Wächter der Macht 06 - Inferno
bewusst, dass sie mit ihm reden wollte. Besorgt, dass ihrer Tochter irgendetwas zugestoßen war, konzentrierte er sich auf sie und fand Allana dort, wo sie sein sollte – weit, weit weg, glücklich und vermutlich in Sicherheit.
Caedus antwortete Tenel Ka, indem er seine Präsenz mit Neugierde erfüllte, dann löste er das Komlink vom Gürtel und öffnete einen Kanal zu seiner Kommunikationsoffizierin, Leutnant Krova.
»Königinmutter Tenel Ka möchte mit mir reden«, sagte er. »Stellen Sie eine sichere Verbindung zur Drachenkönigin her, und kontaktieren Sie mich, wenn Sie sie am Kom haben.«
»Unverzüglich, Colonel. Ich werde Sie anpiepsen, sobald Ihre Majestät zu sprechen ist.«
Mittlerweile hatten sie die Krankenstation verlassen. Im Korridor davor drängten sich zwei Arten von Verwundeten: die, die sterben würden, ganz gleich wie schnell sie in einen Baktatank verfrachtet wurden, und jene, die aller Wahrscheinlichkeit nach am Leben bleiben würden, bis man sie auf eine der anderen Krankenstationen der Anakin Solo verlegte. Nur wenige Wesen waren bloß leicht verletzt.
Während sich Caedus mit übel zugerichtetem Gesicht und bandagiertem Kopf durch den dicht bevölkerten Korridor drängte, konnte er die Bewunderung der Besatzung der Anakin Solo für seine Tapferkeit und Hingabe spüren. Zugleich gewahrte er aber auch ihre Furcht vor seiner Brutalität und ihren Unmut über die hartherzige Art und Weise, wie er ihre Leben aufs Spiel setzte. Sie liebten ihn nicht so, wie es die Coruscanti-Öffentlichkeit tat, doch sie hatten Ehrfurcht vor ihm, und solange Caedus sich und seiner Mission treu blieb, war er überzeugt davon, dass sie ihm in den Kern selbst folgen würden.
Es dauerte eine geschlagene Minute, bis sie einen Korridor erreichten, in dem es nicht vor Verwundeten und Medidroiden wimmelte, und weitere dreißig Sekunden, um zu einer Transportstation zu gelangen. Sie stiegen eine kurze Rampe hinab, traten in einen Mannschaftswagen und verkündeten ihr Ziel, ehe der Bordcomputer ihre Netzhäute scannte, um ihre Identitäten und ihre Sicherheitsfreigaben zu bestimmen. Einen Moment später setzte sich der Wagen mit einem Satz in Bewegung, um durch einen blauen Durastahltunnel in ein Netzwerk von Transportröhren hinunterzuschießen – im Wesentlichen waagerechte Repulsoren, die Personal und Ausrüstung durch den gewaltigen Rumpf der Anakin Solo beförderten.
Caedus lehnte sich im Sitz zurück, versank in seinem Schmerz und war überrascht darüber, wie groß sein Bedürfnis war, einfach bloß zu schlafen. Natürlich hatte der Kampf mit Luke ihn ausgelaugt, doch seine Erschöpfung war vornehmlich emotional und seelisch. Jetzt, wo ihn seine Freunde und Angehörigen vollends im Stich ließen und seine Anhänger in ihm mehr zu sehen begannen als einen Menschen, fühlte er sich zusehends isolierter. Es gab niemanden in seinem unmittelbaren Umfeld, mit dem er über seine Gefühle sprechen konnte wie einst mit Jaina oder den er um Rat fragen konnte wie einst Luke oder an den er sich wenden konnte, um vorbehaltlose Unterstützung zu erfahren – wie einst bei seinen Eltern.
Jetzt war da bloß noch Tenel Ka, die ihm bei ihren kurzen Rendezvous alle anderen Menschen ersetzte, und die Hoffnung darauf, dass sie eines Tages für immer zusammen sein konnten. Caedus schloss die Augen und ließ seinen Geist in die Zukunft schweifen, nicht, um sie durch die Macht zu sehen, sondern um sie sich mit seinem Herzen auszumalen.
Das war der Moment, in dem sein Komlink piepsend nach seiner Aufmerksamkeit verlangte. Als er einen Blick auf das Display warf und feststellte, dass Krova bereits eine Verbindung zu Tenel Ka hergestellt hatte, verschwand seine Müdigkeit, und selbst seine Wunden schienen mit einem Mal weniger zu schmerzen.
Er aktivierte das Mikrofon, ehe er sagte: »Königinmutter, was für eine angenehme Überraschung. Ich wusste, dass die Allianz auf Euch zählen kann.«
»Die Allianz ja, Jacen«, sagte sie und benutzte seinen Vornamen anstelle seiner Rangbezeichnung, um zu signalisieren, dass diese Unterhaltung privat war. Caedus mochte seinen alten Namen nicht, weil er ihn an den Kleinmut und die Unentschlossenheit erinnerte, die als jüngerer Mann seine Schwäche gewesen waren, doch sie würde kein Verständnis dafür haben, wenn er sie darum bat, ihn bei seinem Sith-Namen zu nennen … zumindest noch nicht. »Ich fürchte jedoch, was dich betrifft, gilt das nicht länger.«
»Wie bitte?« Caedus ’ Herz
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