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Wachsam

Wachsam

Titel: Wachsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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Tiefe.
    »Aldo.«
    »Ja.«
    »Du weißt, daß ich dich liebe, nicht wahr?«
    »Ja, natürlich.«
    »Ich meine es ernst «, wiederholte sie stirnrunzelnd. »Ich liebe dich wirklich und wahrhaftig. Es ist ein Zustand. Der sich nicht ändert, auch wenn …«
    Da sie keine redegewandte Person war, brachte sie den Satz nicht zu Ende, also stand sie auf und ging zur Toilette. Cassidy bezahlte die Rechnung und rief ein Taxi. In dieser Nacht liebten sie sich. Aus Gründen, die nur sie kannte, war Sandra sehr langsam. Endlich schrie sie auf, irgendwo im Dunkeln; doch ob vor Schmerz oder vor Lust, wußte er nicht mehr zu sagen.
    Am Morgen weinte sie wieder, und er wagte nicht zu fragen, warum.

30
    »Sie ist hier«, sagte Angie Mawdray mit Grabesstimme, vielleicht am nächsten Tag; vielleicht auch im Herbst, die Zeit hatte viel von ihrer Zuverlässigkeit verloren.
    Mehrere Möglichkeiten gingen Cassidy durch den Kopf; nur die Gewißheiten wurden ausgeschlossen; Heather Ast zum Beispiel, die auf dem Weg zum Friseur nur kurz guten Tag sagen wollte; Bluebridge, die Geld brauchte, die übliche Szene; Mrs. Groat, Snaps, in Sachen einer neuen Schwangerschaft. Wiederum Heather Ast, in einer speziellen Frage betreffs Sandras Wohltätigkeitsarbeiten.
    » Wer ist hier?« fragte er mit nachsichtigem Lächeln.
    Angies Gesicht, normalerweise ein Schatzkästchen voll reizenden Lächelns und Augenzwinkerns, war aschfahl.
    »Sie haben mir nie gesagt, daß sie schön ist«, flüsterte sie.
     
    Die Dame am Empfang, eine Freundin Lemmings, war ebenfalls beeindruckt, sie winkte Cassidy zu, als er auf dem Weg zum Besucherzimmer an ihr vorbeiging, und Cassidy machte sich im Geist eine Notiz, sie in der Tat baldigst zu entlassen. Er entsann sich eines Vorkommnisses beim letzten alljährlichen Kricketmatch, für das die Vergeltung noch ausstand – eine Geschichte mit einer verschlossenen Umkleidekabine und einem unauffindbaren Schlagmann – und dieses Winken machte das Maß voll.
    Die Tür des Besucherzimmers war weit offen. Sie saß im tiefsten Sessel, einem schwarzledernen Kippsessel, und sie hatte ihn weit zurückgekippt und die Knie nicht ganz geschlossen. Ihre Augen waren zu, und sie lächelte.
    »Grunze wie ein Schwein«, befahl sie. »Wie spricht das Schwein?« Cassidy grunzte.
    »Ein faules, telefonfaules, schreibfaules Dreckwühlschwein.«
    Er grunzte nochmals.
    »Lebensecht«, gab sie zu, dann öffnete sie die Augen, und sie küßten sich und gingen zum Tee zu Fortnum, weil sie nach dem Fußmarsch einen Wolfshunger hatte.
     
    Sie ist hier.
    Sie ist zu Fuß gegangen, registrierte er, als die Erinnerungen in einem Schwall zurückkehrten, der Spaß, das Lachen, die verbundenen Körper. Über die Landstraßen getippelt von Lowestoft bis zur South Audley Street in ihren stark mitgenommenen Anna-Karenina-Stiefeln. Per Anhalter, mit einem prächtigen Lastwagenfahrer namens Mason. Mason hatte angehalten, damit sie die blauen Blumen pflücken konnte, hatte ihr Tee gekauft, die blauen Blumen in den Evening Standard gewickelt – sie hielt sie noch immer auf dem Schoß, sie sollten heute nacht neben dem Bett stehen –, und Mason hatte vorgeschlagen, daß sie eine Nummer mit ihm abziehen solle. »Aber ich hab’s nicht getan, Cassidy, Ehrenwort, nur einen Kuß und ein vielen Dank , Mason , ich bin nicht diese Art Mädchen .«
    »Sehr lobenswert«, sagte Cassidy. »Musterhaft geradezu«, und bestellte ihr eine zweite Portion Eier.
    »Lieber Lover, geht es dir gut? Darf ich dich küssen, oder werden sie die Sitte holen? So hat Mason sie genannt, Cassidy: Sitte. Für Polizei. Hast du das gewußt? Cassidy, ich liebe dich ungeheuer, das ist die erste wichtige Mitteilung, die ich dir zu machen habe. Volldeckung gewährleistet, nicht mal meine Zehen schauen raus. Cassidy. Lebendes und totes Inventar. Cassidy, du mich auch? Wirklich?«
    »Wirklich.«
    »Mein Gott, wie bin ich froh. Ich sagte zu Mason, wenn er mich versetzt, dann werden Sie mit mir schlafen müssen , ob’s Ihnen Spaß macht oder nicht, es ist ein katholischer Imperativ: Heißt es so? Wie Schiller. Um meinen Stolz wieder aufzurichten.«
    Sie beugte sich vor, um weitere wichtige Informationen zu erteilen. »Cassidy, du hast mich erschlossen. Ist das primitiv? Ich war ein Weibchen, eine Sklavin, ein Heimchen am Herd. Du hast eine Suffragette aus mir gemacht, kein Witz. Cassidy, sag , daß du mich liebst.«
    »Ich liebe dich.«
    »Er liebt mich«, versicherte Helen der Kellnerin. »Er und

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