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Wachsam

Wachsam

Titel: Wachsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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verspreche ich Ihnen, daß ich versuchen werde, es in Ihrem Sinne zu führen. Wie für eine große englische Familie mit Vergangenheit … Es zu ehren. Ich würde versuchen, all das zu machen, was Sie gemacht hätten mit entsprechend viel Geld …«
    Bis auf das langgezogene Rasseln von Shamus’ Atem war die Stille vollkommen. Sogar die Wassertropfen von der Decke fielen lautlos in ihr Emaillegefäß. Helens Augen waren noch immer gesenkt. Cassidy sah nur den goldenen Schein des Feuers auf ihrer Wange und die einzige rasche Schulterbewegung, als sie aufstand, auf ihren Mann zueilte und den Kopf an seiner Brust barg.
    »Bitte«, flüsterte sie. » Bitte .«
    »Das war wunderschön, Lover«, versicherte Shamus ihm mit einem strahlenden Nicken zur Seite hin. »Wirklich wunderschön gesagt. Ich will dir noch was sagen. Der Maharadscha ist ein James-Joyce-Fan. Hat mir dort draußen einen ganzen Riemen vorzitiert, das hättest du hören sollen.«
    »Das waren doch Sie!« protestierte Cassidy. »Das war nicht ich, das waren Sie.«
    »Und er hat Sirenen singen hören, Helen, und er kennt die englischen Lyriker von rückwärts auswendig –«
    »Shamus«, flehte Helen. » Shamus .«
    »Cassidy, passen Sie auf, ich habe eine großartige Idee. Kommen Sie übers Wochenende zu uns! Zur Jagd! Wir können Ihnen ein Pferd geben.«
    »Leider bin ich kein Reiter. Andernfalls recht gern.«
    »Macht nichts! Hören Sie, wir lieben Sie, solche Kleinigkeiten stören uns nicht, und das Pferd noch weniger! Und außerdem haben Sie ein großartiges Stiefelbein, nicht wahr, Helen? Ehrlich.«
    »Sag’s ihm, Shamus«, sagte Helen schnell. »Sag’s ihm, oder ich werd’s ihm sagen.«
    »Und am Abend« – seine Begeisterung für den neuen Freund steigerte sich mit jedem Plan – »abends wollen wir Mah-Jong spielen, und Sie sollen uns Gedichte vorlesen und uns alles über den Bentley erzählen. Kein Frackzwang, schwarzer Schlips genügt. Und dann tanzen wir. Nichts Bedeutendes, nur zwanzig Paare oder so, der Landadel und ein paar Earls, damit die Sache ein Gesicht bekommt, und wenn dann endlich die letzte Kutsche trunken schwankend die Auffahrt hinaus –«
    »Shamus!«
    Im nächsten Augenblick hatte sie das Zimmer durchquert und stand nun vor Cassidy, mit hängenden Armen und offenem Haar, wie ein Kind, das gute Nacht sagen soll.
    »Und wir werden die Montmerencys einladen!« schrie Shamus.
    »Cassidy wird begeistert sein von den Montmerencys. Die haben gleich zwei Scheiß-Bentleys!«
    Helens haselbraune Augen blickten tapfer in die seinen, und sie begann sehr leise zu sprechen.
    »Cassidy, ich muß Ihnen etwas sagen. Wir sind Schwarzmieter«, sagte sie. »Freiwillige Clochards. Shamus hält nichts von Eigentum, er sagt, es sei eine Flucht aus der Wirklichkeit, also ziehen wir von einem leeren Haus ins andere. Er ist nicht einmal Ire, er hört nur komische Stimmen, und er hat diesen Spleen, daß Gott in County Cork lebe, als dreiundvierzigjähriger Taxichauffeur verkleidet. Er ist Schriftsteller, ein fabelhaft großartiger Schriftsteller. Er verändert den Lauf der Weltliteratur, und ich liebe ihn. Und was Sie betrifft«, sie reckte sich auf die Zehenspitzen, legte die Arme um seine Schultern und lehnte sich mit dem ganzen Körper an ihn. »Was Cassidy betrifft, so ist er der reizendste Mensch auf der Welt, egal, woran er glaubt.«
    »Was, um Himmels willen, tut er?« brüllte Shamus. »Frag ihn, woher er den Zaster hat!«
    »Ich mache Einzelteile für Kinderwagen«, erwiderte Cassidy. »Fußbremsen, Verdeck und Fahrgestell«
    Sein Mund war völlig ausgetrocknet, und sein Magen verkrampft. Musik, dachte er; jemand muß Musik machen. Sie hält mich wie zum Tanzen, und die Kapelle will nicht spielen, und alle schauen uns an und sagen, wir sind verliebt.
    » Cassidys General Fastenings . Wir werden an der Börse notiert, achtundfünfzigeinhalb für die Einpfund-Aktie.«
     
    Er hält Helen in den Armen, und das Sichankuscheln ihrer Brüste verrät ihm, daß sie entweder lacht oder weint. Shamus öffnet die Whiskyflasche. Alle Arten von Visionen überstürzen sich in Cassidys wirrem Hirn. Der Tanzboden hat nachgegeben. Ihr seidiges Hügelhaar liebkost ihn durch den dünnen Stoff des Hausmantels. Schweizer Wasserfälle wechseln mit einstürzenden Schlössern und bröckelnden Börsenkursen. Bentleys liegen paarweise schrottreif am Straßenrand. Er ist in der Carey Street auf den Stufen zum Konkursgericht, wütende Gläubiger dringen auf ihn ein, und

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