch irgendeine andere Form der Auflehnung: nur die gleiche innere Traurigkeit, wie wenn ein groß gewordenes Kind in die leeren Häuser seiner Jugend zurückkehrt.
    »Was ich sagen wollte: Warum gehen wir nicht automatisch jede Woche einmal ins Theater, nur um uns eine Show zu Gemüte zu führen, sozusagen. Zumindest würden wir Gesprächsstoff haben.«
    Sie einigten sich auf Mittwoch.
    »Und ich möchte auch wieder in die Kirche gehen.«
    »Mir zuliebe?«
    »Nun, dir und den Kindern zuliebe. Selbst, wenn sie es später aufgeben, so ist es doch jetzt gut für sie.«
    »Ja«, sagte Sandra, wiederum sehr nachdenklich. »Es wird immer ein Teil ihres Lebens bleiben, ob sie es aufgeben oder nicht. Schließlich –« er dachte, sie sei fertig, sie war es aber nicht –, »schließlich, wenn man lange genug mit einem Traum lebt, ist er wirklich, nicht wahr?«
     
    Verzweifelt durchwühlte er sein Hirn nach stärkeren Mitteln. Er hatte vom alten Niesthal gehört, daß bei Christie’s nächste Woche eine fantastische Auktion stattfinden solle, und wegen der Feiertage würden keine Händler anwesend sein. Warum nicht hingehen?
    »Es soll fantastisches Glas aus dem achtzehnten Jahrhundert dabeisein. Du hast dir immer alte Gläser gewünscht.«
    »Ach?«
    Er sprach von dem Chalet in Sainte-Angèle; vielleicht sollten sie auf dem Weg nach den Bermudas dort vorbeischauen und sich überzeugen, ob es noch stand; wie die Kinder vergangenen Winter dort glücklich gewesen seien, aber er fragte sich dennoch, ob man Weihnachten nicht besser zu Hause verbringe.
    »Ganz wie du willst«, sagte sie. »Wir verbringen es dort, wo du sagst.«
     
    Er wollte noch weitere schweizerische Themen anschneiden; er hatte eine Menge in Bereitschaft. Er wollte vorschlagen, daß sie dort ihren Alterssitz aufschlügen, daß es ein guter Ort zum Sterben sei, die Ewigkeit der Berge sei eine Art Trost; er wollte sie zu einer akademischen Erörterung verleiten: Existieren die Berge mehr in der Zeit als im Raum , wurde aus etwas sehr Massivem zwangsläufig etwas sehr Langlebiges? Doch statt dessen begann sie selber zu sprechen, holte Gedanken aus der

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