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Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc

Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc

Titel: Wächter der Menschheit - Green, S: Wächter der Menschheit - The Man with the Golden Torc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Drood! Dieser Gang führt uns in die Anlagen unter dem U-Bahnnetz. Orte, die von der Eisenbahn verlassen und aufgegeben wurden. Alte Bahnhöfe, zu denen niemand mehr hingeht, eingestellte Linien, Schächte, die nie fertiggestellt wurden - die Art von Sachen.«
    Ich nickte. Ich wusste, wo wir waren und wohin wir unterwegs waren; ich wollte Molly nur zeigen, dass ich wieder ich selbst war. Ich konnte das Dröhnen von Zügen hören, die gar nicht so weit von uns vorüberfuhren. Die Geräusche erstarben, während Molly und ich den abfallenden Tunnel hinunter in die Dunkelheit gingen.
    »So«, sagte ich nach einer Weile. »Was machen wir, wenn wir auf Trolle stoßen?«
    »Mein Plan sieht vor, die Beine in die Hand zu nehmen. Versuch Schritt zu halten!«
    »Jemand hat mir erzählt, sie machen sich wieder bereit zu schwärmen.«
    »Das passiert alle fünf Jahre; man kann die Uhr danach stellen. Die Trolle übervölkern die Tunnels und brauchen die Nahrungsvorräte auf, bis sie irgendwann der Hunger und der schiere Druck ihrer Zahl nach oben in Richtung Tageslicht und Menschen treibt. So kommen alle paar Jahre die Kopfgeldjäger dazu, gutes Geld zu machen, indem sie in die Schächte hinuntersteigen und die Herde auf eine annehmbare Anzahl herunterkeulen.«
    »Ich verstehe nicht, wieso wir die hässlichen Viecher nicht einfach ausrotten«, sagte ich.
    »Oh, das dürfen wir nicht!«, erklärte Molly. »Jede Spezies erfüllt eine Funktion in der Natur, auch wenn wir sie nicht erkennen können. Rotte die Trolle aus, und etwas viel Schlimmeres könnte vortreten, um den freigewordenen Platz einzunehmen. Besser die hässlichen Viecher, die man kennt, als die, die man nicht kennt!«
    Wir gingen weiter von einem Tunnel in den nächsten und dann in den nächsten, immer weiter nach unten, tiefer in die Erde hinab. Die Luft wurde heiß und stickig, fast schwül. Wir platschten durch abgestandene Wasserlachen auf dem Boden, und von der Decke tropfte noch mehr Wasser. In dieser Treibhausatmosphäre gediehen Pilze, die, wo sich Wand und Boden trafen, in dicken, weißen Klumpen und an der Decke in aufgedunsenen, fleischigen, verstreuten Massen wuchsen. Riesige Matten aus grünem und blauem Moos überzogen die Wände, fünf, sechs Zentimeter dick, so weit ich blicken konnte. Lange, langsame kleine Wellen versetzten die Oberfläche des Mooses in wogende Bewegung, als ob unsere Anwesenheit es störte.
    »Es gibt welche, die sagen, wenn man das Moos isst oder raucht, gewährt es einem den Anblick unsichtbarer Dinge und anderer Welten«, sagte Molly.
    »Dafür brauche ich kein Moos«, entgegnete ich. »Das ist ganz normal für mich. Ist dir aufgefallen ... dass es hier unten keine Ratten gibt? Nirgends!«
    »Ja«, meinte Molly, »ist mir aufgefallen. Die Trolle müssen alle gefressen haben. Und wenn sie gezwungen waren, Ratten zu fressen, so kann es nur deswegen sein, weil sie alles andere schon gefressen haben. Sie müssen wirklich kurz vorm Schwärmen stehen!«
    »Vielleicht könnten wir irgendwann anders wiederkommen und den Maulwurf besuchen!«, schlug ich vor.
    »Für einen Drood bist du echt ganz schön feige, was?«
    »Vorsichtig«, korrigierte ich sie. »Ich ziehe das Wort vorsichtig vor.«
    »Hör zu, die Behörden haben inzwischen bestimmt schon Kopfgeldjäger heruntergeschickt.«
    »Stimmt«, sagte ich. »Ich glaube, ich habe einen gefunden.«
    Wir knieten beide nieder, um die Überreste dessen in Augenschein zu nehmen, was einmal ein weiblicher menschlicher Körper gewesen war. Er lag auf dem Rücken in einer Blutlache, die schon so weit getrocknet war, dass sie sich zäh anfühlte. Seine Lederrüstung war in Fetzen gerissen und der Brustkorb zerschmettert worden, um an das Fleisch darunter zu kommen. Arme und Beine waren abgerissen und die abgenagten Knochen lagen verstreut auf dem Boden herum. Das Gesicht war bis auf die Knochen weggefressen; aus leeren Augenhöhlen und mit blutverschmierten Zähnen grinste uns der Schädel an.
    »Irgendeine Idee, wer das gewesen sein könnte?«, fragte ich. Der Zustand der Leiche störte mich nicht; ich habe schon viele Leichen gesehen.
    »Nein«, sagte Molly stirnrunzelnd. »Die einzige Kopfgeldjägerin, die ich kenne, ist Janitscharen-Jane, und das hier ist nicht ihre Rüstung.«
    »Du kennst Jane?«, fragte ich überrascht.
    »Wir haben zusammen an ein paar Fällen gearbeitet. Ich kann mich nur wiederholen, Eddie: Die Welt ist nicht so fein säuberlich in Schwarz und Weiß getrennt, wie deine

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