Wächter der Dunkelheit
Schlupe wartete in einem Park auf ihn. Sie betrachtete durch die transparente Kuppel die aufragende Stadt.
»Ich hasse Parks ohne Bänke«, erklärte sie.
»Die Parks sind zum Spazierengehen da. Man kann auch daheim sitzen.«
»Und die Vögel fehlen mir auch. Ein Park ohne Bänke und Vögel ist wie ein Bier ohne Alkohol. Sind Sie sicher, daß Sie keinen Fehler begehen? Die Händler sind ziemlich reich, und sie bekommen vermutlich Hilfe von anderen reichen Händlern. Wenn ihnen jemand hilft, könnten sie sogar etwas erreichen.«
Darzek schüttelte den Kopf. »Ich unterhielt mich privat mit Gul Isc, bevor die anderen kamen. Er fand, daß ich mich auf Yorlq glänzend verhalten hatte, und erzählte mir, was hinter dem Treffen steckte. Gul Meszk hatte auf Primores II eine Plantage gekauft und sie heimlich in ein militärisches Trainingslager umgewandelt. Er begann mit etwa fünfhundert Mann und bildete sie selbst aus. Rhinzl war sein Stellvertreter, und natürlich mischten sich auch die anderen ein, sobald sie es für richtig hielten. In ganz kurzer Zeit brachten sie eine solche Unordnung in die Truppen, daß man sie nie mehr zum Gehorsam erziehen kann. Sie sind verwirrt, weil auf Yorlq alles so leicht aussah.«
»Dann möchten sie in Wirklichkeit, daß Sie die Sache geradebiegen.«
Darzek nickte. »Ich soll ihnen eine Armee ausbilden, mit der sie am Ende machen können, was sie wollen.«
»Vielleicht könnten Sie dennoch mithelfen.«
»Es ist nicht das Richtige. Die Zusammenrottungen sind nur Symptome. Es gilt nicht, ihnen zu widerstehen, sondern herauszufinden, was sie verursacht. Das schaffen wir nur, wenn wir die Eingeborenen beobachten. Auf Yorlq machten wir uns nicht einmal die Mühe, ihre Sprache zu lernen. Diesen Fehler werde ich nicht wiederholen.«
»Die Händler werden merken, daß Sie sich nicht zurückgezogen haben. Sie können nicht mit Tausenden von Welten handeln, ohne daß jemand es merkt.«
»Ich glaube doch.«
»Auf Yorlq haben alle zusammengearbeitet. Vertrauen Sie denn keinem einzigen mehr?«
»Nein, aber sie können mir immer noch nützlich sein. Heute beispielsweise hat mir Gul Halvr erzählt, daß E-Wusk auf Primores ist, und das wundert mich sehr.«
*
Der alte Händler schien verfallen zu sein, seit Darzek ihn zum letzten Mal gesehen hatte. Er hatte Gewicht verloren, und seine ledrige Haut wies tiefe Runzeln auf. Er begrüßte Darzek herzlich, aber die echte Fröhlichkeit war aus seinem Lachen gewichen.
»Gul Halvr erzählte mir vom Kampf gegen die Dunkelheit.«
»Es war eigentlich kein Kampf.«
»Wer es gegen die Dunkelheit aufnimmt, muß mit einer Niederlage rechnen.«
»Sie haben recht. Ich war überrascht, als ich erfuhr, daß Sie sich auf Primores niedergelassen hatten.«
»Ich wollte den Höchsten nach einem ruhigen Zufluchtsort fragen. Aber es gibt so viele, die mit dem Höchsten sprechen wollen – so viele, die vor der Dunkelheit geflohen sind.« E-Wusk seufzte. »Man muß warten, bis man an der Reihe ist, und ich habe Angst, noch sehr viel länger zu warten. Würde es Sie überraschen, wenn ich sage, daß die Dunkelheit noch vor mir hier war?«
»Die Dunkelheit? Hier auf Primores? Ich kann es nicht glauben.«
»Ich habe sie an der Arbeit gesehen.«
»Ich nicht«, sagte Darzek. »Deshalb kann ich Ihnen nicht glauben.«
E-Wusk wirkte gekränkt. »Sie wollen E-Wusk nicht glauben? Kommen Sie!«
Darzek folgte ihm in einen der wunderschönen Parks, die es in der Stadt gab. Sie gingen langsam, und E-Wusk starrte jeden Eingeborenen an, der ihnen entgegenkam. »Hier nicht«, sagte er schließlich. Sie gingen in einen anderen Park. Und wieder in einen anderen.
Dann fand er, was er gesucht hatte. »Dort!« flüsterte er.
Eine kleine Gruppe von Primoriern hatte sich an einer Kreuzung getroffen. Einer von ihnen sprach schrill und mit heftigen Bewegungen. Er schien die anderen zu belehren. Sie hörten ihm nicht recht zu.
»Dort!« flüsterte E-Wusk wieder.
Sie sahen zu. Die Leute gingen bald wieder, und der Sprecher sah ihnen verächtlich nach. Dann begab er sich auf die andere Seite des Parks und sprach die nächste Gruppe an.
»Das ist ein Zeichen der Dunkelheit?« fragte Darzek verwirrt.
»Ja.«
Darzek kratzte sich am Kopf. »Was sagte er?«
»Ich kann es nicht genau wiederholen, da ich die Sprache nicht verstehe. Aber ich kenne den Inhalt seiner Worte. ›Die fremden Händler saugen uns das Blut aus. Sie leben in ihren vornehmen Häusern und lassen uns nur
Weitere Kostenlose Bücher