Wächter der Macht 01 - Intrigen
wird jede Grausamkeit denkbar.«
»Das ist wahr.«
Die Admiralin wandte ihre Aufmerksamkeit wieder den Sichtfenstern zu. »Möge die Macht mit Euch sein, Prinzessin.«
»Und ebenso mit Ihnen, Admiralin.«
Auf dem Shuttleflug zurück nach Corellia saß Leia in so etwas wie Kummer versunken da, und in den ersten paar Minuten des Fluges vermochte sie nicht zu sagen, woher das kam, was das zu bedeuten hatte. Ihre Familie hatte überlebt.
Dann dämmerte ihr die Antwort. Ihre Familie hatte überlebt - aber sie nicht, in gewisser Weise. Für eine Weile war sie zu etwas anderem geworden. Um ihren Ehemann und ihre Tochter zu schützen, hatte sie gelogen und betrogen, in einem Maße, wie es nicht einmal Politiker tun mussten - sie hatte andere gewissenlos manipuliert. Jeder, der die Wahrheit über ihre Taten herausfand, konnte sie als Druckmittel gegen sie einsetzen, um sie zu schwächen, vielleicht, um andere
hinsichtlich ihrer Person zu desillusionieren.
Sie versuchte daran zu denken, was sie nicht getan hätte, um Han und Jaina zu beschützen. Hätte sie Zugriff auf die Selbstzerstörungscodes gehabt, hätte sie jeden Jäger zerstört, jeden Piloten getötet, der ihnen zu nahe gekommen wäre? Wäre sie imstande gewesen, die Transpondercodes so zu vertauschen, dass Freunde wie Gegner wirkten, um die GAStreitkräfte auf diese Weise dazu zu bringen, einander in Massen gegenseitig vom Himmel zu holen, um hundert oder tausend Leben für die zu opfern, die sie liebte? War sie bereit, den Frieden, nach dem sie so verzweifelt strebten, zu opfern, würde sie ganze Völker gegeneinander in den Krieg schicken, damit ihre Liebsten in Sicherheit waren?
Sie gab sich keine Antworten auf diese Fragen, weil sie sich davor fürchtete, was aus ihr werden könnte, wenn die Antwort auf all diese Fragen Ja lauten würde.
Sie gelangte zu dem Schluss, dass es das war, was sie belastete, die Art Belastung, die Jedi traditionell zu vermeiden versuchten. Es ging darum, andere Leben als ihr eigenes zu opfern, um ihr eigenes Glück zu bewahren.
Zukünftig würde sie bereitwillig ihr eigenes Leben geben, um das von Han zu retten oder das ihrer Kinder oder das von Luke und seiner Familie - aber kein Leben, das zu opfern sie nicht das Recht hatte.
Sie konnte weder dafür sorgen, dass Han ewig lebte noch sie selbst. Eines Tages würde er sterben. So war das Leben. Sie würde tun, was immer sie konnte, um zu verhindern, dass dies geschah - was immer in ihrer Macht stand, mit Ausnahme alles Bösen.
Diese Entscheidung zu treffen war wie eine Klinge aus Transparistahl in ihr Herz zu rammen und sie abzubrechen, sodass die Spitze auf ewig in ihr blieb.
Doch es war die richtige Wahl.
Als der Pilot schließlich über die Lautsprecher der Raumfähre verkündete »Treten in die Umlaufbahn von Corellia ein«, hatte Leia Frieden mit sich geschlossen. Sie war nicht glücklich - sie konnte beinahe spüren, wie ihr Herzblut von ihr tropfte, wo immer sie hinging, sich in einer Pfütze unter ihr sammelte, wo immer sie Platz nahm -, doch sie war mit sieh im Reinen.
STERNENSYSTEM MZX32905, NAHE BIMMIEL
»Werden Sie ihr die angemessenen Ehren erweisen?«, fragte Jacen.
Lumiya nickte. »Sie war eine noble Kriegerin. Als solche werde ich sie behandeln.«
Sie standen zusammen in der großen Luftschleuse, die an die Hangarbucht angrenzte, wo Jacens Raumfähre wartete. Die Andockröhre stand unter Druck und war an die Seite des Shuttles gekoppelt. Ben, bewusstlos, war an Bord, auf einem Sitz angeschnallt, sein Lichtschwert wieder in seinen Gürtel eingehakt.
»Ich weiß, dass das schmerzvoll war«, sagte Lumiya. »Aber Sie sind bereits daran gewachsen.«
Jacen sah sie gequält an. »Worte, Lumiya. Durch Schmerz wird er wuchsen. Diese Worte mindern nicht die Tragik dessen, was gerade passiert ist. Nicht im Geringsten.«
»Das ist kein Klischee. Jacen. Es ist ein notwendiger Bestandteil der ethischen Voraussetzung für unsere Kräfte.« Sie deutete an der Raumfähre und den Hangartoren vorbei zu den unsichtbaren Sternen. »Die Jedi finden ihr Gleichgewicht durch den Verzicht auf persönliche Bindungen. Die Sith zelebrieren diese Bindungen - und wir finden unser Gleichgewicht in wohl überlegten, schmerzvollen Opfern. Nur auf diese Weise können wir uns unsere Wertschätzung für Verlust, Schmerz und Moral bewahren - all das, was normalen Leuten widerfährt oder ihnen wichtig ist.«
Jacen dachte darüber nach. Ihre Worte ergaben Sinn. Eine solche Philosophie
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