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Wächter der Dunkelheit

Wächter der Dunkelheit

Titel: Wächter der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lloyd Biggle jr.
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befanden sich nur einen Erdentag von Primores, der Zentralsonne der Galaxis, entfernt, als Miß Schlupe endlich den Gedanken aussprach, der sie beide seit Beginn der Reise nicht losgelassen hatte.
    »Mir gefällt das nicht«, sagte sie. »Ich wollte, Smith wäre mitgekommen.«
    »Smith war halb verrückt vor Angst. Haben Sie das nicht bemerkt?«
    Sie starrte ihn an. »Woran konnten Sie das erkennen?«
    »An verschiedenen Dingen. Er hatte Angst vor der Dunkelheit, ganz im Ernst. Er fürchtete, daß die Feinde uns irgendwie ausfindig machen und vor seiner Nase wegputzen könnten. Deshalb wurden wir von der Erde in einer verschlossenen Kabine weggebracht, und deshalb erfolgte unser Unterricht in verschlossenen Räumen. Deshalb auch ließ Smith uns auf das Schiff bringen, ohne daß wir durch eine Transferstation mußten. Die Mannschaft auf dem Schiff wußte nicht, daß wir da waren. Niemand im Hauptquartier wußte von unserer Anwesenheit. Und auf diesem Schiff weiß man nur, daß wir an Bord sind, aber niemand kennt uns. Smith hatte entsetzliche Angst, daß die Agenten der Dunkelheit uns finden könnten.«
    »Das ergibt keinen Sinn«, sagte Miß Schlupe.
    »O doch. Es zeigt, wie allmächtig diese Gefahr ist. Was bisher geschehen ist, war so völlig unfaßbar, daß vernünftig denkende Menschen wie Smith überzeugt davon sind, die Dunkelheit könne uns vernichten.«
    »Ich verstehe immer noch nicht. Wenn Smith um unsere Sicherheit fürchtete, weshalb ließ er uns dann im Stich? Weshalb kam er nicht mit?«
    »Er ist ein bekannter Angehöriger des Sicherungsdienstes. Er befürchtete, daß er uns kompromittieren könnte, wenn er bei uns gesehen würde. Er wollte auch nichts zu unserem Schutz unternehmen, weil er Angst hatte, dadurch die Aufmerksamkeit der Feinde auf uns zu lenken. Ein Sonderschiff hätte Verdacht erweckt, denn fast niemand reist heutzutage in Sonderschiffen. Eine Verkleidung wäre durchschaut worden, und die Agenten der Dunkelheit hätten sich gefragt, was wir zu verbergen haben. Unsere einzige Chance liegt darin, daß wir so unauffällig wie möglich bleiben.«
    »Schön. Wir kommen also auf Primores an und treffen mit diesem Biag-n zusammen, und alles ist in Butter. Aber was geschieht, wenn er nicht auftaucht?«
    »Er ist ein Agent des Höchsten, deshalb nehme ich an, daß er auch ein besonders fähiger Mensch ist. Er weiß, mit welchem Schiff wir ankommen. Wir wissen, wie er aussieht. Nichts ist dem Zufall überlassen worden. Ich hoffe es zumindest. Ich freue mich darauf, diesen Mister Biag-n kennenzulernen. Wenn er die Dunkelheit wirklich aus persönlicher Erfahrung kennt, dann muß er mir ein paar überfällige Fragen beantworten.«
     
    *
     
    Sie beseitigten alle Spuren ihrer Anwesenheit, kippten die letzten terranischen Konservendosen in den Abfall und packten. Als das Signal zum Aussteigen kam, hielten sie ihre Koffer fest in der Hand und gingen durch den Transmitter. Sie erreichten die Transferstation 12 und blieben in der Ankunftshalle stehen.
    Sie waren in einem Surrealistenzoo.
    Smith hatte zwar immer wieder von den vielfältigen Lebensformen der Galaxis gesprochen, aber Worte konnten nicht auf das vorbereiten, was sich ihren Blicken bot. Lange bevor ihre Gehirne das Gesehene aufnahmen, wurden sie von den Gerüchten und Lauten überwältigt. Mehrere Schiffe entließen ihre Passagiere gleichzeitig, und aus dem Halbkreis der Transmitter gingen, liefen, hüpften, krochen, rollten, stakten und flogen Lebewesen. Sie alle mischten sich lässig unter die Wartenden der Ankunftshalle. Einige trugen ihr Gepäck, andere zogen es hinter sich her, und ein paar besonders extravagante Typen ließen sich von ihren stromlinienförmigen Koffern durch die Halle fahren.
    Darzek hielt seinen Koffer ganz fest und drängte Miß Schlupe aus dem Hauptstrom der Passanten in eine ruhige Ecke. Hier blieben sie beide stehen und sahen staunend um sich.
    »Schon der Gedanke an diese Gestalten hätte Noah zum Wahnsinn getrieben«, stellte Darzek fest. »Ich merke erst jetzt, was für ein relativer Begriff Schönheit ist. Da, sehen Sie sich diese Schlange an. Nein, nicht die, die andere mit den kurzen Beinchen. Sie hat eine unvorstellbar häßliche Form, aber ihre Farben sind unbeschreiblich schön. Smith hatte recht. Wir brauchen keine Verkleidung. Ich kann mir keine Form denken, die hier auffallen würde. Ist das da drüben ein Krake mit Flügeln?«
    »Wie wird uns dieser Biag-n in der Menge entdecken?«
    »Wenn jemand weiß,

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